Container
Gute Nachrichten… heute wollte der Agent die Bezahlung für die Inspektion des Zolls. Das bedeutet, dass der Container demnächst frei gegeben wird. Vielleicht haben wir Glück und der Container geht nächste Woche schon auf die Straße…
Anfang Oktober wurde in Untermarchtal der Container auf die Reise geschickt. Badezimmerfließen, Rollstühle, eine komplette Solaranlage, Nähmaschinen und vieles mehr ging auf die Fahrt nach Norden, wurde in Bremerhaven aufs Schiff geladen und kam Ende November in Dar es Salaam an. Nachdem wir im Jahr 2012/13 viel Pech mit dem Container hatten und es Monate dauerte, bis der Zoll in Dar es Salaam den Inhalt freigegeben hat, haben wir 2013 den Agenten gewechselt und waren richtig zufrieden, wie schnell und billig (10.000 Euro) es im Vergleich zum vorherigen Container funktionierte. Das gab uns den Mut, es noch einmal zu versuchen. Denn eigentlich sagen wir jedes Mal, dass das nun der letzte Container ist, zu viel Aufwand, zu viel Geld, zu viel Ärger… Und die bürokratischen Hürden werden immer höher. Die Regierung Tansanias will eigentlich keine Gebrauchtwaren mehr einführen lassen, vor allem bei Kleidern reagieren sie rigoros und lassen die Container nicht ins Land. (Seltsam warum dann trotzdem auf jedem Markt im hintersten Dorf säckeweise Altkleidersäcke zum Verkauf angeboten werden.)
Doch nun ist unser Agent krank und wir hatten tagelang Sorge, ob die Vertretung uns weiter helfen kann. Heute nun ging es einen Schritt weiter und ich kann nur hoffen, dass das ein gutes Zeichen ist und ich schon nächste Woche nach Songea fahren kann und den Inhalt in Empfang nehmen kann. Davor muss der Container aber noch die 1200 km auf der Straße gut hinter sich bringen. Nur wer schon gesehen hat, wie viele Container im Straßengraben landen, weiß welch Wunder es ist, dass unsere Container nicht immer vollständig, aber zumindest heil in Songea angekommen sind.
Weihnachtliche Stimmung in Mbinga
Irgendwie vermisse ich die Tage „zwischen den Jahren“, die Zeit zwischen Weihnachten und Sylvester, manchmal sogar die Zeit zwischen Weihnachten und Dreikönig, in der in Deutschland alles einen Takt langsamer läuft, in der irgendwie ein Schalter umgedreht wird und wir uns in Deutschland versuchen, Zeit für ganz besondere Dinge zu nehmen, zum Beispiel für Familie oder im Mutterhaus zum Spielen oder Puzzeln.
Jetzt erfreuen uns die Nahestehenden aus Deutschland noch mit wunderschönen Schneefotos und scheinbar macht der Schnee das Leben nochmal eine Spur langsamer…
Hier macht mich persönlich die Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit langsamer, ansonsten ist nichts von der Ruhe „zwischen den Jahren“ zu spüren.
In der Stadt ging es am heutigen Sonntag zu wie an normalen Werktagen, die Geschäfte sind offen, Lastwagen werden entladen, die Pikipikifahrer werben uns als Kundschaft an und beim Friseur werden kunstvolle Flechtfrisuren ausprobiert… und sogar die wenigen Weihnachtsbäume, die zu sehen sind, blinken ganz nervös und bunt.
Scheinbar versuchen nur wir uns mit Mamas Weihnachtsgebäck noch ein wenig in Stimmung zu bringen und Weihnachtslieder bis zur dritter Strophe zu singen, für alle anderen scheint schon lange wieder Alltag eingekehrt zu sein und zwar Alltag in der wichtigsten Zeit des Jahres, weil nun die ganze Konzentration darauf verwandt wird, den richtigen Zeitpunkt für die Saat zu erwischen und um den guten Regen zu bitten.
Frohe und gesegnete Weihnachten
Allen Leserinnen und Lesern, allen Freundinnen und Freunde, Unterstützer, Wegbegleiter und einfach allen Neugierigen und Interessierten auf diesem Weg ein frohes, gesegnetes Weihnachtsfest.
Vielen herzlichen Dank für alle Unterstützung unserer Arbeit… im Gebet… in Gedanken… durch Ideen und Spenden… durch Netzwerkarbeit…
Weihnachtsvorbereitungen
Keine Sorge, das wird schon noch mit Weihnachten in unserem kleinen deutschen Refektor… Zumindest der Weihnachtsbaum stand schon, als ich zurück kam. Im Regionalhaus stecken alle in den Festvorbereitungen und es fühlt sich ganz ähnlich an wie in Deutschland, überall wird geputzt, geschmückt und vorbereitet… und doch ist es fremd – für mich!
Für wie viele Menschen in diesem Jahr Weihnachten fremd ist, weil sie es in der Fremde verbringen… weil sie mit ganz anderen Dingen beschäftigt sind… weil sie um ihr Leben ringen…. weil sie wieder einmal vergeblich gewartet haben, dass sich ein Teil ihrer Hoffnungen und Sehnsüchte erfüllen… weil sie sich selbst und ihren Vorstellungen und Weihnachten fremd geworden sind…
In diese Fremdheit hinein ist Gott Mensch geworden, das ist unser Glaube und unsere Hoffnung, nicht allein zu sein in dieser Fremdheit…
Überraschungsbesuch
Seit Tagen versuchten die Schwestern aus Mkenda mich zu erreichen, immer war es schwierig, entweder netzbedingt oder wegen den Sprachhindernissen. Klar war nur, dass es Probleme mit der Regierung wegen des Grundstücks gibt.
Also sind Sr. Michaela, eine der neuen Regionalrätinnen, und ich heute nach Mkenda gefahren. Unsere SMS, mit der wir uns gestern Abend angemeldet haben, kam leider nach uns an. So trafen wir die Schwestern bei der Feldarbeit an, wie man an Sr. Shadas Kleidung sieht. Schnell musste ein Huhn dran glauben und war nach ewig langem Palaver nebenher im Topf auf drei Steinen gekocht tischfertig.
Kurz und gut die Regierung hat entschieden, das Grundstück, dass sie den Schwestern vor ca. 3 Jahren überlassen hat, in ein städteplanerisches Konzept aufzunehmen. Wirklich! Mitten im Busch, nein, eigentlich am Ende der Welt, wenige Kilometer vor der Grenze will die tansanische Regierung einen zentralen Markt aufbauen. Fuchs und Hase sagen sich hier Gute Nacht, na, vielleicht eher Elefant und Krokodil… Unglaublich, wenn man die Umgebung oberflächlich betrachtet, denn im Moment gibt es einfach nichts außer ein paar Lehmhütten, einer Sandpiste, einer Grenzstation – und Bodenschätze!!! Das ist wohl auch der Grund, warum auf einmal jemand an die Menschen am Ende der Welt denkt. Deshalb soll nun genau dort, wo die Schwestern mit dem Bau der Dispensary begonnen haben, die zukünftige vierspurige!!! Straße verlaufen.
Unser erster Schritt wird nun mal sein, dass Grundstück registrieren zu lassen. Denn sonst werden die Schwestern demnächst mitten in der Aufbauarbeit wieder von dort vertrieben. Tansanischer Alltag…
Ernährungszustand
Gestern traf ich auf der Kinderstation unter anderem dieses unterernährte Zwillingskind an, das nun das Glück hat, über eine Sonde ernährt zu werden. Scheinbar hat die Muttermilch nicht für zwei gereicht und Milchpulver ist unerschwinglich für die meisten Mütter.
Doch auch sonst begegnen mir immer wieder Kinder mit eindeutigen Zeichen einer Mangelernährung. Oft sind es Zeichen von Vitamin- und Eiweißmangel.
Durch den Ugali, den typischen Maisbrei werden die abgestillten Kinder schnell satt, Fleisch ist Mangelware und Eier sind häufig nicht für den eigenen Verzehr bestimmt, sondern werden, wo es nur geht, verkauft oder getauscht. Schließlich braucht die Familie Geld fürs Vocha (Handykarte), Medizin oder ähnliches.
Alte Missionare berichten, dass der Speisezettel im Land früher bedeutend reichhaltiger war. Es wurden unterschiedliche Sorten Getreide und Gemüse angebaut und verzehrt. Ob es tatsächlich so war, dass die Einfuhr von Mais in den Nahrungsmittelprogrammen der Notzeiten dazu führte, dass der Anbau und die Ernährung einseitiger wurden, weiß ich nicht. Inzwischen ist es aber klar ein Problem des Bildungsstands, an dem zumindest teilweise gearbeitet werden kann.
Inzwischen bin ich in Ruhuwiko angekommen. Zur heutigen Fahrt verliere ich besser kein Wort. Hier ist es auf jeden Fall entsetzlich heiß. Morgen geht es früh nach Mkenda – irgendwelche Probleme mit dem Grundstück… Mal sehen…
Der Computertomograph in Ikonda
Der nächste Computertomograph steht in Dar es Salaam. Als ich das erste Mal in Ikonda war, waren die Consolatabrüder gerade dabei aus ihrer Krankenhauskapelle einen Raum für das CT zu machen, das kurze Zeit später in Ikonda ankam. P. Sandro erklärte, dass sie dann zwar einen Raum für ihr CT und ein CT haben, aber niemand der es bedienen kann.
Kurze Zeit später meldete sich eine junge Frau mit MTR-Ausbildung bei mir für einen dreimonatigen Freiwilligendienst. Drei Monate sind eigentlich keine Option für uns. Die Zeit ist zu kurz um sich auf das Leben hier einzulassen. Doch Ikonda ist eine besondere Insel. Und so haben wir es gewagt. Mitte Oktober haben wir sie hierher begleitet.
Nun nach über zwei Monaten sah ich ein funktionierendes CT, lernte Mitarbeiter kennen, die sie eingewiesen hat, sprach mit italienischen Chirurgen, die aufgrund des CT-Befundes Operationen für die nächste Woche planen, las detailliert erstellte Arbeitsabläufe und Handlungsanweisungen… Jana kann mit ihrer Arbeit zufrieden sein und das CT, ihr “Baby” in wenigen Wochen zurücklassen.
Mehr noch, in der Anfangszeit griff sie immer auf ihre Kontakte zu einem deutschen Krankenhaus zurück. So wurden Bilder teilweise in Deutschland befundet und erste Verbindungen geknüpft. Vielleicht entsteht daraus so etwas wie eine Partnerschaft. Jetzt kann auch ich zufrieden und beruhigt Richtung Mbinga zurück.
Wieder unterwegs…
Wieder gesund und erholt mit zwei Freiwilligen und vier Gästen sind wir gut mit dem Bus in Iringa angekommen. 600 km Entfernung, 2000 m Höhenunterschied und ein Temperatursturz von 15 Grad liegen zwischen Dar es Salaam und Iringa.
Unterwegs hat es heftig geregnet, sehnsüchtig warten die Menschen auf den Regen. Als wir Anfang des Monats in Tansania ankamen, hat es hier im Süden das erste Mal geregnet – ein Zeichen, mit der Aussaat zu beginnen. Nach dem ersten Regen wird es in der Regel noch mal ein paar Grad wärmer und die Luftfeuchtigkeit steigt und alles wartet von Tag zu Tag sehnsüchtiger auf Regen. Einmal weil Abkühlung Not tut, mehr aber noch, weil die Saat darauf wartet, in der aufgeheizten Erde aufzugehen – und dazu braucht’s dann dringend kräftige Regengüsse. Hier um Iringa wurde die Sehnsucht nun heute erfüllt. In Mbinga warten die Menschen noch.
So werden in Tansania die adventlichen Verheißungen zu realen Erfahrungen, denn überall beginnt die Saat zu sprießen, sogar an den Affenbrotbäumen sind grüne Sprossen zu erkennen.
Die Verkehrsmittel des Tages in Dar es Salaam
Tansanische Philosophen
“We are not create to suffer” – “Wir sind nicht erschaffen worden, um zu leiden” war Bruder Bakanjas Bemerkung, als ich ihn bat, für morgen ein Busticket nach Iringa zu besorgen. Manchmal bleibt den Tansaniern nur, uns den Spiegel vorzuhalten, über unseren deutschen Arbeitseifer zu lächeln oder uns mit einer einzigen Bemerkung zu erklären, das es völlig überzogen ist, sofort wieder mit dem Bus zurück zu fahren, noch dazu mit so ‘ner Erkältung im Gesicht. Also gibt es morgen einen Ruhetag.
Heute waren wir noch zu einem Gespräch bei einem Verantwortlichen der tansanischen Bischofskonferenz und verschiedenen Höflichkeitsbesuchen. Wieder ging es um die Entwicklung der tansanischen Gesellschaft, das Zusammenleben zwischen Christen und Moslems, die Entwicklung von Frauengemeinschaften in Tansania – und um das Thema Sexueller Missbrauch. Herausforderungen – nicht nur für Tansania, wie wir jeden Tag aus den Nachrichten erfahren…