Maisha – Leben

Ein Wort unseres Ordensgründers Vinzenz von Paul könnte über dieser Reise stehen: “Die Ereignisse sind unsere Herren”. Die Tansanier sagen in ähnlichen Situationen manchmal mit einem tiefen Seufzer “maisha”, “so ist das Leben”. Ja, es sind die unerwarteten Ereignisse des Lebens – und des Todes, die uns dazu bringen, unsere toll ausgedachten Pläne und  durchgetakteten Terminkalender zu vergessen und zu improvisieren und das Beste aus den Ereignissen zu machen.

So ging und geht es uns auch bei dieser Reise. Aus einem Wochenende am Niassasee wurde wegen der Beerdigung ein schöner und erholsamer Kurztrip mit einem ausgiebigen Bad im See. Auf die Besuche in Mikalanga und Mpepai mussten wir ganz verzichten, bzw. verschieben, dafür haben wir sehr gute Erfahrungen des Miteinanders im Regionalhaus gemacht. Gestern haben wir uns dann auf dem Weg nach Ruhuwiko geteilt. Der Rest unserer Truppe kam mit sehr positiven Eindrücken aus Kigonsera zurück und ich habe Mitschwestern zur Behandlung ins Krankenhaus nach Peramiho gebracht, bzw. im Krankenhaus besucht. Auch das waren gute Begegnungen. So wurden für uns die anderen, ungeplanten Ereignisse, die wie Herren unsere Reisplanung bestimmt haben, zu Geschenken und wir zu Beschenkten.

Endgültig

Seit Samstag drücke ich mich davor, von den Beerdigung zu schreiben. Doch irgendwie schulde ich es Sr. Assumpta und den Menschen, die sie in Tansania und in Europa schätzten und in ihr eine treue und zuverlässige Partnerin in der gemeinsamen Arbeit für das Wohl der Kinder in Loreto sahen. Für manche ist Freundschaft über kulturelle und sprachliche Grenzen hinweg entstanden.

Viele, sehr viele Menschen haben Sr. Assumpta auf ihrem letzten Weg begleitet, Viele Schwestern. Aus allen Konventen kamen Schwestern angereist. Verwandte und Angehörige ihrer Volksgruppe, die in Mbinga wohnen. Viele Priester. Alles war sehr gut vorbereitet. Vielleicht war der Chor besonders beeindruckend… zumindest trugen die ruhigen, meditativen Gesänge mit den vielen Wiederholungen zu der würdigen Atmosphäre bei.

Während die Menschen in Deutschland nach dem Hinunterlassen des Sarges möglichst schnell vom Friedhof eilen, bleibt man hier so lange stehen, bis das Grab wieder verschlossen ist. Männer schaufeln, unterstützt von den Angehörigen das Grab sofort zu, dabei ist meist ein Mann im Grab und trampelt die Erde fest. Das unterstreicht irgendwie die Endgültigkeit des Todes. Anschließend dürfen verschiedene Menschen, die ihr nahe standen und besonders “wichtige” Menschen, die Kränze auf dem verschlossenen Grab niederlegen, auch die Kinder von Loreto haben sich beteiligt. Und am Ende haben ihre Kursschwestern einen Kreis um das Grab gebildet und gemeinsam ein Lied Schwester Assumpta zum Abschied gesungen.

 

Trauer

Nachdem wir am Donnerstag alle nach der Nachricht vom Tod von ‎Sr. Assumpta wie gelähmt waren, ergriff am Freitag eine ruhige, konzentrierte Arbeitsroutine alle. So konnten wir ahnen, dass am Samstag viele Menschen zur Beerdigung kommen werden. Während wir Kartoffeln schälten, Reis verlasen, Zwiebeln schnitten, wurde eine Kuh, ein Schaf und zwölf Hühner geschlachtet. Ständig erhielten wir Nachricht, wo das Auto mit dem Sarg sich gerade befindet. Und dann waren wir doch sehr überrascht, dass es so lange dauerte. Kurz nach 22 Uhr traf das Auto mit dem Leichnam von Sr. Assumpta ein. Unglaublich, der ganze Hof stand voller Menschen, die den Sarg in Empfang nehmen wollten.

In einer sehr ruhigen und andächtigen Atmosphäre wurde Sr. Assumpta in der Kirche aufgebahrt. Die ganze Nacht durch wachten, beteten, sangen und weinten die Menschen bei Schwester Assumpta.

Sr. Assumpta

Gestern morgen erhielten wir aus Dar es Salaam die Nachricht, dass Sr. Assumpta in der Nacht verstorben ist. Sr. Assumpta war seit längerer Zeit herzkrank. Vor wenigen Monaten verschlechterte sich ihr zustand rapide und Anfang September fuhr sie in einem sehr schlechten Allgemeinzustand nach Dar es Salaam zur medizinischen Behandlung. Die Ärzte sprachen von einer Herzklappenoperation, sobald sich ihr Allgemeinzustand stabilisiert hat. Doch dazu kam es nun leider nicht mehr.

Wir alle hier in Mbinga sind tief geschockt. Der Verlust und die Trauer ist groß. Der Leichnam von Sr. Assumpta wird nun von Dar es Salaam nach Mbinga überführt. Die Schwestern sind mit dem neuen Schulbus von Maguu sofort losgefahren. Im Laufe des Nachmittags werden sie hier erwartet. Morgen wird die Beerdigung sein. Alle arbeiten mit Hochdruck an den Vorbereitungen.

Sr. Assumpta war seit dem Tod von Sr. Gabriele für die finanziellen und administrativen Belange des Kinderheims St. Loreto verantwortlich. In den letzten Jahren hat sie diese Aufgabe mit ganzem Herzen und all ihrer Kraft wahrgenommen.

Im Moment überwiegt die Trauer, aber wir leben in der Zuversicht, dass durch die Trauer hindurch die Dankbarkeit und die Hoffnung wächst.

Kasimili

Inzwischen sind wir in Ruhuwiko angekommen. Alles hat wunderbar geklappt. Den Zwischenstopp legten wir ein, um mit Alex Geburtstag nach zu feiern. Ein sehr schönes Fest in einer der kleinen strohgedeckten Hütten im Garten des Gästehauses. Tagsüber haben wir natürlich unter anderem Kasimili getroffen. Kasimili ist einer der gehörlosen Schulabsolventen aus Ruhuwiko, der im Gästehaus Arbeit finden wird. Zur Zeit arbeitet er noch in der Schreinerei. Dort wurden nach den Möbeln für das Gästehaus in Ruhuwiko auch die Möbel für das Exerzitienhaus in Mbambabay hergestellt. Und seit wir zu Beginn des Jahres eine gebrauchte Hobel-/Sägemaschine kaufen konnten, läuft die Arbeit richtig gut und vor allem endlich ohne diese Risiken durch die mangelnde Arbeitssicherheit.

Kasimili ist richtig stolz auf seine Arbeit, aber er freut sich auch auf die Arbeit im Gästehaus als Hausmeister.

Vom Swimmingpool über die Steinzeitwerkstatt ins Waisendorf

Fürs nächste Jahr haben wir ein Reiseangebot nach Tansania geplant. Und nun sind wir gerade ein wenig am Vorplanen, Ausprobieren, mögliche Reiserouten abklären… Es soll eine interessante Mischung aus Touristenattraktionen und dem Kennenlernen unserer Arbeit und unserer Projekte hier in Tansania werden, offen für alle Interessierten…

Und so haben wir heute Nacht in der Tanswiss-Lodge in Mikumi übernachtet und gestern Abend und heute Morgen den Swimmingpool ausprobiert. Ein Traum, zumindest für mich!

Dann liegt auf unserer Strecke, bisher von uns nie beachtet, ein wichtiger Ort der deutschen Kolonialgeschichte. 1891 traf die “kaiserliche Schutztruppe” bei Lugaro (Iringa) in einen Hinterhalt der Hehe-Krieger. Innerhalb zehn Minuten war der befehligende Kommandeur Zelewski und die meisten seiner Männer tot. Ein Mahnmal erinnert an die Gefallenen.

Keine Ahnung, wie oft ich jetzt schon nach Mbinga mit dem Auto gefahren bin, aber noch nie war die Zeit oder Möglichkeit dem neugierig machenden Schild “Isimilah Stone Age” nach zu fahren. Heute war nun endlich die Gelegenheit. Und es war beeindruckend. In einem ausgetrockneten Flusstal liegen zu hunderten Werkzeuge aus der Steinzeit herum. Für eine geringe Gebühr kann man das Museum besuchen und dann durch die bizarre Felslandschaft laufen.

Genial. Empfehlenswert. Irgendwie habe ich zwar die ganze Zeit gedacht, dass Winnetou um die Ecke geritten kommt, aber scheinbar hat Hollywood diesen wunderbaren Platz noch nicht entdeckt.

So wanderten wir heute durch verschiedene Epochen, vom Swimmingpool über die Kolonialzeit zurück zur Steinzeit. Eine riesenlange Baustelle ließ uns dann aber ein wenig unsanft im Heute ankommen. Doch inzwischen sind wir gut im Waisendorf in Ilunda angekommen.

Eigentlich kann ich jetzt schon die Reise empfehlen. Mir hat der Tag richtig Spaß gemacht.

 

Abschied und Ankommen

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Inzwischen sind Sr. Birgit und Pfarrer Feigk in Dar-es-Salaam angekommen und haben uns schon in Kurasini erwartet.

Die Tage in Mbinga waren wir im Fluge vergangen, wir waren so tief drin in den Planungen und Entscheidungen für die Wahlen im nächsten Jahr. Es war so eine intensive Zeit, die Sr. Elisabeth und ich dann auch in Kurasini noch gut abschließen ‎konnten. Irgendwie beschenkt von diesen gemeinsamen Erfahrungen brachten wir Sr. Elisabeth zum Flughafen und hoffen nun, dass sie gut nach Hause kommt.

Währenddessen machten wir uns auf den Weg die kranken Schwestern zu besuchen. Die Situation der beiden Schwestern ist nach wie vor ernst. Beide sind schwer krank. Beide hoffen und bauen auf unser Gebet.

Geschafft!

Und plötzlich waren die Tage vorbei. Nach unserem vierten Schwesternmeeting sind wir noch am Abend nach Ruhuwiko gefahren und dann am Nachmittag wieder mit der kleinen Maschine von Songea nach Dar. Nur gut, dass wir erst für den nächsten Tag für Sr. Elisabeth den Rückflug geplant hatten, denn als wir zur vorgegebenen Zeit am Flughafen waren, entschieden sich die wenigen Arbeiter dort mit uns auf den Wartesesseln zu warten. Auf unsere Fragen reagierten sie einfach immer wieder sehr entspannt und mit einem verwunderten Lächeln. So warteten wir dann halt einfach ganz gemütlich miteinander bis das Flugzeug endlich – mit Verspätung – landete. Erst dann fiel den Arbeitern ein, dass wir ja eigentlich wegfliegen wollten und weder unser Gepäck durchgecheckt war, noch sonstige Vorbereitungsmaßnahmen getroffen waren. Als dann der Pilot voller Ärger fast bis zur Eingangshalle kam, sollte alles auf einmal ganz schnell gehen. Schnell mussten wir uns von den Schwestern und den Freiwilligen verabschieden und zur Gepäckkontrolle. Dort wurde dann tatsächlich bei Sr. Elisabeth alles, aber auch wirklich der ganze Koffer ausgepackt, während ich versuchte, den verärgerten Pilot zu beruhigen.

So wirklich gelungen, ist mir das aber nicht. Er war so sauer, weil wir so spät dran waren und in Iringa noch mal zwischenlanden mussten und es dann knapp werden konnte mit dem Sonnenuntergang. Bei Nacht durfte er anscheinend nicht fliegen. Die ersten Minuten im Flieger waren dann auch entsprechend… es schien so, als wolle der Pilot die verlorene Zeit wieder reinholen. Zu meiner besonderen Freude…. Auf alle Fälle war ich froh, als wir in Iringa nach der Zwischenlandung wieder gestartet sind. Eine Übernachtung in Iringa wegen “verpennten” Mitarbeitern am Flughafen in Songea war einfach nicht in unserer Planung!!!

Zukunft

Immer wieder geht es in unseren Gesprächen und Begegnungen um die Zukunft, die Zukunft der Gemeinschaft, die Zukunft einzelner Einrichtungen, die Zukunft des Landes – auch beim gestrigen Gespräch mit dem Bischof.

Anschließend hatten wir endlich Zeit uns mit den Novizinnen aus dem ersten Noviziatsjahr zu treffen – dabei wird die Zukunft einer Gemeinschaft konkret. Bei unserem letzten Besuch im Juli wurden sie gerade ins Noviziat aufgenommen. Natürlich traute sich keine etwas anderes als positive Dinge zu erzählen, aber sie wirken auch irgendwie angekommen in ihrem Schwesternkleid. Jetzt sitzt der Schleier besser als am Anfang und sie bewegen sich ganz natürlich in ihrer veränderten Rolle. Sie erzählen uns von ihrem Unterricht, von ihren Einsätzen an ihren Arbeitsstellen und von dem – für sie guten – Rhythmus zwischen Arbeit und Gebet. Als wir sie nach ihrer Freizeit fragen, lachen sie… scheinbar trauen sie sich nicht wirklich zuzugeben, dass Uno, ein Kartenspiel, gerade der große Renner bei ihnen ist.

Leider hatte ich den Foto vergessen, deshalb ein Bild aus der Haushaltungsschule.