Zufrieden
Zufrieden und erfüllt kehrten wir heim. Außer unseren – ziemlich unwichtigen – Internetproblemen verlief unsere Reise sicher und erfolgreich. Wir konnten viel Zeit mit den Schwestern verbringen, gemeinsam feiern, beten, arbeiten und viel lachen!!! Unkompliziert konnten wir die Dinge erledigen bzw. vorbereiten, die nun für den Aufbau der jungen Region wichtig sind. Wir trafen motivierte und begeisterte junge Frauen, die etwas bewegen wollen. Ein bisschen traurig war der Abschied dann schon – aber die Aussicht auf ein baldiges Wiedersehen tröstet.
Hoffnung
Mindestens fünf Jahre steht diese neu errichtete Schneiderwerkstatt in Ariajavi leer. Jetzt endlich ist eine der Schwestern, Sr. Rahel, so weit, dass wir erste Vorbereitungen zur Aktivierung des Projektes in Angriff nehmen können. Sr. Rahel hat nun ihre Schneiderinnenausbildung abgeschlossen. Nun macht sie noch ein Praktikum in einer Einrichtung für Menschen mit Behinderungen. Die Werkstatt steht noch so da, wie sie vor fünf oder mehr Jahren von einer anderen Gemeinschaft verlassen wurde. Gut, Staub, Spinnen und irgendwelches anderes Getier haben sich die Nähmaschinen und Möbel erobert. Aber das lässt sich ja leicht vertreiben. Scheinbar wohnen die ehemaligen Mitarbeiterinnen teilweise arbeitslos noch in der Gegend – und junge Mädchen und Frauen mit einer körperlichen Behinderung, die glücklich über einen Arbeits- und Ausbildungsplatz wären, gibt es genügend. Wir können also die ersten Schritte in die Umsetzung wagen.
Frauen-Power
Ein Besuch bei einer von Sr. Marthas Frauengruppen mündete für uns in eine Unterrichtsstunde über Mikrokreditprogramme in Oromo Fare, der lokalen Sprache. An einer kleinen Tafel versuchte uns der Trainer, den Sinn des Sparens zu erklären… leider verstanden wir gar nichts und waren erst mal froh, als wir von Sr. Sara erlöst wurden. Der Architekt des künftigen Noviziatshauses war gekommen und wollte mit uns nach dem geeigneten Bauplatz schauen. Die Kühe und die sie umschwirrenden Insekten schienen zu ahnen, dass wir ihnen ein Stück ihrer Weide wegnehmen werden und auch die Beschaulichkeit wird erst mal dem Baulärm weichen müssen. Auf jeden Fall waren sie nicht besonders über unseren Besuch erfreut. Sr. Sara hatte dann auch schnell einen Schlag mit der Hufe am Arm abbekommen und ich musste mich nicht nur irgendwelchen gemeinen stechenden Insekten erwehren.
Und doch waren wir echt froh, dass nun endlich dieses Projekt in Angriff genommen werden kann. Spätestens in zwei Jahren wird der Platz in den bestehenden Konventen zu knapp und wir hoffen, dass wir dann vielleicht schon das neue Haus beziehen können.
Maskal und Vinzenzfest
Auf dem Weg nach Nekemte fiel uns auf, dass viele Menschen geschäftig unterwegs waren, auf dem Weg zum Markt, Kuhherden oder Schafe vor sich hertreibend, große Bündel Gras oder Holz auf dem Rücken tragend oder auf Esel geschnallt. Sr. Sara erklärte uns, mit Aufregung in der Stimme, dass sich alle auf ein großes Fest vorbereiten. Klar, am Mittwoch war Vinzenzfest, der Gedenktag unseres Ordensgründers, aber es wäre doch sehr vermessen, sich einzubilden, dass dieses Fest für die Menschen in Äthiopien von so großer Bedeutung ist. Nach einigen Verständigungsversuchen wurde klar, dass die äthiopische Königin, die nach Jerusalem gereist ist und dort einen Splitter des Kreuzes Christi abgeholt hat, dieselbe Königin Helena ist und wir uns auf das Fest Kreuzerhöhung vorbereiten. Inmitten dieser Menschen, die sich auf dem Weg zum Markt oder vom Markt befinden, sahen wir vor allem Männer mit langen Holzbündeln laufen. Ungewöhnlich – denn im Alltag tragen die Frauen oft Holzbündel auf dem Rücken, die sie tief auf den Boden drücken. Männer mit diesen langen schmalen Holzbündeln zu sehen, musste also auch mit den Festvorbereitungen zusammen hängen. Und so erfuhren wir, dass vor den orthodoxen Kirchen und an anderen Plätzen, die Leute, diese Holzbündel bringen und zu einem großen Lagerfeuer zusammentragen. Am Vorabend des Festes werden dann die ersten Feuer entzündet, um dieses Feuer getanzt und über das Feuer gesprungen. Das Hauptfest findet in Addis Abeba statt. Im Fernsehen konnten wir am nächsten Tag einen kleinen Eindruck erhalten. Doch überall im ganzen Land sahen wir die Menschen kleinere und größere Feuer vorbereiten. Der Vortag wurde zum Schlachten und zum Kochen genutzt. Uns wurde erzählt, dass Menschen prophylaktisch am Vortag in die Kliniken gehen, um sich Medikamente gegen den zu befürchteten Wurmbefall zu kaufen. Häufig wird das Fleisch der privat geschlachteten Tiere roh verzehrt. Als wir ein wenig naiv nachfragten, ob die Tiere nicht untersucht werden, wurde wir ausgelacht, „wenn nicht mal die Kinder untersucht werden, wieso sollten wir die Tiere untersuchen…“ Spätestens jetzt wurden wir zum Vegetarier.
Für uns stand jedoch nicht Maskal im Mittelpunkt, sondern das Fest des hl. Vinzenz von Paul. Mit einem Festgottesdienst und einem wahren Festmahl (ohne rohes Fleisch) und einigen Gästen feierten wir ausgiebig. Da der nächste Tag noch als arbeitsfrei gilt, weil die Menschen sich vom Feiern erholen müssen, nutzten wir diesen Tag als einen Besinnungstag mit dem Bischof und hielten am Nachmittag unser Meeting über die wichtigen Zukunftsfragen. Ein schöner Tag für diese wichtigen Fragen über die gemeinsame Zukunft und die Zukunft des vinzentinischen Charismas in Äthiopien.
Endlich mit der Welt verbunden…
Die vorläufigen Wahlergebnisse aus Deutschland haben wir gerade noch erhalten, danach waren wir zumindest internettechnisch von der restlichen Welt abgeschieden. Ungefähr 50 km nach Addis funktioniert kein Roamingversuch mehr. Das änderte sich auf dem ganzen Weg nach Nekemte nicht. In der Oromoregion ist die Internetnutzung nach wie vor eingeschränkt. Über BBC erhielten wir einen kleinen Einblick über die Ereignisse nach der Wahl. Unsere Versuche eine äthiopische SIM-Karte für unser Handy zu kaufen und zu aktivieren, scheiterten nach vielen Versuchen an den neuen Regelungen der Regierung. Nur in Äthiopien registrierte Mobilgeräte können mit diesen SIM-Karten bestückt und aktiviert werden.
Doch langweilig wurde es uns hier nicht. Ein Fest und eine Einladung nach der anderen hielten uns von unserer geplanten Arbeit ab. Heute am letzten Tag finden nun das Buchhaltungsseminar und die Versetzungsgespräche statt.
Dafür haben wir ausgiebig das Fest unseres Ordensgründers gefeiert.