Saba Saba… Der Siebte Siebte
Während Deutschland sich auf das Viertelfinale der EM vorbereitet, ist hier in Tansania Feiertag. Vorgestern Abend wurde so gegen 22 Uhr vermeldet, dass am Folgetag der Ramadan endet und Fastenbrechen und damit Feiertag ist. Leider haben um diese Zeit nur die wenigsten Leute vom Feiertag erfahren und so sahen wir gestern morgen viele Kinder mit Schuluniform während des Vormittags von der Schule wieder nach Hause laufen.
Heute nun folgte dem Fastenbrechen “Sabasaba”, das heißt der Siebte Siebte. Die Bedeutung dieses Feiertags kann mir aber niemand wirklich erklären. Auch “Nanenane”, also der Achte Achte ist ein Feiertag. Eine durchaus logische Erklärung ist, dass “Sabasaba” ursprünglich der Tag der Bauern war, später wollte die Regierung jedoch den “Geburtstag” bzw. Gründungstag der Partei, nämlich den 7.7. zum Feiertag erklären und verlegte den Tag der Bauern auf den 8.8.. Irgendwie lief dann aber in der Kommunikation etwas schief, denn ich erfahre bei meinen Fragen immer nur, dass Feiertag ist und dass es sich eventuell um den Tag der Bauern handelt. Für uns bedeutete dieser Feiertag jedoch keinen Unterschied im Tagesablauf. Länger schlafen hat hier (leider) nicht die Bedeutung.
So konnten wir trotz Feiertag unser Besuchsprogramm bei Bischof John Ndimbo und dem Schwesternkonvent weiterführen.
“Herzilich Welkommen” in Mpepo und Tingi
Sogar die Türen der Schwesternhäuser werden mit Blumen aus Papier, Plastik oder in natura geschmückt und es gibt Willkommensschilder auf Deutsch, Englisch oder Kisuaheli, manchmal auch aus einem Mix, um uns “Willkommen” zu heißen. Überall wo wir hinkommen, können wir die selbstverständliche und großzügige Gastfreundschaft der Tansanier erleben – auch im Hochland der Matengoregion in Tingi und Mpepo. Viele Hühner müssen unseren Besuch mit ihrem Leben bezahlen und das, obwohl wir drei Wazungu (Weißen) so gut wie kein Fleisch essen… Wir hoffen einfach, dass sich hungrige Menschen finden, die sich freuen, dass vom Höhepunkt des Festessens so viel übrig geblieben ist.
An allen Orten führen wir mit den Schwestern Gruppengespräche und fühlen uns jedes Mal aufs Neue reich beschenkt. Voll Freude nehmen wir Anteil am jeweils anderen, erfahren über die Herausforderungen der Schwesternkonvente, ihre Freuden und ihre Schwierigkeiten und beantworten ihre Fragen. Intensiv wollen die Schwestern auch am Leben in Deutschland Anteil nehmen, vor allem interessiert sie aber, wie es den Schwestern geht, die sie kennen und geben uns jedes Mal viele Grüße mit auf den Weg.
Sista Ruthi
Und wieder wurde heute für uns getanzt. Dieses Mal waren es die Kinder von St. Loreto. Und das mit quasi NULL Vorbereitungszeit. Doch beim Tanzen und Singen sind sie alle Profis – hier in Tansania, unabhängig davon, ob sie ein körperliches Handicap haben oder nicht. Am Sonntag erst sind die Ferien zu Ende gegangen und so haben die Kinder innerhalb von wenigen Stunden mehrere Tänze einstudiert und Gedichte zur Begrüßung geschrieben und auswendig gelernt. Eine große Überraschung war dann, als die Kinder erfahren haben, dass Sr. Ruth nun für zwei Monate bei ihnen arbeiten wird. Eine weiße Schwester oder eine weiße Freiwillige bedeutet immer mehr Zeit zum Spielen und neue Ideen. Das scheinen alle Loretokinder zu wissen. Von daher wird Sr. Ruth, die schon von allen Sista Ruthi genannt wird, morgen einen guten Start haben und 86 geduldige Kisuahelilehrer.
Leben und Tod
“Die Freude ist aus der Tiefe der Herzen der Schwestern” sagte Father Binoy heute bei unserer Ankunft in Mbinga. Schon an der Abzweigung weg von der Hauptstraße wurden wir von einer kleinen Motorradeskorte empfangen. Bei der nächsten Abzweigung kamen dann geschmückte Fahrräder hinzu. Und wieder einige Meter weiter wurden wir dann von tanzenden und singenden Schülerinnen und Schwestern in Empfang genommen und zum Regionalhaus begleitet. Nur im Schritttempo ging es weiter bis in den Hof des Regionalhauses. Dort wartet schon eine Tanzgruppe auf uns, um uns mit traditionellen Tänzen und Gesängen aus der Region in Empfang zu nehmen. Das Ganze scheint ein Vorgeschmack auf die kommenden Festtage zu werden und ist sicher auch ein Zeichen der Verbundenheit, der Lebendigkeit und der Freude.
Zwischen Ruhuwiko und Mbinga haben wir schon in Kigonsera Halt gemacht. Auch dort wurden wir mit Tänzen, Gesängen und einem Festmahl willkommen geheißen. Bei unserem Gang durch die verschiedenen Arbeitsbereiche, wie Kindergarten, Sekundarschule und Hospital, machte ich einen kleinen Abstecher in den Kreißsaal. Dort wartete eine junge Mutter auf ihr sechstes Kind. Seit dem Morgen waren keine Herztöne zu hören. Gerade mal drei Minuten stand ich mit der jungen Freiwilligen aus Deutschland im Kreißsaal und ein kleines, aber totes Kind kam zur Welt. So schnell, so geräuschlos, so ohne Aufhebens… Was für ein Leben…
Sonntag – Ruhetag
Heute stand mal keine lange Reise im Jeep über irgendwelche Sandpisten aus dem Programm. Dafür haben wir einen ausgiebigen Gemeindegottesdienst genossen. Begeistert waren wir alle von der Freude an der Musik, am Singen und Tanzen – aber auch von der Geduld der Menschen und der kleinen Kinder. Unsere Geduld wurde dann aber nach zwei Stunden Gottesdienst doch ein wenig auf die Probe gestellt, besonders als der Rechenschaftsbericht der Pfarrei auch noch verlesen wurde. Jetzt wissen wir auch, wieviel Geld die Pfarrei für die Strafzettel des Pfarreiautos ausgeben musste.
Heute Abend hatten wir dann noch unseren Abschlussabend mit dem Konvent hier. Morgen früh brechen wir hier unsere Zelte ab und fahren weiter nach Mbinga. Nach einem sehr guten Gespräch über die Zukunft der Gemeinschaft und unser gemeinsames Unterwegssein wurden wir noch mit Geschenken und guten Wünschen überhäuft. Glücklich und zufrieden gingen wir auseinander – und freuen uns schon aufs Wiedersehen.
Mkenda
Mkenda, an der Grenze zu Mosambik stand heute auf unserem Besuchsprogramm. Wieder ging es unter anderem um die Lebensentwürfe der Mädchen in dieser Region.
Spätestens mit neuen Jahren werden sie in Initiationsriten auf die Ehe vorbereitet, oft sind sie zu dem Zeitpunkt schon verheiratet oder wenigstens einem Mann versprochen. Sehr frühe Schwangerschaften sind daher häufig, dementsprechend hoch ist die Mütter- und Kindersterblichkeit. Das nächste Krankenhaus drei Stunden entfernt, wenn es gut läuft!
Der Bau der kleinen Dispensary und Entbindungsstation hat sich nun aus bürokratischen Gründen so lange verzögert. Außerdem muss als erstes das Wasserproblem gelöst werden. Viele Aufgaben liegen vor den Schwestern.
Ligera – Ligunga
Die Safari nach Ligera und Ligunga hat immer wieder einen besonderen Reiz. Über Sandpisten geht es weit hinein in den Busch Richtung Selous-Nationalpark. Beides sind Orte, in denen Katholiken in der Minderheit sind, gekennzeichnet durch eine große Armut und Perspektivlosigkeit. Mädchen werden sehr früh, oft schon mit zwölf Jahren verheiratet. Deshalb steht vor allem in Ligunga die Mädchen- und Frauenarbeit der Schwestern im Fokus. In einer Haushaltungsschule können Mädchen eine Schneiderinnenausbildung machen. Ein Internat für über 50 Mädchen ermöglicht den Mädchen eine unbehelligte (Grund-)Schulausbildung mit ausreichend Nahrung und Schutz.
In Ligera hat nun endlich die Dispensary ihre Arbeit aufgenommen. So lange mussten die Schwestern auf die Registrierung durch den Staat warten. Nun fehlt noch eine Unterschrift, dann kann es richtig losgehen. Doch auch jetzt schon liegen die Patienten in den Betten.
Matimira – Namabengo
Ein straffes Programm haben wir bei dieser Reise. Heute war der Besuch auf den beiden Schwesternstationen Matimira und Namabengo angesagt. Beide sind ganz gut von Songea aus zu erreichen, so dass wir den Tag mit einem Besuch der Benediktinerabtei Peramiho abschließen konnten.
An beiden Orten beeindrucken uns die Schwestern mit ihrem Einsatz für die Menschen und mit ihren Fähigkeiten, schwierige Herausforderungen zu meistern. In Namabengo erschrecken – nein, eigentlich erschüttern uns die Zustände der öffentlichen Schule (siehe Bild), mehr noch im Hospital. Mit dem Regionalrat und dem Bischof müssen wir nach einem Lösungsweg für das Hospital suchen, ansonsten ist der Einsatz der Schwester dort nicht mehr tragbar. Und die Menschen in Namabengo warten sehnsüchtig auf eine Veränderung!
Neuer Aufbruch: St. Anthony, ein Waisenheim in Songea
Während Sr. Elisabeth und Sr. Ruth mit der Schulleitung Sr. Ernesta die Schule für gehörlose Kinder in Ruhuwiko angeschaut haben, saß ich heute wieder einmal in einem Krankenhaus und habe mich über die Logik der hiesigen Ablaufplanung gewundert. Wieder sind wir von einem Schalter zum anderen gewandert… um irgendwann völlig genervt die Behandlung abzubrechen…
Am Nachmittag haben wir das erste Mal Sr. Hildegard im Kinderheim St. Anthony in Songea besucht. Das Kinderheim ist ein neuer Einsatzort der Schwestern. 37 Waisenkinder finden dort ein neues Zuhause. Sr. Hildegard arbeitet nun im angeschlossenen englischsprachige Kindergarten. Sr. M. Mpendevu übernimmt die Buchhaltung und Verwaltung, allerdings ist sie im Moment im Urlaub. Im April haben beide Schwester in einer Einrichtung, die von einer kroatischen Organisation gegründet und unterstützt wird, begonnen zu arbeiten. Im Moment läuft alles noch etwas zögerlich an und beide Schwestern brauchen viel Geduld.
Unser Besuch war trotz der Herausforderungen sehr fröhlich und wir haben Sr. Hildegard als mutige, junge Schwester kennen gelernt, die sich in der neuen Situation durchboxen wird.
Abgerundet wurde unser Tag mit einer Shoppingtour in Songea.
Ankommen
In Ruhuwiko sein ist ein wenig wie Ankommen. Zumindest werden wir ein paar Nächte am gleichen Ort schlafen und mit den Schwestern essen und beten. Das ist wirklich ein Ankommen.
Unsere Fahrt war gut, Venant ist ein wirklich guter Fahrer. Unterwegs hatten wir ein wirklich gutes Gespräch mit dem Bischof von Njombe über die Zukunft des Kinderdorfes in Ilunda. Beruhigt konnten wir weiter fahren.
Hier in Ruhuwiko wurden wir herzlich willkommen geheißen und schlafen im neuen Gästehaus. Während wir den Abend ausklingen lassen, wird auf der Baustelle des Wasserturms nebenan noch gearbeitet. Heute ist nämlich ein Betonmischer verfügbar, er kam irgendwann gegen 17 Uhr erst auf die Baustelle. Mindestens zwanzig Frauen laufen mit Eimer voll flüssigem Beton auf dem Kopf eine selbstgebaute Leiter hinauf, die eher an eine Hühnerleiter erinnert. Da es schon lange stockdunkel ist, stehen zwei Autos mit laufendem Motor daneben und leuchten die Baustelle aus. Der Arbeitsschutz und die BG-Unfallversicherung würde die Hände über dem Kopf zusammen schlagen.
Für die Schule und das Gästehaus ist es wichtig, dass das Wasserproblem bald gelöst wird. Inzwischen ist es 22:30 und die Leute arbeiten immer noch fröhlich und lautstark weiter. Wir dagegen sind inzwischen todmüde.