Mkenda
Am Sonntag waren wir noch einmal in Mkenda. Unglaublich, in welchem Tempo dort die Schwestern die Entwicklung voran treiben. Auch ihnen ist es – wie F. Silverius gelungen – die Leute aus dem Dorf mit ins Boot zu holen. Vermutlich sind sie einfach glaubwürdiger als die weißen Missionare oder Entwicklungshelfer.
Mit der Unterstützung der Leute aus dem Dorf ist das Haus, das jetzt als kleines Internat für die inzwischen zehn Kinder dient, fertig. Die ganz kleine Grundschule wollen sie schon nächsten Monat eröffnen. Gestern haben wir sie gesegnet.
Unglaublich was so passiert…
Überraschungsbesuch
Seit Tagen versuchten die Schwestern aus Mkenda mich zu erreichen, immer war es schwierig, entweder netzbedingt oder wegen den Sprachhindernissen. Klar war nur, dass es Probleme mit der Regierung wegen des Grundstücks gibt.
Also sind Sr. Michaela, eine der neuen Regionalrätinnen, und ich heute nach Mkenda gefahren. Unsere SMS, mit der wir uns gestern Abend angemeldet haben, kam leider nach uns an. So trafen wir die Schwestern bei der Feldarbeit an, wie man an Sr. Shadas Kleidung sieht. Schnell musste ein Huhn dran glauben und war nach ewig langem Palaver nebenher im Topf auf drei Steinen gekocht tischfertig.
Kurz und gut die Regierung hat entschieden, das Grundstück, dass sie den Schwestern vor ca. 3 Jahren überlassen hat, in ein städteplanerisches Konzept aufzunehmen. Wirklich! Mitten im Busch, nein, eigentlich am Ende der Welt, wenige Kilometer vor der Grenze will die tansanische Regierung einen zentralen Markt aufbauen. Fuchs und Hase sagen sich hier Gute Nacht, na, vielleicht eher Elefant und Krokodil… Unglaublich, wenn man die Umgebung oberflächlich betrachtet, denn im Moment gibt es einfach nichts außer ein paar Lehmhütten, einer Sandpiste, einer Grenzstation – und Bodenschätze!!! Das ist wohl auch der Grund, warum auf einmal jemand an die Menschen am Ende der Welt denkt. Deshalb soll nun genau dort, wo die Schwestern mit dem Bau der Dispensary begonnen haben, die zukünftige vierspurige!!! Straße verlaufen.
Unser erster Schritt wird nun mal sein, dass Grundstück registrieren zu lassen. Denn sonst werden die Schwestern demnächst mitten in der Aufbauarbeit wieder von dort vertrieben. Tansanischer Alltag…
Goldgräberstimmung
Was auf dem Foto an die Vorplanung einer Beachparty erinnert, waren stundenlange Diskussionen über die aktuellen Herausforderungen mitten im tansanischen Busch. Die Armut, der Bildungsnotstand, die Ausweg- und Hoffnungslosigkeit der Menschen in Mkenda ist eine riesige Herausforderung für die drei äußerst aktiven Schwestern.
Es gelang uns sogar Prioritäten zu setzen, eine Reihenfolge zu erstellen, welche Vorhaben angegangen werden. So muss als allererstes das Wasserproblem gelöst und der Kindergarten in unser Sternsingerprojekt aufgenommen werden, damit die Kinder eine Mahlzeit täglich erhalten. Die Schwestern haben schon erlebt, dass die Kinder ihren Abfall und das Hühnerfutter nach Essbarem durchsuchen.
Außerdem wartet die Dispensary auf die Fertigstellung.
Als wir soweit waren, kamen dann die ganz aktuellen Sorgen auf den Tisch. Seit Wochen kommen immer wieder Menschen einer auswärtigen Organisation und untersuchen den Boden. Scheinbar wurden auf dem Grundstück der Schwestern Mineralien gefunden. Sr. Maria Goretti spricht von Gold! Inzwischen macht irgendjemand auch nachts Probegrabungen. Das bedeutet, die Schwestern haben aktuell doppelt Angst, einmal um ihre eigene Sicherheit. Außer drei Hunden haben sie nicht mal ein abschließbares Haus. Aber sie fürchten auch, dass ihnen das Grundstück weggenommen wird. Und da stellt sich plötzlich heraus, dass die Grenzsteine für das Grundstück aus Geldmangel noch nicht gesetzt wurden. Tja, so schnell werden Prioritätenlisten auf den Kopf gestellt.
Jetzt geht es also erst einmal um die Sicherung des Grundstücks – schließlich steht dort ein Schwesternhaus, eine unfertige Dispensary und eine Hütte für den Kindergarten. Das wollen die Schwestern nicht so schnell wieder aufgeben.
Auf den Spuren der Missionare
Wieder fahren wir noch in der Dunkelheit durch den afrikanischen Busch, überall brennen Buschfeuer, teilweise bis nahe an die Hütten und die Straße, naja, die Piste, auf der wir wieder einmal kräftig durchgeschüttelt werden. Heute Abend werden wir den vielen roten Staub wieder mit der Eimerdusche aus den Haaren und den Kleidern waschen.
Und doch wissen wir heute wieder, dass schon ein Eimer warmes Wasser zum Duschen Luxus sein kann.
Die Menschen in Mkenda laufen mehr als vier Kilometer zum Fluss, um Wasser zu holen.
Mkenda, die neue Station an der Grenze zu Mosambique haben wir heute besucht. Und dort gab es ein großes Fest. Sechs Kinder wurden getauft.
Sr. Maria Goretti, Sr. Margret und Sr. Shada haben in den letzten Jahren wirkliche Aufbauarbeit geleistet. In diesem – von der Welt vergessenen – Landstrich haben sie mit der Kindergartenarbeit und einer Erste-Hilfe-Station in einfachen Bambushütten begonnen. Inzwischen steht das Fundament der Dispensary. Auf Nachfragen erklärt Sr. Margret, dass sie noch keine Entbindungsklinik bauen, weil die Frauen “in den Busch gehen” zum Entbinden. Das Vertrauen der Schwestern in die Kunst der traditionellen Heiler ist gering. Sie berichten von einer hohen Mütter- und Säuglingssterblichkeit. Auch hier sind die Erstgebärenden oft gerade mal zwölf Jahre alt. Zur Zeit leben zwei dieser jungen werdenden Mütter bei den Schwestern. Immer wenn wir nach den Vätern fragen, heißt es “Hamna” – keine. Scheinbar gibt es weniger Väter als Mütter in dieser Welt…
Völlig überrascht waren wir, dass auch fünf Kinder inzwischen im Schwesternhaus leben. Kinder, die einfach bei den Schwestern eingezogen sind, weil sie daheim nicht erzogen werden, so die Begründung der Schwestern. Sicher sind die Kinder so zahlreich und die Armut in manchen Familien so groß, dass das Schwesternhaus in seiner Einfachheit eine Alternative zu sein scheint. Nun muss also dringend eine Art Internat gebaut werden.
Doch erst nach der Fertigstellung der Dispensary.
Übrigens stehen die Maislaster nach wie vor vor der Lagerhalle, es werden täglich mehr und heute sahen wir, dass sich das Problem zurückstaut. Inzwischen liegen die Maissäcke auch in den Dörfern auf dem Land an den Sammelstellen auf Haufen herum und können nicht mehr abtransportiert werden. Wenn man dann noch weiß, dass viele Bauern so sehr auf das Geld angewiesen sind, dass sie oft mehr Mais verkaufen, als es ihre eigene Versorgung zulässt, wird es unerträglich! Heute hat uns auch noch jemand erzahlt, dass die Regierung kein Geld hat, weil sie die Wahlen im nächsten Jahr vorbereiten müssen. Hoffentlich sind das nur Gerüchte… Schlimm genug!