Jenseits von Abschreibungen, Grundschulden und Ergebnissen vor oder nach Steuern

Trotz heftiger Hitze sind wir mitten in unserem Workshop und versuchen, ein gemeinsames Verständnis für das zukünftige Vermögen der Provinz Tansania zu entwickeln. Wir suchen nach Möglichkeiten, damit die Schwestern in der Provinzleitung, die Aufgaben der Zukunft bewältigen können. Welche Instrumente können helfen? Wie arbeiten wir als Leitungsteam zusammen, damit es uns gelingt, die Provinz in die Zukunft zu führen. Und immer wieder, was ist eigentlich unser Ziel?

Klare Antwort: das vinzentinische Charisma in diese Welt zu bringen.

Aber die Herausforderung sind riesig. Und gerade auch beim Theama Finanzen ist es wichtig, immer wieder auch die kulturellen und gesellschaftlichen Unterschiede zu verstehen. Was helfen uns betriebswirtschaftliche Vorstellungen von Abschreibungen, wenn Gebäude oft so schnell zerstört werden durch Klima oder andere Ereignisse. Der Erwerb eines Grundstückes ist ein jahrelanger Weg durch Instanzen und dann ist man auch wieder schnell enteignet. Das Steuersystem unterliegt einem ständigen Wandel (und manchmal auch der persönlichen Interpretation eines Beamten).

So suchen wir jetzt mal gemeinsam nach unserem Weg durch dieses Dickicht und versuchen, uns nicht entmutigen zu lassen.

Warten

vor der Bank, mal wieder. Wir sind gut angekommen und haben mit der Arbeit bereits begonnen.

Die Schlange vor dem Bankautomaten war uns zu lange. Ob es eine gute Idee war, dass Sr. Doris uns in der Bank das Geld wechselt, ist die Frage. Wohl eher nicht. Scheinbar haben wir unseren Vormittag mit zu vielen Themen voll geplant. Und zwar im Deutschlandtakt. Das bedeutet, so richtig angekommen sind wir doch noch nicht.

Ein wenig Zeit haben wir noch, denn wir warten auch noch auf Sr. Priscilla und Sr. Ernesta, die mit dem Bus von Maguu und Ruhuwiko kommen. Gegen 11 Uhr wollen wir mit unserem Workshop mit dem Regionalrat starten. Es wird wie immer um Veränderungen gehen. Mit einem besonderen Schwerpunkt auf Zeiten der Unsicherheit und Finanzen.

36 Grad und eine krasse Luftfeuchtigkeit

… und überall Baustellen. So empfängt mich Dar es Salaam.

Irgendwie hat unser Treffen in Doha nicht geklappt. Sandra, mit der ich in Mbinga arbeiten wollte, ist in Wien gestrandet. Inzwischen ist sie wieder auf dem Weg bzw. in der Luft. Nun mussten wir heute alles umorganisieren und können erst am Freitag weiterfliegen. Puh.

So schnell werden gutgemeinte Pläne durchkreuzt und ich merke, dass ich erstmals Probleme hatte, in den tansanischen Move zu kommen. Dabei haben mich die Menschen schon bei den unzähligen Kontrollstellen am Flughafen so freundlich willkommen geheißen. Es half mir nicht, das Chaos zu übersehen.

Dabei kam ich ganz problemlos durch die Kontrollen, zumindest, wenn ich unter den vielen Formularen das Richtige jeweils gefunden hatte. Nur der Fahrer, der mich abholen wollte, war nicht sofort zu finden. Er war der Gefangene einer Drehtür geworden. Nur mit Baucheinziehen und Luftanhalten konnten ihn die Sicherheitskräfte aus dem Gefängnis ziehen.

Doch dann war ich wieder da. Die Sonne, die Farben, diese megaentspannten Menschen, aber auch die Hitze, der Verkehr und der viele Baustellendreck. Dar es Salaam!

Jetzt hoffe ich nur, dass Sandra morgen gut hier ankommt. Dann werden wir sehen, wie es weitergeht.

Alles weitere wird sich zeigen.

Wie im Fluge…

verging die Zeit. Inzwischen sitze ich schon wieder vor dem Testzelt in Dar es Salaam. Ohne PCR-Test geht noch nichts.

Die letzten Stunden in Mbinga waren voll von Gesprächen, Vor- und Nachbereitungen – und ein bisschen Abschiednehmen. Aber ich komme vermutlich bald wieder.

Ein Resümee kann ich auch heute noch nicht ziehen. Irgendwie ist während der Zeit, als Reisen nur schwer möglich war, die Welt nicht stehen geblieben. Ein wenig fühlt es sich an, als renne ich den Veränderungen jetzt hinterher. Und an anderen Stellen scheint es, als hätte sich etwa rückwärts gedreht.

Das Warten auf den PCR Test ermöglicht nun, eine kleine Pause zum Sortieren und natürlich auch um in Dar es Salaam neue Erfahrungen zu machen. Mal sehen, was noch passiert.

Leck entdeckt und schon tun sich neue Löcher auf

Das Leck im Health Center war dann gestern Morgen auch schnell entdeckt. Doch leider wird es nicht so schnell zu stopfen sein.

Am Nachmittag ging es dann ins Waisenhaus St. Katharina. Sofort haben die Zwerge das Bonbonpapier in meiner Tasche knistern hören und es war nichts mehr zu retten. Die nächste Stunde hingen klebrige Hände und Gesichter an uns.

Wahrscheinlich haben wir den Schwestern und Mitarbeiterinnen keine Freude gemacht, denn im Moment sind alle beiden Waschmaschinen kaputt und der Berg Wäsche ist bei 23 Kleinkinder riesig. Jetzt kamen auch noch die verklebten Reste der Bonbons dazu.

Die Schwestern erzählten uns noch mal ausführlich von diesem Blitzeinschlag im Februar und zeigten uns die Spuren, die er hinterlassen hat. Krass, wie man den Verlauf des Blitzes am Gebäude verfolgen kann. Die Kinder saßen während des Gewitters in der Küche und lagen nach dem Einschlag scheinbar auf dem Boden. Sr. Julietha dagegen hat es irgendwie schwerer erwischt. Sie kämpft seit dem mit diversen Lähmungserscheinungen am Arm.

Nun rückt die Regenzeit näher und es muss unbedingt für einen besseren Blitzschutz gesorgt werden. Gott sei Dank sind bald genügend Spenden eingegangen für das Projekt des Monats, sodass wir diese Schutzmassnahme demnächst anbringen können. Alle sind total froh, denn sie wollen nicht mit dieser Angst in die Regenzeit gehen.

Akute Not

Keine Ahnung, was passiert ist, irgendwie reicht das Geld für die Medikamente im Health Center St. Vincent nicht. Zuerst musste gestern Abend mal das akute Problem gelöst werden. Denn die Patient:innen sitzen in Schlangen vor dem Health Center. Vor allem Mütter mit Kindern.

Mit dem Auto sind wir an die Geldautomaten. Doch der Erfolg war mäßig, ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber immerhin übers Wochenende reicht es.

Morgen geht es dann darum, tiefer in die Problematik einzusteigen und gemeinsam nach langfristigen Lösungswegen zu suchen.

Eindrücke

Es sind ja immer nur sehr subjektive Eindrücke, die ich über den Blog vermittle. Dinge, die mir auffallen oder meinen Mitreisenden, Themen, über die wir gemeinsam diskutieren, mit den Schwestern und anderen Einheimischen.

Gestern fielen uns unterwegs Berge von Maissäcken auf. Die Ernte war gut hier in der Region. Aber der Preis für den Sack Mais ist scheinbar auffallend niedrig. Obwohl es in vielen Teilen des Landes Nahrungsmittelknappheit gibt. Seit einigen Jahren wird der Maishandel durch die Regierung stark reglementiert. Dieser Eingriff der Regierung hatte gute Gründe. Händler verkauften die Ware teuer ins Ausland, während Menschen in Tansania hungerten. Ausserdem spielen dieses Gezocke an der Börse mit Nahrungsmittel eine zunehmende Rolle.

Doch leider scheint die Regierung immer wieder mit der Organisation des Maishandels völlig überfordert zu sein. Vor einigen Jahren verfaulte der Mais in den Lagern, weil die Lastwagen teilweise keine Reifen hatten. Nun scheint der Staat kein Geld zu haben, um den Mais den Bauern abzukaufen. Angst geht um. Und ich höre seit langem auch wieder eine leise Unzufriedenheit mit der Regierung.

Die Investitionen in die großen Infrastrukturprojekte kommen bei den Leuten auf dem Land nicht an. Und wenn bei guter Ernte kein Geld für den Schulbesuch der Kinder und für die medizinische Versorgung bleibt, wird es für die Bauern richtig schwierig.

Und schon wieder auf dem Weg…

Diesmal geht es nach Peramiho. Freunde und Mitbrüder der kleinen Schweizer Reisegruppe besuchen und dann weiter zum Flughafen nach Songea.

Besuche in Peramiho sind trotz aller Lebendigkeit dort auch immer ein Eintauchen in die Geschichte. Und es brechen immer neue und alte Fragen auf über Missionierung und Koloniesierung. Gerade wenn wir uns nicht in den Held:innengeschichten der Vergangenheit verlieren wollen und uns den Herausforderungen des Erbes in der Gegenwart stellen, werden die Fragen oft kompliziert und die Antworten noch mehr.

Und trotzdem staunen wir immer wieder neu über die Leistungen der Missionare und Missionarinnen.

Improvisation ist alles

Unsere Baustellenbesichtigungen und Besprechungen liefen gestern wie am Schnürchen. Für die Arbeiten am Krankenhaus in Kihaha wurde ein zweites Arbeitsteam engagiert, sodass die Entbindungs- und Frauenstationen hoffentlich bald schon fertig gestellt werden können. Und bei unseren Diskussionen über die Gestaltung und Größe des Schwesternaltenheims waren wir uns auch rasch einig. Sodass mit dem Fundament vermutlich noch vor der Regenzeit begonnen werden kann.

Nach diesem erfolgreichen Vormittag musste beim Stadtbummel mit dem Architekten natürlich ein wenig gefeiert werden. Die Beine noch müde oder nicht richtig auseinandergefaltet von der Reise im engen Auto steuerten wir gleich die nächstbeste tansanische Bar an. Passend zur Neueröffnung mit einem Sortiment aus unzähligen Biersorten. Wir bestellten dann aber Weisswein. Hatten sie zwar nicht zur Auswahl, aber schnell wurde ein Pikipikifahrer losgeschickt. Der kam zurück mit zwei Flaschen rotem Altarwein. Vermutlich hat er gedacht, das passt zu Ordensschwestern. Kein Problem. Den Wein nahmen wir mit und das Pikipiki düste wieder los. Und kam tatsächlich mit Weißwein und Sekt zurück. Doch nun standen wir vor der nächsten Herausforderung. Gläser hatten sie noch keine gekauft. Also musste wieder jemand los, Gläser kaufen. Als die Gläser kamen wurden sie schnell mit der Serviette ausgerieben und wir konnten mit allen anstoßen – und auf die desinfizierende Wirkung des Alkohols hoffen. Auf jeden Fall hatten wir einen fröhlichen und entspannten Nachmittag mit den Leuten aus der neuen Bar in Mbinga.

Die Seele nachkommen lassen

Langsam zu reisen, hat so viele Vorteile. Dann wird die Reise nicht zu einem Sprung zwischen den Welten. Langsam nähert man sich der Landschaft, den Menschen, der Kultur.

Der Anflug auf Mbeya war gigantisch, die Farben, Stimmungen, Berge und Täler. Und die Fahrt im Taxi zu einem unbekannten Hotel in der Stadt war wieder einmal eine Konfrontation mit den besonderen Herausforderungen, denen sich Menschen in tansanischen Großstädten zu stellen haben.

Gestern ging es dann mit dem Auto weiter. Immer wechselnde Landschaften.

Nach über zehn Jahren fallen mir natürlich die vielen Veränderungen und Entwicklungen auf, auch im Bereich der Infrastruktur. Aber auch der schnelle Verfall.

Eine Pandemie scheint es aber nicht zu geben. Auf den ersten Blick ist es wie im Mai. Trotz neuer Coronatoten und einer Präsidentin, die offiziell nun von einer Welle spricht.