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… so ging das zweieinhalb Tage lang bis um 22 Uhr das Licht ausging und wir bei Vollmondlicht Duschen konnten. Wir haben die Stimmen des ersten Wahlgangs zum Regionalkapitel ausgezählt. Immer wenn die Konzentration nachließ,  gab es eine Runde Fröhlichkeit und Lachen. Zweieinhalb Tage ohne Genervtsein oder Muffigsein, obwohl wir alle nicht damit gerechnet hatten, dass wir so lange brauchen.

Am Sonntag war Pause angesagt und wir sind an den Nyassasee. Eine kleine Pause bevor wir den nächsten Wahlgang vorbereiten.

Eine Pause im Paradies…

Stimmenauszaehlung Wahl Regionalkapitel

Der Traktor für die Kinder

So lange hatte Sr. Luitfrieda in Ilunda auf einen neuen Traktor gewartet. Jetzt ist er endlich da und sie kann ihn gar nicht nutzen. Sr. Luitfrieda hat mit ihren Arbeitern auf der Farm von Ilunda für den Anbau der Nahrungsmittel für das Kinderdorf gesorgt. Der alte Traktor musste im letzten Jahr endgültig verschrottet werden. Irgendjemand schlug Sr. Luitfrieda vor, mit zwei Eseln statt Traktor in Zukunft die Farm zu bewirtschaften. Das lehnte sie jedoch rigoros ab.

In der Prokura hat es dann ein wenig gedauert, bis wir eine mögliche Finanzierung gefunden hatten und vor allem, bis der Traktor endlich per Container verschifft werden konnte. In der Zwischenzeit ist Sr. Luitfrieda krank geworden – ernsthaft chronisch krank. Die eigentliche Herausforderung für den Traktor begann – wie meistens – beim Eintreffen im Hafen von Dar. Trotz aller Bemühungen stand er wieder einige Tage im Containerhafen – vermutlich zu lange, damit nicht die Dinge verloren gehen bzw. verschwinden, die nicht irgendwie richtig fest mit dem Traktor verbunden sind. Zum Beispiel das Werkzeug, um die Reifen zu wechseln, das Benutzerhandbuch, die Gewichte um den Traktor zu beschweren – sogar der Schlüssel fehlte und der Pflug. Unglaublich! Ä- immer wieder aufs Neue dieser Schwund im Containerhafen.

Ärgerlich, aber vermutlich nicht zu ändern. Wichtig ist jedoch, dass der Traktor inzwischen in Ilunda ist und die Schwestern glücklich sind. Auch wenn Sr. Luitfrieda auf Grund ihrer Erkrankung nicht mehr mit dem Traktor arbeiten wird, ist es doch ihr zu verdanken, dass die Feldarbeit zum Wohl der Kinder in Ilunda ein wenig leichter wird.

In Ilunda angekommen

Völlig durchgeschüttelt kamen wir heute in Ilunda an. Doch die Bilder und Eindrücke auf der Fahrt durchs Land entschädigen für die zusammengestauchten Bandscheiben und Sitzfläche. Der asiatische Kleinbus scheint mit Holzbänken als Sitzen ausgestattet zu sein und seit Monaten gibt es hier eine ewig lange Baustelle – oder wie auch immer man das nennen soll – es war auf jeden Fall mal eine Teerstraße und soll mal wieder eine werden. Zur Zeit erinnert es nur noch zwischen Schlaglöchern und halb fertiggestellten Baustellenabschnitten an eine ehemalige Straße. Im November gab es dazu eine Umleitung, eine total verstaubte Sandpiste, auch das war nicht schön, aber weniger gefährlich als diese Slalomrennen der Busse und LKWs zwischen den Schlaglöchern durch.

Und doch haben uns die Eindrücke der unterschiedlichen, immer wieder wechselnden typischen Landschaften ein wenig entschädigt. Und extra für Sr. Gabriele Maria und Marius, die beiden Tansanianeulinge, wollten sich uns bei der Fahrt durch den Mikuminationalpark die Tiere vorstellen. Richtig viele Elefanten, Zebras und Giraffen kamen an die Straße, um uns zu begrüßen.

Segerea heißt die neue Station in Tansania

Sr. Gemma und Sr. Hilaria wohnen nun im Stadtteil Segerea in Dar es Salaam. Im September kamen sie nach Dar. Sr. Gemma versucht seit Wochen, für eine neu gegründete Primary School die Registrierung zu erhalten und rennt von einem Amt zum nächsten. Nebenbei haben zwei Klassen schon mit dem Unterricht begonnen. Alles wirkt noch ein wenig provisorisch, aber die Schule verspricht richtig schön zu werden und auf einem guten Niveau Bildungschancen zu eröffnen.

Für die Schwestern selbst wirkt alles noch provisorischer. Das Schwesternhaus ist noch nicht fertig, seit drei Wochen wohnen sie in einem anderen gemieteten unfertigen Haus. Für unseren Besuch haben sie sich Stühle ausgeliehen, ansonsten sitzen sie gerade noch auf dem Boden, und kochen auf einer Kochplatte auf dem Boden, Schränke gibt es noch keine, dafür aber eine goldene Stuckborte an der Decke. Irgendwie sind sie sich unsicher, was sie jetzt tatsächlich anschaffen sollen, weil nicht klar ist, wie lange es dauert, bis das Schwesternhaus fertig ist. Für uns schwer einschätzbar, denn die frisch gebaute Kirche und das Schulzentrum sehen richtig solide und gut aus. Unter anderen Umständen wäre ich skeptischer gewesen… Franziskaner aus Polen leiten die Pfarrei und das Schulzentrum. Wir sind gespannt, wie sich dieser Einsatz weiter entwickelt und hoffen, dass die beiden Schwestern nicht den Mut verlieren.

Abschied

Und dann hieß es schon wieder Abschied nehmen. Sr. Elisabeth hatte noch die Möglichkeit, am Samstag in Addis bei einem Treffen der äthiopischen Ordensleute zum Tag des Geweihten Lebens teilzunehmen. Ich musste morgens früh schon auf den Flughafen, um nach Tansania zu fliegen. Beide sind wir inzwischen gut angekommen. Sr. Elisabeth in Deutschland und ich in Tansania – und zwar mit einem dankbaren Herzen und mit vollem Koffer – wir sind reichlich beschenkt worden und haben kräftig im Frauenprojekt von Sr. Martha eingekauft – aber wir haben auch einige Aufgaben im Gepäck, die es nun gilt abzuarbeiten: in Nekemte und in Untermarchtal.

Insgesamt aber sind wir unendlich dankbar: für diese mutigen Frauen, die das vinzentinische Charisma in Äthiopien leben, für Bischof Varghese, der sie in dem Wachsen und Suchen begleitet und Gott, der das alles erst möglich macht. Es ist einfach unglaublich!!! Gegen alle Widerstände wächst es einfach weiter…

 

Auf dem Land

Wir sind wirklich froh, dass wir uns entschlossen haben, nach Nekemte zu fahren.  Heute konnten wir Komto  besuchen und einen Eindruck vom Leben der Menschen auf dem Land gewinnen. Auch wenn wir die Herausforderungen nur ahnen können. Aufgrund eines geplanten Aufforstungsprojekt wird Komto von allen Entwicklungen des Staates abgeschnitten. Auf diese Weise sollen die Menschen zur Umsiedelung in die Stadt gedrängt werden. Die kleine Klinik wurde zum Gesundheitsposten abgestuft und kann nun nur noch präventive Arbeit leisten. Als nächstes droht nun die Schließung der Schule. Immer mehr junge Menschen wagen den Aufbruch in eine ungewisse Zukunft in der Stadt oder gar im Ausland,  die Alten bleiben zurück. Und bei ihnen bleiben im Moment auch die Schwestern.

Einen Baum pflanzen

Sie haben wirklich ein starkes Gespür für eine kulturübergreifende Symbolik, die äthiopischen Schwestern. Beim Empfang im Schwesternhaus erhielten wir eine brennende Kerze, die wir in die Kapelle trugen. Heute pflanzten wir zwei Bäume auf dem Grundstück, auf dem das Noviziatsgebäude gebaut werden soll.
Das Alles wird begleitet von dem Erleben bitterer Armut und Ausweglosigkeit. Sr. Martha diskutierte mit uns heute einen Projektantrag für ein Frauenförderprogramm auf dem Land, dessen Finanzierung nun ausläuft. Dringend sucht sie nach neuen Quellen.

Blog per SMS

Sicher und schnell sind wir zu einem verspäteten Mittagessen in Nekemte angekommen. Dafür sind wir auch früh aufgestanden.  Die zwei Polizeikontrollen passierten wir problemlos. Hier wurden wir herzlich empfangen. Allerdings mussten wir den Schwestern, die nicht mit unserem Besuch rechneten und auf uns in Addis gewartet haben, einen kleinen Vorsprung geben. Während wir zu einem ausführlichen Gespräch beim Bischof waren, hatten die Schwestern die Gelegenheit zusammen zu rücken,  ihre eigenen Zimmer zu räumen, um Platz für zwei Gästezimmer zu haben. Und so wurden wir – mit viel Lachen –  in einem blitzsauberen Haus empfangen.

Mit Rosen

Als Ordensschwester wird man nicht wirklich oft mit Rosen von Flughafen abgeholt. Schon allein deshalb war es ein Moment, der in unserer Erinnerung bleibt. Ein wenig müde und gleichzeitig gespannt auf das, was uns diese Woche so bringen wird, kamen wir heute Morgen sicher in Addis an.

Der Nachmittag brachte gleich die nächste Überraschung.  Kurz vor dem Start des Treffens der Staats- und Ministerpräsidenten der Afrikanischen Union hatten wir noch einen Termin beim Nuntius. Er vertritt den Vatikanstaat und die katholische Kirche bei diesem Treffen. Davor nahm er sich Zeit, um mit uns die Situation der jungen Gemeinschaft zu diskutieren.

Morgen werden wir nach Nekemte reisen. Die Straßen sind auf Grund der hohen Militärpräsenz sicher. Vermutlich werde ich mich von dort nicht melden können. Das Internet ist wegen des Ausnahmezustands meistens abgeschaltet. Aber wir werden sehen. Auf jeden Fall ist es den Schwestern wichtig,  Sr. Elisabeth auch ihre Heimat und die Orte, an denen sie leben und arbeiten, zu zeigen.

 

Vorfreude

Wieder einmal breche ich morgen Richtung Süden auf. Und doch ist es dieses Mal ein wenig anders. Unsere Generaloberin, Sr. Elisabeth reist mit mir nach Äthiopien. Aufregend ist das… in vielerlei Hinsicht. Die politische Situation scheint ruhiger zu sein – und doch werden wir erst vor Ort entscheiden können, ob wir zu den Stationen reisen können oder in Addis Abeba bleiben müssen. Gespannt bin ich, wie sich die junge Gemeinschaft im letzten halben weiter entwickelt hat, wie es Sr. Sara als Oberin dort geht. Und natürlich ist es spannend zu sehen, wo Gott uns – in den Ereignissen – als Gemeinschaft hinführt. Im Moment ist noch so vieles offen – gerade auch wie wir die Verbindung zu den äthiopischen Schwestern gestalten wollen. In der Vorbereitung auf diese Reise haben wir auch noch mal in unsere eigene Geschichte geschaut. Von 1852-1870 wurden Frauen aus Württemberg nach Straßburg in das “Gründungs-Mutterhaus” geschickt, um dort ihre Ausbildung zu machen – ein kleines Beispiel für die lange und intensive Verbundenheit, für die lang andauernde Begleitung der jungen Gemeinschaft. Mal sehen, wie so ein Begleitungsprozess im Jahr 2017 aussehen kann.