Wieder einmal Dar
Wieder einmal bin ich ins heiße Dar Es Salaam aufgebrochen, dieses Mal um Alex abzuholen. Sie wird für die Inbetriebnahme des Gästehauses in Ruhuwiko Verantwortung übernehmen.
Damit wagen wir dann unser erstes Inklusionsprojekt in Tansania. Zehn Absolventen der Schule für Kinder mit Hörschädigungen werden dort Arbeit finden. Doch zuerst muss die Baustelle mal fertig werden. Aber auch da bin ich jetzt zuversichtlich. Das Dach kam vor Beginn der Regenzeit drauf.
Ende Januar wird eine kleine Gruppe aus der Gemeinde der Hörgeschädigten aus Deutschland kommen und beim Innenausbau Hand anlegen. Soweit unsere Pläne, doch eine der wichtigsten Lektionen in Tansania ist “tutaona” – “schau mer mal”… Denn es kommt ja doch immer anders als geplant…
Alltag
Schnell ist hier nach den Feiertagen wieder der Alltag eingekehrt – viel zu schnell. Aber die Geschäftigkeit in der Regenzeit scheint von allen Besitz zu ergreifen. Jetzt regnet es immer wieder für Stunden richtig heftig und kühlt dann auch merklich ab. Wenn der Regen so kommt, wie heute, bedeutet das für viele Menschen eine große Freude. Unter anderem hatten die Mädchen in der Haushaltungsschule heute einen Ausschlaftag. Eigentlich sollten sie schon morgens um halb sieben Uhr aufs Feld, doch dann schüttete es ab 3 Uhr in der Nacht aus Kübeln und sie konnten sich im Bett noch einmal umdrehen.
Spätestens zwei Stunden nach dem Regen ist wieder herrlicher Sonnenschein und es ist so heiß, dass man kann sich gar nicht mehr darin erinnern kann, dass es schon mal kühl war.
Für mich brachten die letzten Tage Arbeit am Schreibtisch: die vielen gesammelten Informationen müssen ausgewertet und sortiert werden. Immer wieder schlage ich mich mit Zahlen und Gesetzen rum, quäle mich mit dem Sprachengewirr und versuche die nächsten Schritte zu planen… Da sind Besuche eine willkommene Unterbrechung oder ein kurzer Besuch in St. Katharina bei den Waisenkindern… Dort ist gestern nun Mama Lazaro gestorben, schon vor zwei Jahren hatte sie eigentlich beschlossen zu sterben, nun hatte sie vor einigen Tagen die Nahrungsaufnahme eingestellt – ohne Magensonde, Patientenverfügung oder Vollmacht durfte sie nun gestern Nacht heim gehen. Bibi Bibiana, ihre Altersgenossin in St. Katharina ist traurig, erklärt mir aber auch, dass so das Leben eben ist. Und ich staune wieder einmal über die Selbstverständlichkeiten des Lebens hier in Tansania.
Sternsinger in Mbinga
Auch in Mbinga sind sie losgezogen um die Botschaft, die uns zum Segen werden soll, in die Häuser zu bringen. Wochenlang haben die Kinder vor meinem Fenster die Lieder geübt. Am Sonntag war dann schon ab dem Vormittag zu spüren, dass etwas Besonders auf dem Programm steht. Der Dreikönigstag ist kein Feiertag.
Voller Nervosität trafen sie nach und nach auf der Wiese vor dem Regionalhaus ein. Sr. Danielas Nerven waren schon bald bis zum Zerreißen gespannt, irgendwie ging das Verkleiden nicht ganz so reibungslos. Außerdem stand sie zwischendrin immer wieder vor dem Kopierer und der wollte die Liedblätter nicht in dem Format drucken, das Sr. Daniela vorgesehen hatte – und gleichzeitig hatten irgendwelche Kinder Stress mit ihren Kronen, wieder andere kamen zu spät, zwei Sternträger versuchten sich im Schwertkampf mit ihren Sternen und die Hauptsängerin übte ständig lautstark vor sich hin – also schlichtweg der ganz normale Wahnsinn. So oder so ähnlich wird die Vorbereitung in diesen Tagen wahrscheinlich in vielen Sternsingergruppen in Deutschland abgehen.
Doch irgendwie sind sie dann doch vergnügt, aber ohne Mittagessen, denn schließlich gab es erst um 11 Uhr Tee, abgezogen.
Anders als in Deutschland gehen die Sternsinger jedoch nicht in die Häuser und Hütten, sondern zu den kleinen Gebetsgruppen in den Pfarrgemeinden. Die kleinen christlichen Gemeinschaften, die sich wöchentlich zum Gebet und Bibel teilen treffen, sind hier in Tansania der eigentliche Kern der Gemeinde. Um in diese Gemeinschaften den Segen Gottes zu bringen, nehmen die Kinder weite Wege auf. Ob sie dort wohl Süßigkeiten erhalten, wie es in Deutschland oft der Fall ist, wage ich zu bezweifeln, auch sammeln sie kein Geld, wissen aber, dass viele unserer Projekte genau durch diese Aktionen in Deutschland finanziell stark unterstützt werden.
Abschied nach über 50 Jahren
1964 kam Alt-Abt Lambert nach Tansania. 1976 wurde er Abt der Benediktinerabtei Peramiho. 2006 gab er dieses Amt ab und nun wird er nach über 50 Jahren nach Deutschland zurückkehren. In dieser Zeit wurde aus Tanganijka und Sansibar die Vereinigte Republik Tansania, aus der Diözese Peramiho entstanden zuerst die Diözesen Songea und Njombe, dann Mbinga; wurden von Peramiho aus Klöster in Kenia gegründet und 1980 afrikanische Brüder aufgenommen.
Die ganze Zeit aber herrschte eine enge Verbindung zwischen unserer Gemeinschaft und den benediktinischen Brüdern und Schwestern in Peramiho. Auf die Einladung des Vorgängers von Abt Lambert, Abt Eberhard Spieß kamen schließlich unsere Schwestern erst nach Tansania. Vor allem in den ersten Jahrzehnten halfen die Benediktiner bei vielen Projekten mit ihrem Knowhow und ihrer langjährigen Erfahrung im Land. Heute ist Peramiho vor allem als Ausbildungsstätte für viele Schwestern ein wichtiger Ort für die Gemeinschaft. Aber auch heute noch erhalten wir jeder Zeit Unterstützung und Gastfreundschaft in Peramiho.
Deshalb war es selbstverständlich, dass auch wir die Gelegenheit nutzen wollten um uns zu verabschieden, Abt Lambert zu danken und ihm für den nächsten Lebensabschnitt Gottes Segen zu wünschen. Natürlich wurde auf tansanische Weise gefeiert. „Leider“ regnete es das erste Mal richtig heftig und langanhaltend. In einem heftigen Gewitter sind wir fast die ganze Strecke nach Peramiho geschwommen. Doch dank der Teerstraße ist das ja inzwischen kein Problem mehr und war auch für meine dritte Linksverkehr-Safari als Driver zu bewältigen. Doch bei solch einem Regen gehen die Tansanier nicht unbedingt zu einem Fest. Denn während es regnet, wird man während der ersten Minuten klatschnass und wenn er nachlässt, muss man eigentlich sofort aufs Feld um zu hacken. So wurde vermutlich ein Rind umsonst geschlachtet und einige Eimer zu viel Reis gekocht. Aber das wird spätestens heute verteilt. Allzu viele Reste wird es heute Abend nicht mehr geben.
Abt Lambert scheint mit Dankbarkeit aber auch mit Fragen, einem wachen Verstand und einem weisen und weiten Herzen nach Deutschland zurück zu kehren. Er lässt viel zurück. Was uns Vinzentinerinnen bleibt, ist sicher Dankbarkeit für diese Jahre, die Kraft und die Liebe, die er in das Land und die Menschen investiert hat.
Batman in Afrika
Sie erinnern dann schon ein wenig an Batman – majestätisch in ihrem Flug und auch ein wenig unheimlich…
Regenbogen
Mit einem Regenbogen über der Abtei Peramiho und einem Erdbeben der Stärke 5,1 hat sich am Silvesterabend das vergangene Jahr von uns verabschiedet.
Für das neue Jahr wünsche ich allen Leserinnen und Lesern, allen Unterstützerinnen und Unterstützern Gottes Geleit und seinen Schutz und Segen.