Die neue Regionalleitung in Mbinga
Heute nun war der große Tag. Die neue Regionalleitung in Mbinga wurde in einem feierlichen Gottesdienst eingesetzt. Sr. Janeth wird nun als Regionaloberin die Region Mbinga leiten. Sr. Aurelia, Sr. Miriam, Sr. Ernesta und Sr. Zitha werden sie im Regionalrat unterstützen.
Für diese herausfordernde Aufgabe werden sie unser aller Unterstützung und unser Gebet brauchen.
Adventliches Warten
Unser adventliches Warten hat gestern vermutlich den Höhepunkt erreicht.
Um 10 Uhr hatten wir einen Termin mit dem Erzbischof in Songea vereinbart. Schon beim Frühstück erhielten wir dann die Nachricht, dass der Erzbischof erst am Morgen von Njombe nach Songea fährt und es später werden kann. Wir sollen in Ruhuwiko auf ihn warten. Also sind wir brav losgefahren und in Ruhuwiko natürlich erst einmal zum Chai eingeladen worden. Die Schwestern wollten uns auch gleich ein Zimmer zum Ausruhen im Gästehaus anbieten. Doch das haben wir natürlich abgelehnt. Nicht sehr schlau von uns, denn ein ausgiebiger Mittagsschlaf wäre gut noch drin gewesen… Wieder einmal haben die tansanischen Schwestern schneller verstanden, wie der Hase läuft. Irgendwann um 15 Uhr erhielten wir die Nachricht, dass wir um 16 Uhr kommen sollen. Immerhin ein wenig Klarheit, so dass wir die Stunde nutzen konnten, um wenigstens kurz den neuen Schwesternkonvent in Lisaboni zu besuchen. Selbstverständlich waren wir dann pünktlich um 16 Uhr im Bischofshaus. Dort wartete in einem Raum auf uns ein älterer Priester, der uns immer wieder erklärte, dass es für uns als Deutsche sicher schwer wäre, wenn unser Gegenüber unpünktlich sei. Naja, als unpünktlich würden wir diese Verspätung kaum mehr bezeichnen. Doch im Geheimen bewundere ich diese unendliche Gelassenheit und den völlig anderen Umgang mit der Zeit…
Endlich nach ungefähr anderthalb Stunden wurden wir dann ins Büro des Erzbischofs gebeten. Nach dem üblichen Smalltalk nahm unser Gespräch jedoch eine überraschende Wendung. Seine müden Augen begannen zu leuchten und ein Teil seines inneren Feuers trat in Erscheinung, als er uns einen geschichtlichen Abriss über die letzten 150 Jahre tansanische Geschichte und Kirchengeschichte gab. Eine wirklich spannende Erfahrung… gerade auch an diesem versöhnenden Blick auf die durchaus nicht nur positiven Erfahrungen zwischen Tansaniern und Europäern aus der Perspektive eines Tansaniers teil haben zu können.
Und zwischendurch sind wir überall auf den Spuren des Advents… entdecken Bekanntes, wie die “Engel-Ausstecherle” von Sr. Amabilis und Unbekanntes, wie die Parallelen der hiesigen Natur zu den Texten des Jesajas in den adventlichen Lesungen.
Sendepause
Ein aus Deutschland mit- und hier dann verschleppter Infekt war der Grund für meine Sendepause… Doch das Leben geht weiter… Inzwischen wurde von Sr. Elisabeth erste Gespräche mit den gewählten Regionalrätinnen geführt, alle tansanischen Konvente informiert, das Fest der Einsetzung am Freitag vorbereitet und natürlich Besuche in den in Mbinga gelegenen Einrichtungen gemacht.
Gestern waren wir dann gemeinsam in Loreto. Dort hat uns vor allem die Situation von Theo beschäftigt. Er hat von Geburt an eine schwere körperliche Behinderung mit stark deformierten Gliedmaßen und einem extremen Kleinwuchs. Er bewegt sich ausschließlich im Rollstuhl fort. Sr. Bahati kam mit ihm aus dem Krankenhaus zurück. Auf den Röntgenbildern war ein älterer Bruch des Oberschenkels kurz oberhalb des Knies zu sehen. Vermutlich hat er sich den Bruch schon zuhause zugezogen, dort wurde er jedoch gar nicht medizinisch versorgt. Die Familie sei zu arm. Jetzt – Wochen später – hat er eindeutig über Schmerzen geklagt und ist mit der Sprache rausgerückt. Nun kann jedoch hier in Mbinga oder Kigonsera mit diesem Bruch und der Grunderkrankung erst einmal gar nichts gemacht werden. Blöderweise stehen auch die Ferien vor der Tür und aktuell sind erst einmal die Abschlussprüfungen vorrangig. Jetzt können wir nur hoffen, dass Theo so bald wie möglich in ein größeres Krankenhaus z.B, nach Iringa kommt, damit das Bein so versorgt wird, dass er schmerzfrei sein kann.
Passend zum 1. Advent… Warten und Willkommen heißen
Sr. Elisabeth und Herr Superior Briemle sind glücklich in Songea gelandet, trotz Verspätung wegen eines vereisten Flugzeugs in Zürich ging alles irgendwie gut und sie haben ihren Anschlussflug geschafft – mit Hilfe des Flughafenpersonals, über Schleichwege, von hinten an die Passkontrolle, direkt ins Flugzeug per Minibus gebracht. Gott sei Dank. Denn sonst wäre der knapp gespannte Zeitplan ziemlich ins Wanken geraten. Und dabei wartete der Karibu-sana-Kuchen schon auf sie! Der wäre ziemlich trocken geworden, hätten wir bis Dienstag – erst dann fliegt das Flugzeug wieder – warten müssen.
Auch für die Schwestern der Region Mbinga hat das Warten bald ein Ende. Heute morgen haben wir mit dem Wahlkomitee die Stimmen der Wahl zur Regionalrätinnen ausgezählt. Morgen kann das Ergebnis hoffentlich bekannt gegeben werden. Dann können wir zu vier Schwestern “Karibu sana” im Regionalrat sagen.
Endlich!!!
Ein Stein fällt mir vom Herzen, als wir auf dem Weg nach Loreto an der Baustelle in Lusonga Halt machen. Das neue Gebäude von St. Katharina!!! Rechtzeitig vor der Regenzeit kam das Dach drauf, ab nächste Woche werden die Wände verputzt. Sr. Asteria hat schon das Feld und den Garten bestellt und Sr. Maria Sophia lacht alle unsere Zweifel weg und gibt dann doch ganz frei zu, dass der Neubau wohl noch nicht bis Januar bezugsfertig sein wird, aber vermutlich bald danach. Naja, wir werden sehen. Auf einen Monat hin oder her kommt es auch nicht an, denn nun ist klar, Entspannung ist in Sicht. 21 Kinder zwischen wenigen Wochen und fünf Jahren alt auf so engem Raum mitten in der Stadt ist einfach eine Katastrophe, vor allem jetzt, wo immer mehr Kinder größer und beweglicher werden. Gestern, als wir sie besucht haben, war ich wieder einmal überrascht, wie schnell sie in den vergangenen Monaten gewachsen sind. Super, dass sie nun bald mehr Platz zum Spielen und Toben – einfach zum Leben haben werden.
Besonders schön war heute, dass eine unserer Spenderinnen, die uns mit einer großen Summe für den Neubau von St. Katharina bedacht hatte, zu Besuch hier ist und diese Freude mit uns teilen konnte. Ohne ihre Unterstützung wäre der Bau nicht so schnell fertig zu stellen gewesen. Und so war es einfach eine wunderbare Gelegenheit, unsere Freude auf diese Art miteinander zu teilen.
Nach Mbinga – mit den Flügeln des Kilimanjaros
Gut bin ich in Mbinga angekommen – auf den Flügeln des Kilimanjaros, so wirbt die tansanische Fluglinie auf ihren Flugzeugen, mit der nun Songea bequemer und vor allem viel billiger als früher zu erreichen ist. Wieder einmal überrascht mich die tansanische Gastfreundschaft.
Denn nachdem die dritte Schwester gesagt hatte, dass es heute das erste Mal richtig geregnet hat und ich also mit dem Regen kam, habe ich nachgefragt, ob das nun ein gutes oder schlechtes Zeichen sei. Sie hat mich völlig ungläubig angeschaut. So von wegen, wie kann man nur so eine dumme Frage stellen. “Ein gutes Zeichen! Natürlich! Wir warten schon sooo lange auf Regen” war die Antwort. Ich erkläre, dass es in Deutschland genau umgekehrt ist. In Deutschland sagen wir manchmal, wenn wir uns freuen: “mit Dir kam die Sonne” oder “mit Dir ging die Sonne auf”, aber vom Regen zu sprechen, das wäre bei uns doch schon fast unverschämt. Ja, gut, dass ich nachgefragt habe, sonst könnte ich mich nicht über das Kompliment freuen!
Und es ist verständlich, denn nachdem nun der erste Regen kam, herrscht überall eine andere Stimmung. Irgendwie aufgeregt, voller Aktivität und Bewegung – völlig anders als im Moment in Deutschland. Sr. Kaja geht mit ihren Schülerinnen, sobald sie morgens irgendwelche Tests geschrieben haben, aufs Feld, denn jetzt muss gesät werden. Wenn man übers Land fährt, fallen die vielen Kinder und Jugendlichen auf, die während der Schulzeit nicht in der Schule sind, sondern auf dem Weg – vermutlich zum Feld. Im Health Center bei Sr. Avelina sind weniger Patienten als sonst. Auf meine Frage nach den Gründen, merke ich sofort, dass auch das eine typische “Wazungu/Europäer”-Frage war. Die Regenzeit hat begonnen, Alle müssen aufs Feld – davor schützt auch keine Krankheit! Denn was jetzt nicht gesät wird, kann auch nicht geerntet werden. Und die Freude am Regen ist wirklich überall zu spüren!
Und am Abend: auf dem Kilimanjaro
Nein, keine Sorge! Ich bin nicht unter die Gipfelstürmer gegangen, nicht der Berg wurde von mir bestiegen, sondern wir fuhren ganz bequem mit dem Aufzug in den neunten Stock und hatten die fantastische Möglichkeit, den Sonnenuntergang über den Dächern von Dar es Salaam im Kilimanjaro-Hotel zu erleben. Der Blick über den Hafen, die wachsende Skyline, die vielen Lichter und die alte Fähre, die treu die Menschen zwischen Kigamboni und der Stadtmitte am Morgen zur Arbeit in die Stadt bringt und am Abend wieder nach Hause… Wunderschön… und einfach wegen der Aussicht zu empfehlen. Allerdings muss man Kontraste ertragen können… Der zur Schau gestellte Luxus lässt mich mal wieder staunen. Doch auch das ist Dar es Salaam…
Morgen früh: Aufwachen in Kurasini
Es fühlt sich noch an, als wäre es mitten in der Nacht, dabei sind die Mitschwestern in Untermarchtal schon im Gottesdienst, während ich hier auf dem Flughafen in Stuttgart sitze, Draußen ist es noch stockdunkel, neblig und regnerisch. Morgen früh werde ich hoffentlich in Kurasini aufwachen… Mein Freigepäck (2x 23 kg) ist – wie immer – bis zum Anschlag ausgereizt… Von Spülbürsten und gestrickten Kindermützchen über die Wanderschuhe für Oresta mit ihrer Beinprothese bis zu Moderationskarten für den Workshop ist alles irgendwie unter gekommen.
Und dann gab es mal wieder so eine nette Flughafenbegegnung. Irgendwie ging bei der Gepäckkontrolle beim Entleeren der Taschen mein Rosenkranz verloren. Und tatsächlich machte sich eine der Mitarbeiterinnen des Flughafens sich auf die Suche nach der Besitzerin des Rosenkranzes. Als sie mich am Gate sitzen sah, war ihr dann doch schnell klar, dass sie mit mir wohl die Besitzerin gefunden hatte. So nett!
Eigentlich sollte langsam Routine einkehren und doch ist jede Reise wieder anders, aufregend, hat andere Schwerpunkte, andere Herausforderungen, Dieses Mal reise ich alleine voraus, Sr. Elisabeth und Superior Briemle kommen zur Einsetzung der neuen Regionaloberin und dem Regionalrat nach. Geplante Vorhaben sind mal wieder viele im Gepäck. Unter anderem wollen wir zum ersten Mal gemeinsame Vorstellungen für Haushaltsplanungen entwickeln. Nachdem ich eine ganze Woche voller deutscher Haushaltsplansitzungen hinter mir liegt, bin ich froh, erst mal eine kleine Pause zu haben, um in der anderen Kultur anzukommen… mal sehen, ob uns Annäherung in diesem Thema gelingen kann.
Zufrieden
Zufrieden und erfüllt kehrten wir heim. Außer unseren – ziemlich unwichtigen – Internetproblemen verlief unsere Reise sicher und erfolgreich. Wir konnten viel Zeit mit den Schwestern verbringen, gemeinsam feiern, beten, arbeiten und viel lachen!!! Unkompliziert konnten wir die Dinge erledigen bzw. vorbereiten, die nun für den Aufbau der jungen Region wichtig sind. Wir trafen motivierte und begeisterte junge Frauen, die etwas bewegen wollen. Ein bisschen traurig war der Abschied dann schon – aber die Aussicht auf ein baldiges Wiedersehen tröstet.
Hoffnung
Mindestens fünf Jahre steht diese neu errichtete Schneiderwerkstatt in Ariajavi leer. Jetzt endlich ist eine der Schwestern, Sr. Rahel, so weit, dass wir erste Vorbereitungen zur Aktivierung des Projektes in Angriff nehmen können. Sr. Rahel hat nun ihre Schneiderinnenausbildung abgeschlossen. Nun macht sie noch ein Praktikum in einer Einrichtung für Menschen mit Behinderungen. Die Werkstatt steht noch so da, wie sie vor fünf oder mehr Jahren von einer anderen Gemeinschaft verlassen wurde. Gut, Staub, Spinnen und irgendwelches anderes Getier haben sich die Nähmaschinen und Möbel erobert. Aber das lässt sich ja leicht vertreiben. Scheinbar wohnen die ehemaligen Mitarbeiterinnen teilweise arbeitslos noch in der Gegend – und junge Mädchen und Frauen mit einer körperlichen Behinderung, die glücklich über einen Arbeits- und Ausbildungsplatz wären, gibt es genügend. Wir können also die ersten Schritte in die Umsetzung wagen.