So entspannt können Meetings sein

Wieder Netzwerkprobleme, dafür haben wir wieder Strom, nur noch kein Wasser… Aber was soll’s so freuen wir uns einfach auf die nächste Dusche, die irgendwann mal kommt, auf unserer Reise.
Allen äußeren Widrigkeiten zum Trotz hatten wir einen richtig erfolgreichen Tag. Zum ersten Mal konnten wirklich klare Schritte in Richtung zukünftiger Strukturen der jungen Gemeinschaft gegangen werden. Heute Nachmittag saßen wir dann sogar alle gemeinsam an der Budgetplanung und konnten gemeinsam eine Bestandsaufnahme machen (die allerdings ernüchternd ausfiel) und gemeinsam die nächsten Schritte planen. Unsere Gespräche waren offen wie nie und es scheint eine Basis der Verlässlichkeit entstanden zu sein.
Und wir haben viel miteinander und über einander gelacht. Zum Beispiel auch über meinen “deutschen” Vorschlag, die Mitarbeiter, denen sie keinen zum Leben ausreichenden Lohn zahlen können, einfach in Teilzeit zu beschäftigen, damit sie einen weiteren Job annehmen können. Ein ziemlich blöder Vorschlag haben sie mir unmissverständlich, aber wertschätzend beigebracht. Die Arbeiter verdienen nämlich so wenig, dass sie darauf angewiesen sind, im Haus zu wohnen und mit den Schwestern zu leben und zu essen. Bei einem zweiten Arbeitgeber anzuheuern, ist somit unmöglich, wurde mir erklärt.
Tja, nicht einfach eine Lösung zu finden. Aber immerhin, die Schwestern haben das Problem eines Mindestlohns erkannt.
Kaffeezeremonie

Kaffee – erst geröstet…

dann zerstampft.
Die traditionelle Kaffeezeremonie zeigt uns inzwischen an, wie willkommen wir sind. In aller Ruhe werden die Blumen im Garten gesammelt und nur scheinbar zufällig auf dem Boden zerstreut.
Wenn dann der Duft von gerösteten Kaffeebohnen durchs Haus zieht wird es Zeit sich zum Schauspiel einzufinden. Die Geräusche der Bohnen, die über die Röstpfanne hüpfen und der Geruch, entschädigen für den Rauch, der durch das offene Feuer im geschlossenen Raum in den Augen brennt. Haben die hellgrünlich-beigen Bohnen ins Braun-Schwarze gewechselt, werden sie in einem großen Holzmörser zerstampft. Dieses Geräusch des gleichmäßigen, kraftvollen Stampfen erhöht die Vorfreude bei den geduldig Wartenden. Denn dann wird bald der Kaffee aufgebrüht. Inzwischen wurde schon das Wasser auf dem offenen Feuer erhitzt. Das Kaffeemehl kommt in eine ganz traditionelle, bauchige Tonkanne und wird immer wieder mit kochendem Wasser übergossen. Der Kaffee wird dann in kleinen Mokkatassen mit viel Zucker serviert – und zwar immer wieder. Je nachdem wieviel Koffein der einzelne Gast verträgt….
Beeindruckend ist aber vor allem die Eleganz, mit der die Frauen diese Zeremonie vollziehen. Egal ob sie im Ess- oder Wohnzimmer eines Hauses, am Sonntag nach dem Gottesdienst in der Gemeindehalle oder an einer Mauer auf der Straße zwischen Pfützen stattfindet – Eleganz, Grazie und Stolz.
Frauen, die in diesem Land gleichzeitig schwere und schwerste Lasten tragen müssen, während der Mann auf dem prachtvoll geschmückten Muli oder Pony nebenher oder meist vornedraus reitet. Ein rätselhaftes, merkwürdiges Land – für mich!
Erste Gespräche (per SMS)

Nach der langen Reise und ersten wichtigen Gesprächen haben wir heute Abend mit dem Bischof das morgige Schwesternmeeting vorbereitet.
Langsam bekommt das Vorhaben eine reale Perspektive. Auf die Schwestern warten hier so viele Aufgaben. Doch zuerst müssen sie befähigt werden, die Not wahrzunehmen und dann auf kreativen Wegen Linderung zu schaffen.
Und wir müssen lernen, auf ihren Lernprozess zu warten und ihrer Kreativität zu trauen, denn unsere Lösungen wären wohl oft viel zu Deutsch. Spannende Geschichte, so voneinander zu lernen…
Von Addis nach Nekemte (per SMS)

Unser neuer Bischof entpuppt sich unter anderem als sicherer Driver und als guter Manager. Seine Gesprächspartner bat er kuzerhand, uns entgegen zu fahren, wechselte dann das Auto, führte 40 Minuten lang das Gespräch und stieg dann wieder bei uns ein.
So hatten wir die Möglichkeit kurz einen Pater aus Malta kennen zu lernen, der verschiedene Kinderernährungsprogramme unterstützt u.a. in der Pfarrei, in der der Bischof wieder zu uns wechselte. So wurden wir Zeugen des Empfangs die die Kinder Father George bereiteten. Beeindruckt war ich von seiner Aufmerksamkeit für die Kinder, sofort entdeckte er das Kind mit dem schlechtesten Ernährungszustand einer nässenden Wunde am Fuß und Kleider, die nicht mehr als Fetzen waren. Das war nicht seine letzte Wunde, denn für Schuhe scheint es bei vielen Familien nicht zu reichen. Klar, wenn es nicht einmal zum Essen reicht.
Wir dagegen werden überall festlich bewirtet. Gegensätze, die nur zu ertragen sind, wenn man weiß, wie wichtig das Gebot der Gastfreundschaft ist. Von Nekemte aus besuchen wir morgen die beiden Stationen Komto und Ariajavi.