Am Mittagstisch

Ein beliebtes Thema beim Mittagessen ist immer wieder “Ugali”, Hauptnahrungsmittel und Leibspeise vieler Tansanier. Ein Brei, meist aus Maismehl, der meinen Gaumen keine großen Geschmacksexplosionen erleben lässt. Aber Geschmäcker sind bekanntlich ja unterschiedlich.
Gestern bei Tisch ging es dann um die enormen Preissteigerungen für bestimmte Nahrungsmittel. Maismehl, das wirklich in keinem Haushalt in Tansania fehlen darf, ist bald teurer als Reis, eigentlich eher ein Luxusgut, das es zu Festen gibt. Und wenn es so weiter geht, zahlt man für Bohnen bald das Selbe wie für Fleisch. So erzählen die Leute aus der Stadt. Diese Preissteigerung – ein Ausdruck der Nahrungsmittelkrise in Ostafrika.
Aber auch die Menschen auf dem Land sind betroffen. Im Süden Tansanias hat es eigentlich ausreichend geregnet, der Mais steht gut – und doch haben die Leute Hunger. Aufgrund der guten Preise kommen die Zwischenhändler direkt ans Feld gefahren und kaufen den Leuten den Mais ab. Bei der Ernte – vom Feld weg! Die Leute brauchen das Geld oft so dringend für Schulgeld und Medikamente und verkaufen deshalb. Doch dann stellt sich heraus, dass der Mais nicht ausreicht, die eigene Familie zu ernähren. Auch das ein Ausdruck der Nahrungsmittelkrise und des Weltmarkts mit seinen eigenen Gesetzen. Oder wie in Lipilipili dort wurde eine neue ertragreiche Sorte angebaut, die dann aber meist schon nach wenigen Monaten zu faulen beginnt. Neues Saatgut mit großen Versprechungen – keine Ahnung, wer daran verdient. Doch sicher nicht die Menschen hier in Tansania.
Dada Alex

Und nun geht auch für “Dada Alex” die Zeit im Gästehaus in Ruhuwiko zu Ende. Kasimili und Florencia, beide Absolventen der Gehörlosenschule, haben ihren Arbeitsplatz gefunden und sind eingearbeitet. Auch Stamila und Fatuma sind echte tansanische Gastgeberinnen geworden und nun sehr traurig, dass sie sich von Dada Alex verabschieden müssen. Zum Abschied und zur Ehre von Dada Alex gab es sogar neue Dienstkleider. Nun werden die vier zusammen mit Sr. Oresta die Aufbauarbeit im Alltag umsetzen. Ich hoffe, dass viele Gäste kommen und sich dort wohl fühlen werden.
Spielplatz für die Kinder in Ruhuwiko

Vieles ist inzwischen geschehen… Sr. Elisabeth ist inzwischen schon in Untermarchtal. Bischof Varghese wartet in Dar es Salaam auf seinen Flug nach Italien mit Zwischenstopp in Addis Abeba und ich war noch zwei Tage in Ruhuwiko. Dort wird zur Zeit intensiv am Spielplatz gearbeitet. Einige der Spielgeräte stehen schon, am Platz wird aber noch gearbeitet. Gestern haben wir in der Stadt Farbe gekauft. Mal sehen, was geschehen ist, wenn ich wieder komme.
Schwester Tadäa

In den letzten Jahren versorgte Sr. Tadäa eine ganze Zeit lang das Haus St. Maria, die erste Anlaufstelle für Gäste, Besucher und oft auch Arme. Eine ruhige Zeitgenossin, immer freundlich und zuvorkommend. Vor einigen Monaten hatte sie einen Schlaganfall. Seit dem war sie halbseitig gelähmt mit ihren gerade mal 51 Jahren. Erst vor einigen Tagen wurde sie aus dem Krankenhaus entlassen. Nun kam eine schwere Infektion hinzu, sodass sie gestern gegen Abend, nach dem sie den ganzen Tag hart gekämpft hat, irgendwie doch friedlich eingeschlafen ist. Gott allein weiß, warum sie so früh sterben musste.
Natürlich findet nun unser Schwesternmeeting heute nicht statt. Alle sind mit den Vorbereitungen für die Beerdigung beschäftigt. Noch gestern im Laufe des Nachmittags kamen einige von Sr. Tadäas Verwandten aus Mikalanga. Gott sei Dank hat es nun seit zwei Tagen nicht mehr geregnet. Anfang letzter Woche war die Straße noch unpassierbar. Gestern am späten Abend brach Sr Zitha gleich auf, um in Lipilipili eine Kuh und Schweine zum Schlachten zu holen. Auch das wäre ein paar Tage zuvor noch ein Höllentrip in der Nacht geworden. Heute gegen Abend, wenn die Vorbereitungen weitgehend abgeschlossen sind, wird Sr. Tadäa in der Kirche aufgebahrt. Dann ist die ganze Nacht Zeit, sich von ihr zu verabschieden. Wir sind alle traurig, betroffen und auch sprachlos.