Vom Swimmingpool über die Steinzeitwerkstatt ins Waisendorf
Fürs nächste Jahr haben wir ein Reiseangebot nach Tansania geplant. Und nun sind wir gerade ein wenig am Vorplanen, Ausprobieren, mögliche Reiserouten abklären… Es soll eine interessante Mischung aus Touristenattraktionen und dem Kennenlernen unserer Arbeit und unserer Projekte hier in Tansania werden, offen für alle Interessierten…
Und so haben wir heute Nacht in der Tanswiss-Lodge in Mikumi übernachtet und gestern Abend und heute Morgen den Swimmingpool ausprobiert. Ein Traum, zumindest für mich!
Dann liegt auf unserer Strecke, bisher von uns nie beachtet, ein wichtiger Ort der deutschen Kolonialgeschichte. 1891 traf die “kaiserliche Schutztruppe” bei Lugaro (Iringa) in einen Hinterhalt der Hehe-Krieger. Innerhalb zehn Minuten war der befehligende Kommandeur Zelewski und die meisten seiner Männer tot. Ein Mahnmal erinnert an die Gefallenen.
Keine Ahnung, wie oft ich jetzt schon nach Mbinga mit dem Auto gefahren bin, aber noch nie war die Zeit oder Möglichkeit dem neugierig machenden Schild “Isimilah Stone Age” nach zu fahren. Heute war nun endlich die Gelegenheit. Und es war beeindruckend. In einem ausgetrockneten Flusstal liegen zu hunderten Werkzeuge aus der Steinzeit herum. Für eine geringe Gebühr kann man das Museum besuchen und dann durch die bizarre Felslandschaft laufen.
Genial. Empfehlenswert. Irgendwie habe ich zwar die ganze Zeit gedacht, dass Winnetou um die Ecke geritten kommt, aber scheinbar hat Hollywood diesen wunderbaren Platz noch nicht entdeckt.
So wanderten wir heute durch verschiedene Epochen, vom Swimmingpool über die Kolonialzeit zurück zur Steinzeit. Eine riesenlange Baustelle ließ uns dann aber ein wenig unsanft im Heute ankommen. Doch inzwischen sind wir gut im Waisendorf in Ilunda angekommen.
Eigentlich kann ich jetzt schon die Reise empfehlen. Mir hat der Tag richtig Spaß gemacht.
Abschied und Ankommen
Inzwischen sind Sr. Birgit und Pfarrer Feigk in Dar-es-Salaam angekommen und haben uns schon in Kurasini erwartet.
Die Tage in Mbinga waren wir im Fluge vergangen, wir waren so tief drin in den Planungen und Entscheidungen für die Wahlen im nächsten Jahr. Es war so eine intensive Zeit, die Sr. Elisabeth und ich dann auch in Kurasini noch gut abschließen konnten. Irgendwie beschenkt von diesen gemeinsamen Erfahrungen brachten wir Sr. Elisabeth zum Flughafen und hoffen nun, dass sie gut nach Hause kommt.
Währenddessen machten wir uns auf den Weg die kranken Schwestern zu besuchen. Die Situation der beiden Schwestern ist nach wie vor ernst. Beide sind schwer krank. Beide hoffen und bauen auf unser Gebet.
Geschafft!
Und plötzlich waren die Tage vorbei. Nach unserem vierten Schwesternmeeting sind wir noch am Abend nach Ruhuwiko gefahren und dann am Nachmittag wieder mit der kleinen Maschine von Songea nach Dar. Nur gut, dass wir erst für den nächsten Tag für Sr. Elisabeth den Rückflug geplant hatten, denn als wir zur vorgegebenen Zeit am Flughafen waren, entschieden sich die wenigen Arbeiter dort mit uns auf den Wartesesseln zu warten. Auf unsere Fragen reagierten sie einfach immer wieder sehr entspannt und mit einem verwunderten Lächeln. So warteten wir dann halt einfach ganz gemütlich miteinander bis das Flugzeug endlich – mit Verspätung – landete. Erst dann fiel den Arbeitern ein, dass wir ja eigentlich wegfliegen wollten und weder unser Gepäck durchgecheckt war, noch sonstige Vorbereitungsmaßnahmen getroffen waren. Als dann der Pilot voller Ärger fast bis zur Eingangshalle kam, sollte alles auf einmal ganz schnell gehen. Schnell mussten wir uns von den Schwestern und den Freiwilligen verabschieden und zur Gepäckkontrolle. Dort wurde dann tatsächlich bei Sr. Elisabeth alles, aber auch wirklich der ganze Koffer ausgepackt, während ich versuchte, den verärgerten Pilot zu beruhigen.
So wirklich gelungen, ist mir das aber nicht. Er war so sauer, weil wir so spät dran waren und in Iringa noch mal zwischenlanden mussten und es dann knapp werden konnte mit dem Sonnenuntergang. Bei Nacht durfte er anscheinend nicht fliegen. Die ersten Minuten im Flieger waren dann auch entsprechend… es schien so, als wolle der Pilot die verlorene Zeit wieder reinholen. Zu meiner besonderen Freude…. Auf alle Fälle war ich froh, als wir in Iringa nach der Zwischenlandung wieder gestartet sind. Eine Übernachtung in Iringa wegen “verpennten” Mitarbeitern am Flughafen in Songea war einfach nicht in unserer Planung!!!
Zukunft
Immer wieder geht es in unseren Gesprächen und Begegnungen um die Zukunft, die Zukunft der Gemeinschaft, die Zukunft einzelner Einrichtungen, die Zukunft des Landes – auch beim gestrigen Gespräch mit dem Bischof.
Anschließend hatten wir endlich Zeit uns mit den Novizinnen aus dem ersten Noviziatsjahr zu treffen – dabei wird die Zukunft einer Gemeinschaft konkret. Bei unserem letzten Besuch im Juli wurden sie gerade ins Noviziat aufgenommen. Natürlich traute sich keine etwas anderes als positive Dinge zu erzählen, aber sie wirken auch irgendwie angekommen in ihrem Schwesternkleid. Jetzt sitzt der Schleier besser als am Anfang und sie bewegen sich ganz natürlich in ihrer veränderten Rolle. Sie erzählen uns von ihrem Unterricht, von ihren Einsätzen an ihren Arbeitsstellen und von dem – für sie guten – Rhythmus zwischen Arbeit und Gebet. Als wir sie nach ihrer Freizeit fragen, lachen sie… scheinbar trauen sie sich nicht wirklich zuzugeben, dass Uno, ein Kartenspiel, gerade der große Renner bei ihnen ist.
Leider hatte ich den Foto vergessen, deshalb ein Bild aus der Haushaltungsschule.
Und danach… nach den Meetings
Im Oktober beten die Schwestern abends immer an ihrer “Grotte” den Rosenkranz, eine halbe Stunde mit einem ganz besonderen Zauber. Um diese Zeit wird es immer dunkel. Auf eine wunderbare rotbraune Abendstimmung mit einem intensiven Licht, das die Hügel um Mbinga herum in allen möglichen Rottönen einfärbt, folgt eine kurze Dämmerung. Meist ist es noch angenehm warm und die Moskitos sind noch nicht wirklich aktiv. Eine wunderbare Gelegenheit, die Ereignisse des Tages noch einmal vorbei ziehen zu lassen, die Sorgen ins Gebet zu nehmen und für die vielen Begegnungen des Tages zu danken. Und das gemeinsam… eine wirklich geschenkte Zeit!
Zwischen den Meetings
Vier große Schwesternmeetings, ein Treffen mit dem Regionalrat, ein Treffen mit dem Noviziat usw. stehen auf dem Programm für Sr. Elisabeth und mich. Doch es gibt ja auch noch ein Dazwischen.
Zwischen den Meetings muss wenigstens Zeit für einen Stadtbummel sein, wenigstens kurz die neusten Stoffe anschauen, über den Markt schlendern und ein wenig tansanische Sonne und Lebensfreude tanken. Allerdings erwischt uns immer wieder eine rote Staubwolke. Zur Zeit ist es nicht nur warm und staubtrocken, sondern immer mal wieder auch richtig windig. Der rote Staub sitzt in jeder Ritze. Wasser ist ein Segen.
Unser erstes von vier Schwesternmeetings
Unser erstes von vier Schwesternmeetings haben wir hinter uns und können zufrieden auf den vergangenen Tag zurück blicken. Die spirituelle gemeinsame Grundlage, die wir durch die Bibelarbeit und eine Zeit der Anbetung am Vormittag gelegt haben, half uns durch die komplizierten Strukturen und Abläufe, durch die ganzen Regularien und Konstitutionen am Nachmittag zu finden. Zwischendrin sind wir immer wieder an sprachliche und kulturelle Hürden gekommen und die Köpfe rauchten. Jetzt hoffen wir halt, dass dieser erste Tag eine gute Basis für das kommende Jahr wird.
Im nächsten Jahr werden die tansanischen Schwestern das erste Mal ein sogenanntes Regionalkapitel wählen. 30 gewählte Schwestern aus der Region werden mit zehn “Amtsträgerinnen” die wichtigen Zukunftsthemen für die nächsten sechs Jahre bearbeiten. Anschließend werden dann die Regionaloberin und die vier Regionalrätinnen gewählt. Eine aufregende Zeit steht also bevor. Deshalb sind wir auch echt dankbar über den guten Start.
Überlebt!!!
Der Verstand sagt, dass Reisen mit Bus in Tansania einfach gefährlich ist. Mein Bauch ist ganz anderer Meinung… aber wir haben es auch dieses Mal überlebt. Und scheinbar finden manche Menschen sogar Gefallen am Fliegen und können sogar fröhlich winken, wenn sie aus der Maschine aussteigen und von einem ganzen Trupp Schwestern und Freiwillige am Flughafen Songea erwartet werden.
Auf alle Fälle sind wir inzwischen nach anderthalb Stunden Fahrt in Mbinga angekommen, kriechen unter unser Moskitonetz und sind gespannt auf das erste Schwesternmeeting, das morgen früh schon beginnt. Wir hoffen einfach das Beste, Gottes Segen wird uns bestimmt begleiten.
Von Dubais Glitzerwelt auf den Dar es Salaamer Chaosflughafen
…dabei kann ich gar nicht sagen, dass mir die Dubaier Glitzerwelt sympathischer ist als das tansanische Chaos… naja, wenn ich nach 90 Minuten in der Schlange vor dem Visaschalter stehen, gefragt worden wäre, hätte ich es vermutlich nicht so sympathisch gefunden, was die Tansanier da so mit ihren Gästen machen… Klar ist, dass der Flughafen in Dar es Salaam einfach aus allen Nähten platzt, die Klimaanlage nicht für die vielen Menschen und die offenen Türen ausgelegt ist und dass die Vorschriften seit der Wahl von Magufuli strenger wurden oder jetzt kontrolliert werden. Vor allem der Missbrauch der Besuchervisa wird überall befürchtet und kontrolliert.
Doch dann sind wir – während des Wartens – langsam angekommen in Tansania. Einer der Zollbeamten kam aus Maguu und kannte noch die Namen der Missionarinnen dort. Er hat sich nur nicht so richtig getraut, seine Freude über die Begegnung zu zeigen, schließlich sind Zollbeamte Respektspersonen!
Und dann erzählte uns eine junge Frau von ihrem Energieversorgungsprojekt. Sehr spannend für unsere Ohren. Sie berichtet, dass sie Menschen schulen wird, eine Umweltstudie nach internationalem Standard zu machen. Im Projekt geht es um Hochspannungsstromleitungen, die durch deutsche kfw-Mittel (Kreditanstalt für Wiederaufbau) und verschiedene Banken finanziert werden. Für die Bevölkerung und die Mitarbeiter vor Ort nicht einfach zu verstehen, warum sie sich an deutsche, bzw. internationale Umweltstandards halten sollen, wenn sie doch einfach nur Strom – und damit Entwicklung und Fortschritt haben wollen. Sicher eine besondere Herausforderung für die junge Frau. Warum das für uns spannend war, erzähl ich ein anderes Mal…
Auf alle Fälle – tumshukuru Mungu (Gott sei Dank) – wir sind gut und gesund in Kurasini gelandet und ruhen uns aus für den morgigen Tag.
Flucht vor dem Donaunebel?
Nein, nicht wirklich! Nicht der Donaunebel treibt uns nach Tansania. Es gibt triftigere Gründe… Im nächsten Jahr werden die Schwestern eine neue Regionaloberin und einen neuen Regionalrat und sie werden das erste Mal ein Regionalkapitel wählen. Alles ziemlich aufregende Geschehnisse in einer Ordensgemeinschaft, die es gut vorzubereiten gilt, inhaltlich, formal und vor allem spirituell. Deshalb brechen Sr. Elisabeth und ich schon wieder auf. Herr Hecke reist mit auf den ersten Blick weniger spannenden Themen im Gepäck mit. Er wird seinen Schwerpunkt in der Vorbereitung der Haushaltsplanung und der Projektplanung legen. Doch auch das hat es manchmal in sich!
So sind wir doch dankbar, wenn wir unterwegs wieder von vielen Menschen begleitet werden… und sagen mit einem lachenden und einem weinenden Auge “Auf Wiedersehen Untermarchtal!”