Abschluss des Kapitels
Nach drei anstrengenden Sitzungstagen sind wir gestern erst einmal zu einem kurzen Stadtbummel aufgebrochen. Unterwegs ist uns Sr. Georgina begegnet. Sie kam gerade von einem Krankenbesuch zurück. Zum Krankenhaus gefahren wird sie immer von den gleichen, sehr vorsichtigen jungen Pikipikifahrern. Eine Begegnung mit ihr ist meist ein Ereignis, lautstark und gestenreich werden die wichtigsten Informationen ausgetauscht und die Pikipikifahrer sind nebenher damit beschäftigt, ganz geduldig ihr Pikipikitaxi zu stabilisieren, denn unsere Sr. Georgina ist eine wahrlich “gewichtige” Person.
Doch noch kurz zum Kapitel für alle, die für uns gebetet haben: Unsere Kapitelsergebnisse können sich sehen lassen. Gestern Nachmittag schon waren sie schriftlich verfasst, werden nun gerade übersetzt und nun werden Schritt für Schritt die Schwestern informiert. Erst nach diesen Informationen findet dann die erste Runde der Wahl zur Regionaloberin statt. Also, der Prozess geht weiter. Beten ohne Unterlass ist angesagt!
Stillschweigen
Alle, die auf neuste Nachrichten aus dem Kapitel warten, muss ich leider enttäuschen. Wir haben Stillschweigen vereinbart über unsere Beratungen, bis wir am Freitag alle Beschlüsse gefasst haben, die nächsten Schritte klar sind und wir dann am Samstag beim Schwesternmeeting, die erste Gruppe von Schwestern informieren. Sorry, aber das gilt – konsequenterweise – für alle Formen der Berichterstattung und für alle Beteiligten. Nur so viel, wir sind alle richtig kaputt nach diesem ersten Beratungstag und fallen müde ins Bett.
Ankommen – Innehalten – sich auf das Wesentliche konzentrieren
Bevor wir in die Beratungsgespräche des Regionalkapitels einsteigen, stand der heutige Tag unter den Themen Ankommen – Innehalten – sich auf das Wesentliche konzentrieren. Der Auftrag des Kapitels, mehr aber noch die Verantwortung jeder einzelnen Kapitularin wurde am heutigen Tag vor allem unter spirituellen und theologischen Gesichtspunkten beleuchtet. Als Kapitularin hat jede Schwester ihre Gaben und Fähigkeit in den Dienst des Kapitels als oberstes Organ einer Gemeinschaft zu stellen: Ihr Auftrag ist, nach dem Willen Gottes zu fragen, sich in den Dienst der katholischen Kirche zu stellen, die Zukunft und das Wohl der Gemeinschaft in die Mitte der Überlegungen zu stellen und – als Vinzentinerinnen – natürlich das Wohl der Armen. Anhand dieser vier Aspekte sollen die Diskussionsbeiträge priorisiert werden. Denn schließlich wird keine Schönheitskönigin gewählt, so Bischof Varghese, noch ist es ein Treffen, bei dem Politiker ihren Spitzenkandidaten küren, sondern das Suchen nach dem geeignetsten Leitungsteam für eine vinzentinische Gemeinschaft für die nächsten sechs Jahre mit ihren speziellen Herausforderungen. Mit verschiedenen Impulsen, Gebeten, einem gemeinsamen Gottesdienst und einer Stunde der Anbetung bereiteten wir uns auf die kommenden Tage vor und können so sicher gestärkt in die nächsten Tage gehen.
Ankunft
Heute stand ich mal auf der anderen Seite des Zaunes am Songea Airport und wartete auf Gäste. Irgendwie schon schön, diese Gastfreundschaft! Die Menschen, denen wir begegneten, freuten sich für uns, weil wir nun Gäste abholen dürfen, einer sagte zu mir, “oh, freu Dich, die Gäste bringen Segen ins Haus”. Wow! Und dabei wusste er nicht einmal, wen wir abholen.
Ja, darauf vertrauen wir, dass Sr. Elisabeth und Bischof Varghese Segen ins Haus bringen. Sr. Elisabeth kam sicher aus Untermarchtal in Songea an und auch Bischof Varghese hatte einen guten Flug von Addis Abeba nach Tansania. Und mit dem Driver “Anna-Luisa” haben sie dann tatsächlich auch noch das letzte Stück von Songea nach Mbinga gut geschafft.
Nun starten wir also morgen mit dem Besinnungs- und Einkehrtag in das erste Regionalkapitel der Region Mbinga. Das ist schon ein wenig aufregend für alle Beteiligten. Auf jeden Fall sind wir dankbar für alle, die uns mit ihren Gebeten und ihren guten Gedanken begleiten.
Karibuni Mbinga
Unser Willkommenskuchen stand schon bereit, als wir gestern endlich in Mbinga eintrafen. Unterwegs traf ich H.O. und Br. A., vom Kirchbau vertraute und kompetente Unterstützer, um mit ihnen gemeinsam von Peramiho nach Mbinga zu fahren. Gestern Nachmittag und heute Vormittag konnten wir dann gleich die notwendigen Dinge für den weiteren Bau der Dispensary in Kihaha besprechen. Endlich haben wir – nach langem Hin und Her einen Kompromiss gefunden. Das war eine harte Nuss für alle Partner. Nun werden wir langsam und dosiert beginnen, damit wir möglichst bald die ersten Patienten behandeln können. Wir hoffen, dass wir es in kleineren Schritten dann auch gut bewältigen können.
… wie im Fluge!
Irgendwie dachte ich gestern, wir hätten durch die neue Strecke eine neue Chance mit dem Bus auch mit Gästen nach Mbinga zu fahren. Seit die Straße zwischen Songea und Mtwara fast durchgängig asphaltiert ist, ist das theoretisch eine kürzere und – so dachte ich – aufgrund des geringeren Verkehrsaufkommens weniger gefährlichere Alternative. Für den ersten Teil der Reise erfüllte sich diese Hoffnung auch. Wahrscheinlich lag das an den vielen Polizeikontrollen.
Heute jedoch scheinen die Polizisten noch zu schlafen oder unser Busfahrer trainiert für den großen Preis von Monaco. Die Landschaft fliegt an uns vorbei, wir schanzen über die Hubbel und Schlaglöcher. In größeren Dörfern legt der Fahrer ab und zu eine Vollbremsung hin, wirft ein paar Leute raus und lässt jedes Mal mehr Leute ein- wie aussteigen. Inzwischen steht der Mittelgang voll. Als nächstes werden die Knie der Passagiere im Mittelgang besetzt. Ich sitze, Gott sei Dank, am Fenster. Aber irgendwie werden wir wohl ankommen
An der Küste des Indischen Ozeans entlang…
An der Küste des Indischen Ozeans entlang von Dar es Salaam nach Mtwara zu fahren, war schon lange einer meiner kleineren Träume des Lebens… Naja, ganz so romantisch, wie es sich anhört, war es dann nicht, aber das war bei der Planung auf der Karte ja schon zu sehen. Oft führt die Straße kilometerweit von der Küste entfernt durch das Landesinnere. Nur selten kann man einen Blick auf das Meer werfen. Aber irgendwie ahnt man immer, dass das Meer nicht weit sein kann. Überall sind riesige Palmen zu sehen, an den Marktständen an der Straße werden Fische angeboten und immer wieder fährt der Bus durch sumpfige Flußdeltas, in denen Reis angebaut wird. Jetzt, da die Regenzeit bald zu Ende geht, sieht alles wunderbar fruchtbar aus. Die Häuser der Menschen erzählen aber andere Geschichten. Selten sieht man ein Blechdach – hier oft ein erstes Zeichen von Wohlstand. Oft sind die Häuser nicht aus gebrannten Ziegeln gebaut, sondern aus einem Geflecht von Ästen und Lehm. Immer rennen viele Kinder um die Häuser. Und dann wieder die Frage: Welche Art von Reichtum hält das Leben für diese Kinder bereit?
Spät kamen wir dann in Mtwara an, zu spät um am nächsten Morgen weiter zu fahren.
Reisesegen
“Geht in der Kraft, die euch gegeben ist – einfach, leichtfüßig, zart.
Haltet Ausschau nach der Liebe.
Gottes Geist geleite euch. Amen.” (Irischer Segensspruch)
Mit diesen Wünschen, ein wenig Vorfreude und ein wenig Abschiedsschmerz sitze ich am Flughafen in Stuttgart. Eigentlich sollte es ja inzwischen Normalität geworden zu sein – dieses Abschiednehmen, Aufbrechen, Reisen. Aber das wird es irgendwie nicht. Dieses Mal ist natürlich auch der Auftrag mit ein wenig Aufregung verbunden. Wir werden das erste Mal ein Regionalkapitel in Mbinga abhalten. Das darf man schon ein wenig aufgeregt sein, finde ich. In den vergangenen Monaten haben alle Schwestern ihre Delegierten, oder Kapitularinnen gewählt. Und sie haben sich in verschiedenen Meetings Gedanken über die Themen gemacht, die bei diesem Treffen diskutiert werden und zu zukunftsweisenden Entscheidungen führen sollen. Wir haben uns per Email über die Tagesordnung und eine sogenannte Geschäftsordnung geeinigt, Abstimmungskarten in unterschiedlichen Farben sind in meinem Gepäck. Doch nun müssen die letzten Vorbereitungen vor Ort getroffen werden. Deshalb bin ich als “Vorhut” schon mal unterwegs. Sr. Elisabeth und Bischof Varghese, der Moderator der Tagung werden später kommen. Vielleicht passt deshalb auch der Segen so gut: “haltet Ausschau nach der Liebe. Gottes Geist geleitet euch.” Das hoffe ich, dafür beten die Schwestern in Deutschland und in Tansania.