Der Kaffee blüht
Ganz früh wollten wir nach Maguu aufbrechen, doch dann ließ sich der Schlüssel am Auto nicht drehen. Das war schon am Abend an der Tankstelle in Songea so, doch da hatten wir es dann mit vereinten Kräften noch einer halben Stunde geschafft. Jetzt am frühen Morgen ging gar nichts und wir hatten es eilig. Unser Solarexperte aus Deutschland war nur ganz kurz im Land und hatte einen verrückten Reiseplan vor, deshalb wechselten wir schnell das Auto. Je näher wir Maguu kamen, umso betörender wurde der Duft des blühenden Kaffees. Nach einem Frühstück konnten wir endlich mit Sr. Janeth das Durcheinander um die Solaranlage für die Schule klären und zufrieden wieder abfahren. Die Schwestern waren völlig überrascht über unseren verrückten Zeitplan. So schnell wie wir in Maguu waren, so schnell waren wir wieder weg.
Auf dem Weg nach Songea zeigte dann das getauscht Auto seine Mucken. Immerhin hatte ich die Chance zu lernen, dass man bei niedrigem Standgas einfach immer auf dem Gas bleiben muss und dass man problemlos auch mit dem linken Fuß bremsen und dem rechten Gas geben kann. Tansania erweitert immer wieder Kompetenzen.
Unglaublich…
Unglaublich, welche Entwicklung das Exerzitien- und Seminarhaus in Mbambabay am Muhalo-Beach hin gelegt hat. Aus einer Bauruine vor vier Jahren wurde nun mit vereinten Kräften und viel Engagement ein Haus in einer Traumlandschaft, von dem die tansanischen Schwestern lange geträumt haben. Jetzt geht es an die Innenausstattung. Gestern wurde dann ein tansanischer Kronleuchter unter die Stuckdecke im Vortragssaal gehängt. Die Jungs waren so stolz mit dem Glitzergebimmel…
Schon auf dem Weg sieht man, welche Entwicklung in dieser Region eingesetzt hat. Plötzlich gibt es überall kleine Läden und wer keinen Laden hat, der sammelt Mangos, wie die kleinen Kinder auf dem Bild, um sie an die Vorbeifahrenden zu verkaufen.
Spätestens Ende nächsten Jahres können die Gäste kommen… Karibu sana!
Neues aus Mbinga
Alfa hat einen wunderschönen Bauchnabel bekommen und sogar Evans, der Kleine der Zwillinge ist gewachsen. Alfas Bauchnabel entspricht nun zwar nicht der tansanischen Norm, dafür habe ich ihn zu früh und zu kurz abgeschnitten, aber er hat die Infektion nach der schwierigen Geburt, bei der seine Mutter starb, gut überstanden und gedeiht prächtig in St. Katharina. Evans hat immer noch Nachholbedarf, vor allem im Vergleich zu seiner propperen Zwillingsschwester Emilia. Als ich in St. Katharina ankam, waren die Großen schon im Kindergarten und die Kleinen warteten auf die Morgentoilette. Das Badewasser stand schon auf dem Feuer… und Simon begrüßte mich mit einem Hühnerfuß in der Hand. Außer Evans und Alfa sind nun alle so mobil, dass nichts vor ihnen sicher ist. Gott sei Dank ist nun wieder eine Freiwillige da, um die Schwestern bei der Betreuung zu entlasten.
Bei Sr. Avelina in der Dispensary St. Vincent hat sich im letzten Jahr unwahrscheinlich viel verändert. Endlich ist Platz für die 70 Patienten, die täglich kommen. Es gibt sogar einige Betten für Schwerkranke und wieder einmal war ich begeistert, wie fürsorglich sie mit den Patienten umgeht. Inzwischen ist auch Sr. Miriam mit einem Teil der Zahnstation von Kigonsera nach Mbinga umgezogen und die ersten Geburten haben auch wieder statt gefunden. So rechnen wir alle damit, dass im Dezember durch die Regierung die kleine Dispensary von Sr. Raphaelis zum Health Center aufgewertet wird.
Zum Sonntagsnachmittagskaffee bei Hildegard
Das Auto steht wieder heil in der Garage. Mit zweimal links abbiegen wurde uns der Weg von Mbinga nach Litembo erklärt. Stimmt! Mit zweimal links kamen wir aus der Stadt und das dritte Mal links führte uns dann auch Richtung Litembo. Doch dann kamen noch einige Kreuzungen… Doch gemeinsam haben wir dann den Weg gefunden und meine erste Fahrt mit dem blauen Jeep auf der “falschen” Seite, in den ich mit dem Schuhlöffel einsteigen muss, kam zu einem guten Ende.
Frauenkaffee bei Hildegard in Litembo war angesagt. Und es wurde – wie immer – ein entspannter Nachmittag, bei dem wir die Gastfreundschaft genossen haben. Ein guter Ausgleich, nach dem der gestrige Tag lauter neue und einige bekannte Herausforderungen und einige nette und weniger nette Überraschungen brachte.
So können wir morgen in die neue Woche mit neuer Energie starten.
Aufregung auf dem Weg nach Mbinga
Unsere letzte Etappe brachte neben den üblichen Aufregungen eine besondere Überraschung mit sich. Schon bei der Abfahrt des Buses wurden wir darauf aufmerksam gemacht, unser Gepäck im Bus nicht unbeaufsichtigt zu lassen. Also haben wir uns brav bei den Toilettenbesuchen abgewechselt und deshalb auch jeweils richtig beeilt.
Trotzdem war auf einmal eine Tasche samt Geld, Foto und Laptop verschwunden. Nach dem wir überall gesucht, geschaut und gefragt haben, erzählte uns ein Fahrgast, dass ein anderer Mitfahrer die Tasche in seinen Rucksack gesteckt hat. Und tatsächlich nach kurzer Aufregung zeigte sich, dass die Tasche samt Laptop, Foto und Geld im Rucksack eines Fahrgastes steckte. Die Tasche wurde ausgepackt und alle setzten sich wieder auf den Platz. Außer uns schien sich niemand aufzuregen über diesen unverschämten Trick. Die Fahrt ging einfach weiter und der ertappte Dieb erfuhr keine Konsequenzen.
Und irgendwann waren wir selbst nur noch froh, dass wir gesund in Mbinga angekommen sind.
Unterwegs
Magufuli heißt seit gestern der neue Präsident von Tansania und gestern wurde er vereidigt. Das bedeutet, dass aus dem gestrigen Donnerstag kurzfristig ein Feiertag wurde. Wir hatten uns schon gefreut und mit weniger Verkehr in Dar-es-Salaam gerechnet. Doch trotz Feiertag standen wir in einem langen LKW-Stau. Für die LKW-Fahrer galt die Feiertagsregelung wohl nicht, aber für die Verkehrspolizisten! Wir wurden nicht einmal kontrolliert.
Gott sei Dank nimmt es das Neema-Gästehaus auch nicht so eng mit den Ladenöffnungszeiten und wir konnten unsere Lampen- und Deckenbestellungen aufgeben.
Vor der Wahl war die Sorge groß, dass es dieses Mal zu Ausschreitungen kommen könnte. In Sansibar muss es auch zwischenzeitlich unruhig gewesen sein. Doch nun sind die Leute, mit denen wir ins Gespräch kommen, unheimlich stolz darauf, dass sie auf friedlichem Weg einen neuen Präsidenten gewählt haben. Der friedliche Wechsel scheint wichtiger zu sein, als parteipolitische Interessen.
Die Reise geht weiter…
Unseren Einkauf haben wir erst mal erfolgreich abgeschlossen. Vor allem aber konnten wir den Transport nach Songea organisieren, denn eine Busfahrt mit 70 Handtüchern, 35 Kopfkissen, Bettwäsche und Toilettenbürsten wäre doch etwas kompliziert geworden. Die Benediktiner von Kurasini übernehmen nun die Organisation des Transports für uns. Wenn wir Glück haben, ist unser Gepäck gleichzeitig mit uns in Songea, sodass wir dann gemeinsam mit den Schwestern an die Einrichtung gehen können. Denn schon Ende November werden die ersten Gäste zu einer Tagung kommen. Wir hoffen sehr, dass wir mit diesem Einkommen die Gehörlosenschule unterstützen können.
Jetzt reisen wir endlich weiter nach Iringa, um uns im Neema-Guesthouse Anregungen und Impulse für das Thema Inklusion zu holen.
Wohlstand in Tansania???
Alles geschafft – und das bei 34 Grad. Power-Shopping kann man das nennen, was gestern und heute auf unserem Programm steht. Die Badezimmerausstattung für das Gästehaus in Ruhuwiko stand auf dem Einkaufszettel, sowie das Besteck für den Speisesaal und jetzt suchen wir noch Nachtischlampen und Bettwäsche. Wir sind immer noch ein wenig geschockt vom Luxus in den Einkaufscentern.
Doch mehr noch sind die Bilder von unserem Besuch der Schwestern in Luhanga in unseren Köpfen. Der Bach, der bei den Überflutungen jährlich zum reißenden Fluss wird, ist völlig vermüllt. Die Farben des Wassers wechseln nach wie vor mehrmals täglich durch die Abwässer der Stofffabrik. Es stinkt unerträglich und außerdem hat der Pfarrer der Gemeinde inzwischen den Nachweis, dass das Wasser hoch krebserregend ist. Geändert wird an dem Zustand jedoch nichts. Einmal im Jahr wird auf Veranlassung der Pfarrgemeinde der Bach ausgegraben. Der Müll und Dreck zu einem Damm als Hochwasserschutz aufgeschüttet. Die Pfarrei finanziert einen Großteil der Kosten. Tansania auf dem Weg in die Wohlstandsgesellschaft?
Müde in Dubai
Wieder einmal sitzen wir müde in Dubai auf dem Flughafen und warten auf den Weiterflug nach Dar-es-Salaam. Ein seltsames Gefühl – heute Nacht sind wir verschiedene aktuelle Krisengebiete umflogen und gerade haben wir darüber diskutiert, wie die Situation sich wohl verändert hat, bis wir wieder zurück kommen. Herr Hecke wird schon in drei Wochen zurück sein, Julia wird erst Ende April nach Deutschland zurück kehren. Unsere Viererreisegruppe ist mit ganz unterschiedlichen Erwartungen unterwegs. Julia N. macht einen Freiwilligendienst in St. Katharina, Julia B. ein Praxissemester und Herr Hecke und ich werden nach verschiedenen Projekten schauen und uns um die Budgetplanungen für das nächste Jahr kümmern. Alle aber freuen wir uns auf die Begegnungen mit den Menschen in Tansania.