Bei den Mutter-Teresa-Schwestern und Brüdern
“Nahe dran sein an den Armen” (near by the poors) ist ein Diskussionspunkt mit der jungen Gemeinschaft. Wie lernen die jungen Schwestern die Hinwendung zu den Armen, wenn sie selbst gerade erst aus der Armut der eigenen Familie und Herkunft entkommen sind? Vielleicht haben wir heute eine Spur gefunden…
Wir waren gemeinsam bei den Mutter-Teresa-Schwestern und Brüder. Die Schwestern leben und arbeiten in einem Center für kranke Menschen (600 Personen auf engstem Raum). Jeden Tag kommen ungefähr 60 der Ärmsten der Armen. Manche einfach “nur” zum Sterben, manche erhalten eine medizinische Grundbehandlung oder werden ans Hospital überwiesen. Einige mehrfach behinderte Kinder werden vermutlich ihr Leben lang dort bleiben, weil es niemand gibt, der sie irgendwann einmal abholen wird.
Durch das Center geführt, hat uns eine ganz junge Schwester aus Spanien. Sie kam erst im März und spricht nur wenige Worte der lokalen Sprache und doch wurde sie in jedem Raum, in den wir kamen, von den Patienten freudig begrüßt. Sie ist erfüllt von ihrer Aufgabe und strahlt das auch aus. Trotzdem wird klar, wie sehr sie auch mitleidet, vor allem wenn sie erlebt, wie viele kranke und behinderte Menschen von ihren Familien verstoßen werden. Fast täglich werden Sterbende oder (behinderte) Neugeborene einfach vor den Türen des Centers abgelegt. Erst als “Tote” sind sie wieder Teil der Familie und werden abgeholt.
Tief beeindruckt waren wir alle – auch gerade die äthiopischen Schwestern – von der Menschlichkeit und Wärme, die dieser Ort alles menschlichen Elends ausstrahlt. Ein guter Ort für die Postulantinnen um in Zukunft praktische Erfahrungen zu sammeln und Vorbilder zu erleben. Einmal in der Woche werden sie nun in Zukunft trotz Unterricht dort hingehen. Wahrscheinlich wird dieser Part eines der wichtigsten Unterrichtsfächer in dieser Ausbildung!