Rückkehr mit Wehmut
Seit der neue Flughafen in Dar genutzt wird, beginnt die Heimreise meist schon in Dar es Salaam mit einem Kälteschock. Völlig überdimensioniert und total heruntergekühlt gilt es die Stunden bis zum Abflug zu verbringen und die Reise noch ein wenig ausklingen zu lassen.
Zufrieden fliegen wir heim – und ein wenig wehmütig! Zufrieden, weil das Beziehungsnetz stabiler geworden und Vertrauen gewachsen ist. Wehmütig, weil es eben auch ein Abschied ist und wir Menschen und Aufgaben zurück lassen, die uns ans Herz gewachsen sind. Doch irgendwie sind unsere Aufgaben halt auch klar aufgeteilt. Und als die Schwestern in Mbinga uns wieder einmal zum Bleiben eingeladen haben, kam die Intervention von Sr. Janeth schnell. Nein, sie müssen zurück, denn wenn sie ihre Aufgabe in Deutschland nicht erledigen, können wir hier in Mbinga nichts mehr so vielen Menschen helfen und kommen viel langsamer voran. “Wir brauchen einander, jede auf ihrem Platz.”
“Kama bossi bila fedha” – “Wie ein Boss ohne Geld”
… so der Kommentar von Sr. Vincentia, als ich ihr das Bild zeigte.
Wir waren früh dran. Aus Sorge vor erneutem Starkregen sind wir mit Sr. Vincentia schon um 5 Uhr in Ilunda aufgebrochen und hatten noch eine Stunde Zeit vor dem Abflug, um in Iringa einen Kaffee mit wunderbaren Zimtschnecken zu essen. Wertvolle Zeit, denn nun begann Sr. Vincentia von ihren Praktikumserfahrungen während ihres Studiums zu erzählen. Mit großem Engagement berichtet sie, wie sie auf die Dörfer gefahren sind und Gesprächskreise und Workshops zum Thema Gewalt in der Familie abzuhalten. Im Erzählen wird ihre Erschütterung deutlich, über das was sie an Not und Elend in den Familien erlebt hat. Sie berichtet darüber, wie normal Gewalt gegen Frauen und Kinder ist, auch sexuelle Gewalt.
Gerne arbeitet sie im Moment bei den Kindern in Ilunda, denn auch da wird sie mit schwierigen familiären Situationen konfrontiert, aber es zeigt sich auch, dass ihr Herz für die Gender-Arbeit schlägt.
Völlig unerwartet haben wir auf der Autofahrt und bei Zimtschnecken eine weitere Kämpferin gefunden! Und reisen nach Dar es Salaam weiter mit Überlegungen, wie wir am Traum von Sr. Vincentia mitarbeiten können.
Dorf der Hoffnung
Auch das Dorf der Hoffnung ist in die Jahre gekommen. Als sich einige Jahre nach dem Ausbruch der AIDS-Epidemie abzeichnete, dass die Zahl der Waisenkinder steigt und eine Versorgung der Kinder in den Großfamilien nicht immer möglich ist, wurde in Ilunda von Mama Fausta, einer resoluten Italienerin, das Waisendorf gegründet.
Lange Zeit haben unsere Schwestern unter der Leitung von Mama Fausta dort gearbeitet.
Seit kurzem nun hat Mama Fausta und die Diözese die Einrichtung an uns übergeben.
Nun können endlich dringende Reparaturen in Angriff genommen werden. Die Dächer sind nicht dicht, die Toiletten in einem jämmerlichen Zustand und wir brauchen eine Lösung für die kleinen Kochstellen und überlegen, auch hier eine Lösung mit einer Biogasanlage.
Auffällig ist, dass die Zahl der infizierten Kinder ein wenig zurückgegangen ist. Ein Erfolg der engmaschigen und kostenfreien Therapie der Mütter.
Halbzeit
– nicht für uns, aber für die Freiwilligen. Und so war am Wochenende Zeit, um zurück und nach vorne zu schauen.
Ganz unterschiedlich sind die Erfahrungen, unterschiedlichen Fragen und Herausforderungen. So unterschiedlich wie die vier junge Frauen und ihre Einsatzstellen sind und doch tut der gemeinsame Austausch gut und wir diskutieren viele verschiedenen Themen.
Für uns dagegen geht die Zeit zu Ende. Abschied nehmen ist wieder angesagt. Eine wertvolle Zeit geht zu Ende.
Lernen – ein Leben lang
Nein, das ist keine Werbekampagne für eine Sportbekleidungshersteller, es ist ein Bild aus dem Kindergarten in Mbinga. Vermutlich sind die Trainingsanzüge sowieso Imitate, denn die Qualität lässt zu wünschen übrig.
Rechnen im 10er-Raum ist angesagt. Doch 4+0=___ ist gar nicht so einfach. Mit Flaschendeckeln, die auf dem Tisch liegen, versucht der kleine Baraka sich zu helfen. Aber es ist echt schwer, wenn man schon vier Deckel liegen hat und dann ein plus-Zeichen liest, keinen weiteren Deckel dazu zu legen. Flaschendeckel von alten Fantaflaschen als Hilfsmittel beim Rechnen. Hoffentlich durften die Kinder, die Flaschen selbst austrinken.
Nach der Mathe-Stunde machen sich alle auf den Heimweg, manche werden mit dem Pikipiki abgeholt, andere gehen in Gruppen nach Hause. Aber es ist zu sehen, dass die größeren Kinder sich sehr cool vorkommen in ihren Trainingsanzügen. Einer der Jungs zieht sein Hosenbein bewusst übers Knie. Und ich lerne dabei, dass das einen richtig coolen Rapper auszeichnet.
Und noch ein Tag des Dankes
In Tansania ist der “Tag des geweihten Lebens”, anders als in Deutschland, ein richtig wichtiger Festtag für Kirche und Orden.
Deshalb fand in Ruhuwiko schon am Montag das zentrale Fest der Diözese Songea statt. Gestern nun trafen sich Ordensleute und Priester der Diözese Mbinga hier im Regionalhaus. Jeder brachte irgendetwas mit, Eier, Hühner, Seife… Und wir hörten die Hühner schon am Morgen um ihr Leben rennen. Wegen der schlechten Straßenverhältnisse konnten manche auch nicht kommen, aber die meisten trotzten dem Matsch, den Schlammlöchern und dem Regen. Inzwischen hat es hier jedoch auch Brücken und Straßen weggeschwemmt, da ist dann zur Zeit gar kein Durchkommen.Doch, wer es nur irgendwie möglich machen konnte, war da und es wurde ausgiebig gefeiert, gegessen, getanzt, Erfahrungen und Erlebnisse ausgetauscht.
Besonders im Gottesdienst und bei den Theaterstücken am Nachmittag kam der Dank über die besondere Berufung zum Ordensleben zum Ausdruck.
Ruhuwiko sagt Danke
Irgendwie war die Schule für Kinder mit Hörschädigungen, St. Vincent in Ruhuwiko nun doch in die Jahre gekommen. Vor über 25 Jahren gebaut und viele Räumlichkeiten erstmalig zum Besuch von Papst Johannes Paul II. genutzt, haben Sonne, Wind und Regen und natürlich viele Schülergenerationen dem Gebäude zugesetzt. Deshalb stand im vergangenen Jahr so etwas wie eine Generalsanierung an.
Nun steht nur noch das Schwesternhaus aus. Und wie immer in solchen Situationen ist es nun wirklich dringend. Gerade jetzt bei diesen heftigen Regenfällen müssen überall im Haus Eimer aufgestellt werden, um den Regen aufzufangen. Eine der Schwestern musste ihr Bett verrücken, um nachts nicht nass zu werden. Jetzt hat leider die Regenzeit schon begonnen, nun kann das Dach nicht mehr neu gedeckt werden. Aber die Schwestern freuen sich allein schon wegen der Aussicht, dass es dann im nächsten Jahr besser wird.
Ruhuwiko haben wir besucht, auf dem Weg zum Flughafen. Denn inzwischen ist Sr. Elisabeth schon auf dem Weg nach Hause – mit vielen Grüßen und Briefen in der Tasche.
Gruppenbild
So ein Gruppenbild kann zu einer ziemlichen Herausforderung werden. Für alle Beteiligten. Nicht nur für die Fotografin. Und dabei haben alle ihre schönsten Kleider angezogen. Fast alle! Georgie war nicht dazu zu bewegen, die coole rote Trainingshose auszuziehen. Annetti musste dringend noch ihren Keks essen und Emmi hatte ihren Schuh verloren. Außerdem fehlen die Kindergartenkinder und eines der ganz Kleinen musste mit Fieber ins Krankenhaus.
Trotzdem. So gut wie vollständig. Deshalb darf ich vorstellen: das Waisenhaus St. Katharina, 27 Kinder, 6 Schwestern, verschiedene Erzieherinnen und Miriam, die deutsche Freiwillige!
Immer wieder kommen neue Kinder hinzu. Interessanterweise scheint der Kontakt zur Großfamilien bei einigen Kindern aber stabil zu bleiben und sie können dann nach der Kleinkindphase wieder in die Familie zurück kehren. Und die anderen Kinder kommen ab dem 5. oder 6. Lebensjahr in eine der Schulen mit Internat. In den Ferien aber reisen alle nach Hause, nach St. Katharina. Noch geht das. Noch reicht der Platz!
Sr. Asteria bedankt sich immer wieder für das neue und schöne Haus. Nur sind leider alle drei Waschmaschinen kaputt und die ganze Wäsche muss von Hand gewaschen werden. Außerdem brauchen Kühe, Ziegen, Schweine und Hühner dringend einen Stall. Tja, mal sehen. Zuerst müssen wir aber das Waschmaschinenproblem lösen. Die Tiere können auch noch eine Weile im Bretterverschlag bleiben.
Geschafft!
Nun haben wir tatsächlich heute das letzte Seminar zur Vorbereitung der Wahlen zum außerordentlichen Generalkapitel gehalten. Nun sind so gut wie alle Schwestern in Deutschland und Tansania auf dem gleichen Informationsstand und die Wahlen können ab übermorgen auch in der Region Tansania beginnen.
Das ist echt ein großer Schritt für uns und wir sind total erleichtert, dass das Interesse so rege war, die Fragen uns jeweils einen Schritt weiter gebracht haben, dabei neue Ideen entwickelt und Impulse gegeben wurden. Einfach, dass der Geist gewirkt hat!
Die Wahllisten sind fertig, die Wahlzettel müssen noch auf Kisuaheli übersetzt werden – und dann kann es los gehen!
Regen ohne Ende!
Klar, wenn man in der Regenzeit nach Mbinga fährt, muss man mit Regen rechnen. Aber ein wenig dosierter hätte es schon sein können. Es regnet seit Anfang Januar jeden Tag und heute gleich mal in Eimern, als Regen kann man es zwischenzeitlich nicht mehr bezeichnen. Es schüttet einfach Wasser vom Himmel.
Als wir mit der Cessna am Freitag übers Land geflogen sind, sah man ganz deutlich wie voll die Flüsse sind, viele Felder stehen ganz im Wasser – und es sind nicht die Gegenden, in denen Reis angebaut wird. Sr. Kaja erzählt, auf einem der Felder hier müssen sie demnächst das dritte Mal aussähen, weil die Saat in der Nässe nicht aufgeht sondern verfault. In Peramiho hat der Sturzregen das Wasserkraftwerk zerstört, so dass nun Krankenhaus, Abtei, Priesterseminar und die Dörfer der Umgebung ohne Strom, bzw. auf Solar und Dieselgenerator angewiesen sind.
Wir haben inzwischen schon das erste Seminar mit den Schwestern zu den neuen Konstitutionen und der kommenden Wahl des außerordentlichen Generalkapitel abgehalten. Für uns alle war es ein guter Tag, voll Zuversicht für die ganze Gemeinschaft.