Kontrastprogramm

Bei -1 Grad, Schnee und trübem Winternebel sind wir in München gelandet. Unser erster Tag in Deutschland: Winterschmuddelwetter. Eigentlich wurde es nicht mal richtig hell. So versuche ich den tansanischen Schwestern zu erklären, dass es in Deutschland nicht immer so ist…
Die nächste Herausforderung unseres Besuchsprogramms: Schwesternfasnet am Schmotzigen Donnerstag. Auch hier komme ich in Erklärungsnot. Aber Sr. Zeituni, Sr. Michaela und Sr. Mwombezi haben richtig Spaß an unserer ausgelassenen Stimmung.
Heute nun beginnt die erste Sitzungsperiode des Generalkapitels, zu dem die drei Schwestern als Delegierte angereist sind. Neben der Wahl der neuen Ordensleitung stehen auch die Auswertung der langen Reise und die zukünftige Weiterentwicklung der Region Tansania auf dem Programm.
Mkenda
Am Sonntag waren wir noch einmal in Mkenda. Unglaublich, in welchem Tempo dort die Schwestern die Entwicklung voran treiben. Auch ihnen ist es – wie F. Silverius gelungen – die Leute aus dem Dorf mit ins Boot zu holen. Vermutlich sind sie einfach glaubwürdiger als die weißen Missionare oder Entwicklungshelfer.
Mit der Unterstützung der Leute aus dem Dorf ist das Haus, das jetzt als kleines Internat für die inzwischen zehn Kinder dient, fertig. Die ganz kleine Grundschule wollen sie schon nächsten Monat eröffnen. Gestern haben wir sie gesegnet.
Unglaublich was so passiert…
Silveri
Irgendwie hat es F. Silverius an den See verschlagen. Seine Pfarrei mit nur 2.300 Katholiken mitten in einem anglikanischen Gebiet ist eigentlich am Ende der Welt – zumindest ist am Ufer des Sees offiziell Tansania zu Ende und Malawi beginnt. Dort taucht selten Besuch auf – erst recht Besuch aus Deutschland. Und so wurde unser Besuch zu einem kleinen Fest.
Silveri hat es geschafft, in kurzer Zeit gemeinsam mit den Menschen aus seiner Pfarrei eine 7 km lange Wasserleitung zu legen, die Kirche zu streichen, unter einem Bambusdach sieben Nähmaschinen aufzustellen, an denen Jugendliche nun das Nähen lernen und aus einem Pfarrhaus, in dem es weder Stuhl noch Tisch gab, ein Haus zu machen, in dem drei Gäste übernachten können. Naja, er selbst musste so lange bei den Nachbarn schlafen.
Jetzt will er ein richtiges Pfarrhaus bauen, in dem dann auch Gästezimmer sind und die Schneiderei unterkommen kann. Im Moment müssen jeden Abend die Nähmaschinen unter das Vordach des Pfarrhauses getragen werden und das Büro des Pfarrers ist ein Freiluftsitz unter einem Grasdach.
In einer Mischung aus Geschäftssinn und grenzenlosem Optimismus hat Silveri nun den Besuch eines Weihbischofs, eines Abtes und einer Schwester aus Europa genutzt und einfach gestern mal den Grundstein für das Pfarrhaus gelegt, alles Weitere wird sich dann zeigen.
Auf alle Fälle ist sein Einsatz bewundernswert und alles andere als selbstverständlich.
Erste Abschiede

Abschiede sind nicht mein Ding… ganz schlecht… und so versuche ich mich irgendwie davon zu stehlen oder zu vertrösten. Tja, nach fünf Monaten überschlagen sich irgendwie die Ereignisse. Auf einmal geht alles sehr schnell. Heute war ich das letzte Mal in St. Katharina.
Alfa, Simon und Vincent haben sich prächtig entwickelt. Vincent scheint inzwischen Langeweile zu haben, schließlich ist er jetzt schon ein ganz Großer und will beschäftigt werden. Damas und Luise sind seit zwei Wochen im Kindergarten und kommen relativ spät am Tag total kaputt zurück. Alfa hat sich richtig tapfer ins Leben gekämpft. Manches hat sich stabilisiert. Trotzdem – ohne die Unterstützung der beiden Freiwilligen aus Deutschland, Melanie und Kerstin, könnten die Schwestern die Arbeit nicht bewältigen.
Nur Evans macht mir Sorgen. Beide Zwillinge hatten Malaria, aber Emilia hat es prima weggesteckt und gedeiht prächtig. Ihr Zwillingsbruder Evans dagegen lag heute ganz kraftlos in meinem Arm. Sein Husten hört sich schrecklich an. Doch einen Kinderarzt gibt es nicht in Mbinga. Während ich mir große Sorgen mache, merke ich, wie die Schwestern auch bei Evans damit leben, dass die Entscheidung für das Leben noch nicht gefallen ist, dass auch sein Leben in Gottes Hand liegt…, dass für Zwillinge das Risiko, die ersten Lebensmonate nicht zu überleben, hoch ist… Es fällt mir schwer zu akzeptieren, dass niemand mit Evans kämpft – für ihn kämpft, außer Melanie und Kerstin. Wie schwer es ist, ihn und die anderen zurück zu lassen…
Aber nicht nur von den Kindern musste ich mich heute verabschieden. Auch vom Bischof – unser Abschlussgespräch war gut und ich denke, wir sind einen guten Schritt weiter gekommen und haben eine sichere und vertrauensvolle Basis für die weitere Zusammenarbeit.
Schnee schippen – Europa für Tansanier

Nachdem nun per Facebook und E-Mail Bilder von der verschneiten Heimat ankommen, ging es heute beim Essen hier in Kurasini um das Thema “Schnee schippen”. Als ich versucht habe zu erklären, dass man in Deutschland auch bei Minusgraden aus dem Haus geht, um den Schnee vor dem Haus weg zu schippen, bin ich ziemlich ausgelacht worden. Typisch deutsch wurde mir erklärt… Wenn es in Tansania regnet und vor dem Haus das Wasser knietief steht oder der Weg wie Schmierseife wird, kommt auch niemand auf die Idee, den Matsch weg zu räumen, wurde mir erklärt. Stimmt! Ich habe dann versucht zu erklären, dass das Ausrutschen gefährlich ist. Aber da wurde dann gleich klar gestellt, dass man ja nicht aus dem Haus muss, wenn es gefährlich ist. Schließlich ist es kalt und die Deutschen haben warme Häuser. Tja, manchmal machen mich die Argumente sprachlos…
Wieder wurde mir erklärt, dass sie nie in Deutschland wohnen und leben wollen, weil sie diese Hektik verrückt macht. Immer auf den Zug rennen, damit man die Termine einhält, wäre nichts für sie…
Dann kamen wir irgendwie auf Italien zu sprechen, ja, einer der Brüder hier wird jetzt für drei Monate nach Rom zu einem Kurs gehen. Da wurde mir erklärt, dass die Korruption in Italien eine Katastrophe ist. Bei weitem schlimmer als in Tansania… Warum? Die Summen übersteigen ein Vielfaches die Beträge, die man hier im Land braucht, um einen Polizisten an der Radarfalle zu bestechen. Auch da kann ich nicht wieder besprechen… Es ist immer eine Frage der Perspektive…
Tja, so genieße ich die interessanten Gespräche hier in Dar es Salaam bei den Benediktinern. Unser Zwischenhalt gestern in Iringa war ergiebig… Vermutlich können wir dort einen gebrauchten Kleinbus kaufen. Der Fuhrpark im Regionalhaus fällt nämlich demnächst zusammen. Das Geld aus dem Verkauf der großen Busse reicht voraussichtlich. Ein Wunder, denn die ehemalige Buslinie der Schwestern, “Starexpress” diente, meiner Meinung nach, höchstens zum Ausschlachten. Doch vermutlich ist auch das eine Sache der Perspektive…