Wieder unterwegs…
Wieder gesund und erholt mit zwei Freiwilligen und vier Gästen sind wir gut mit dem Bus in Iringa angekommen. 600 km Entfernung, 2000 m Höhenunterschied und ein Temperatursturz von 15 Grad liegen zwischen Dar es Salaam und Iringa.
Unterwegs hat es heftig geregnet, sehnsüchtig warten die Menschen auf den Regen. Als wir Anfang des Monats in Tansania ankamen, hat es hier im Süden das erste Mal geregnet – ein Zeichen, mit der Aussaat zu beginnen. Nach dem ersten Regen wird es in der Regel noch mal ein paar Grad wärmer und die Luftfeuchtigkeit steigt und alles wartet von Tag zu Tag sehnsüchtiger auf Regen. Einmal weil Abkühlung Not tut, mehr aber noch, weil die Saat darauf wartet, in der aufgeheizten Erde aufzugehen – und dazu braucht’s dann dringend kräftige Regengüsse. Hier um Iringa wurde die Sehnsucht nun heute erfüllt. In Mbinga warten die Menschen noch.
So werden in Tansania die adventlichen Verheißungen zu realen Erfahrungen, denn überall beginnt die Saat zu sprießen, sogar an den Affenbrotbäumen sind grüne Sprossen zu erkennen.
Schuhe kaufen in Iringa
Das Neema Guest House hat uns nach der anstrengenden Busfahrt im Stich gelassen oder das Internet??? Auf alle Fälle standen wir ein wenig atemlos, durstig, vor allem aber verschwitzt mit unseren Rucksäcken vor einem ausgebuchten Gästehaus. Auch die anderen Gästehäuser waren voll. So verbringen wir die Nacht in einem sogenannten Motel, immerhin aber in der Nähe des Busbahnhofs, weil es morgen früh um 6 Uhr dann gleich weiter geht. Wir haben uns entschieden, nur bei Dunkelheit unsere Zimmer zu betreten. Dann sieht man nicht alles so genau. Trotzdem mussten noch Badeschlappen für das Betreten der Dusche gekauft werden. Nun bin ich doch froh, dass ich sogar Schlafsack, ein eigenes Kissen und Handtücher dabei habe. Aber auch das gehört dazu… Zum Leben hier in Tansania…
Wasserstelle
Bei unserer heutigen Wanderung kamen wir an einer der Wasserstellen vorbei, die Viehtränke, Freibad, Badewanne, öffentliche Waschmaschine, Brunnen und Motorradwaschanlage in einem ist. Geschweige denn welche sozialen Kontakte hier gepflegt werden. Leider reichen unsere Sprachkenntnisse noch nicht, um wirklich ins Gespräch zu kommen und mehr als Höflichkeitsformeln auszutauschen.
Wochenende: Kupumsika – Ausruhen
In allen Geschichten, die wir im Sprachkurs übersetzen durften, ging es darum, dass man sich am Wochenende ausruht…kupumsika – ausruhen, eines der ganz wichtigen Worte! Die zwei wichtigsten Botschaften über die tansanische Kultur im Sprachkurs waren das Ausruhen am Wochenende und das Bibellesen am Abend.
Ausruhen bedeutet Ausruhen, nicht Ausruhen und nebenher ein Buch lesen, Musik hören oder Rosenkranz beten… Nein. Ausruhen, sich erholen ist eine Tätigkeit an sich. Man sitzt dazu meist in den Schatten vorm Haus und ruht aus.
Beim Ausruhen heute, am Samstag haben wir vermutlich im tansanischen Sinn eher versagt. Am Vormittag stand ein größerer Spaziergang auf dem Programm und am Nachmittag Volleyball spielen, jetzt kann ich kaum noch vom Stuhl aufstehen vor lauter Muskelkater…
Und doch war vor allem unser Spaziergang ein ganz besonderes Erlebnis. Polly, der Camp Hund begleitete uns. Und kaum waren wir vor dem Tor, begann Polly die Jagd auf die Affen. In den Wipfeln der Bäume war eine ganze Horde, die sich über Polly lautstark lustig machte. Polly jagte von einem Baum zum anderen, doch die Affen waren immer schneller und hatten ihren Spaß. An einem Fluss entlang durch wunderschöne Vegetation hindurch, kletterten wir streckenweise von Stein zu Stein flussaufwärts bis zum Waschplatz eines Dorfes. Als die Sonne zu heiß wurde, machten wir uns mit Polly auf den Heimweg. Wäsche waschen und Vokabel lernen, war angesagt, bis die stärkste Hitze nachgelassen hat und der Volleyball ausgepackt wurde. So hat diese Woche auch etwas von Urlaub!
Begegnungen im Camp
Während wir am Abend gerade fertig sind mit Wiederholungen und die Hausaufgaben noch warten, kommen manche der Campgäste mit leuchtenden Augen von der Safari in den Ruahanationalpark zurück. Zehn Löwen auf einem Fleck, Krokodile, Flusspferde am Wasserloch, die “Big Five”… Stolz werden die Kameras mit den Aufnahmen gezeigt und zufrieden sitzen die Fotojäger mit denen, die vom Lernen erschöpft sind, am Abendessen.
Gesprochen wird Englisch… Und die Truppe ist so bunt… Melodie aus Texas musste uns erst erklären, dass die Sprache, die sie spricht, Englisch heißt. Sie macht einen viermonatigen Sprachkurs und ihr Kiswahili hört sich für uns stark nach “J.R.” aus Dallas an. Ein junges Ehepaar aus den Niederlanden ist ebenfalls für mehrere Monate hier, beides Linguistiker, die die Bibel in verschiedene Stammessprachen übersetzen wollen.
Heute kam ein älterer Mann aus Südafrika an, er ist dabei, sein Motorrad nach Hause zu bringen. Nach den heute gefahrenen 900 km kam er stehend im Camp an. Aber glücklich! Im Haus neben uns wohnt eine Familie mit zwei kleinen Kindern. Während die Eltern Kiswahili lernen und sich auf ihren Einsatz als Missionare auf Sansibar vorbereiten, spielen die beiden Mädchen hingebungsvoll mit einem Koffer voll Faschingskleider und werden mitten im afrikanischen Busch zu Prinzessinnen, Feen und Zauberern.
Eine bunte Truppe in einer abgeschlossenen Welt… Und irgendwie weit weg vom Leben in Tansania…
Begegnungen
Nun werden Veränderungen spürbar… Meine bisherigen Reisen waren geprägt von einmaligen Begegnungen und Eindrücken… Blitzbesuche… Und dann ging es weiter zum nächsten Ort, das nächste Schicksal, die nächste Not… Doch nun verändern sich die Begegnungen, Beziehungen entstehen… Nun ist Lulu, das kleine Mädchen aus Ilunda letzte Woche gestorben, wenn ich nächste Woche im Kinderdorf vorbeikomme, wird sie mir fehlen…
Lashwilli, war die andere Begegnung zu Beginn der Reise.
Heute war ich in Iringa, um Geld für seinen weiteren Krankenhausaufenthalt in Ikonda zu überweisen. Geldüberweisungen können hier per Handy getätigt werden – zumindest kleinere Beträge… Lashwilli hat die Bilder seiner Wunde per Handy an uns geschickt. Er wollte unbedingt heim, denn das Geld wurde knapp. Aber noch immer ist die Wunde handtellergroß. Eine Woche Verbandswechsel unter einigermaßen hygienischen Bedingungen schaden der Wunde nicht. Ansonsten bekommt er womöglich eine erneute Infektion und alles war umsonst und er verliert das Bein doch noch…
Aber eigentlich ist Lernen angesagt!!!
Untermieter
Unsere Untermieter haben uns die halbe Nacht beschäftigt. Vermutlich wohnten sie schon länger in unserem strohgedeckten Blockhaus und wir haben sie vertrieben.
Zumindest Sr. Lucia, die unterm Dach gewohnt hat, wurde ihnen zur Bedrohung. Die erste Nacht verhielten sie sich noch abwartend und blieben im Strohdach versteckt. Wir hörten es nur rascheln. Gestern Abend wurden sie dann aber richtig frech und eroberten das Dachgeschoss zurück. Als sie auf dem Dachboden mit schnellen kleinen Schritten unter Sr. Lucias Bett hin und her rannten, fand sie Obdach im Doppelbett hier unten.
Doch nicht genug, das zurückeroberte Dachgeschoss schien nicht auszureichen. Auf einmal ging das Geraschel im Papierkorb los und wir hatten sie hier unten. Mit dem Kleiderbügel bewaffnet, versuchten wir sie zur Haustür hinauszujagen. Doch nicht mit Gewalt mit List haben wir unsere Hütte zurück erobert. Der Geruch von Salzgebäck kurz hinter der Türschwelle außerhalb der Hütte, lockte sie schließlich wieder die Treppe herunter. Angespannt saßen wir mucksmäuschenstill im Bett und warteten, bis sie sich die Treppe herunter traute und endlich durch die Haustür verschwand. Ruckzuck waren wir aus dem Bett und die Tür hinter der Maus zu.
Vielleicht sind Mäuse in Tansania einfach viel größer als in Deutschland, denn weitere Schlussfolgerungen Richtung Ratte wären unangenehmer…
Auf alle Fälle konnten wir dann endlich in Ruhe einschlafen. Eine einzige Maus hat die Hütte in der Nacht mit so viel Leben und Lärm erfüllt, dass wir dachten, eine Großfamilie zu beherbergen.
Heute werden wir hoffentlich Ruhe und unsere Maus wird ein neues Zuhause gefunden haben.
Unser Klassenzimmer
Die Terrasse unser Klassenzimmer, wir zwei Schwestern die ganze Klasse und eine geduldige Lehrerin…
Iringa – Sprachkurs
Der Ort ist wirklich wunderschön, aber ob uns das hilft… Wir wohnen in einer kleinen Goldgräberhütte, aber aus einem guten Western – nicht wie in Dar Pori… Mit einer Luxusdusche – wenn es warmes Wasser gäbe. Naja, man kann nicht alles haben…. Beim Abendessen trafen wir auf Menschen, die in den unterschiedlichsten Kirchen und Freikirchen aktiv sind und sich auf interessante Tätigkeiten hier im Land vorbereiten… Alle wollen dafür ihre Sprachkenntnisse verbessern, manche gar sechs Monate lang. Wie das zu organisieren ist, werden wir morgen sehen.
Iringa – aus dem Bus
19 Uhr – und wir sind nur froh, endlich in die Horizontale zu kommen. Ein bisschen mehr als eine Stunde Schlaf gönnte uns der Nachtflug von Addis nach Dar. Dann erprobten wir zwischen halb drei und fünf Uhr verschiedene Schlafmöglichkeiten auf den Bänken vor dem Flughafen, bzw. auf den Koffern, bis wir von Cleofa abgeholt wurden und auf dem Busbahnhof in einen sicheren Bus setzte. Auch hier können zum Thema Sicherheit unterschiedliche Maßstäbe angesetzt werden. Schlafen war aber nur schwer möglich, weil man sich eigentlich festhalten musste und der Fahrer immer wieder das Bremsen vor den vielen Schwellen zur Geschwindigkeitsbegrenzung vergaß. Das hatte zur Folge, dass es uns immer wieder aus dem Sitz hob.
Doch nun sind wir gut im Gästehaus in Iringa angekommen. Andere hatten weniger Glück, unter anderem sind wir an einem verunglückten Getränkelaster vorbei gekommen. Die ganze Gegend roch nach Bier, die meisten Flaschen waren zerbrochen, doch ein Glückspilz hatte noch eine vollständige Kiste gefunden, die er stolz und voll Vorfreude in sein Dorf trug. Dort wird heute Abend sicher gefeiert!