Sr. Assumpta
Gestern morgen erhielten wir aus Dar es Salaam die Nachricht, dass Sr. Assumpta in der Nacht verstorben ist. Sr. Assumpta war seit längerer Zeit herzkrank. Vor wenigen Monaten verschlechterte sich ihr zustand rapide und Anfang September fuhr sie in einem sehr schlechten Allgemeinzustand nach Dar es Salaam zur medizinischen Behandlung. Die Ärzte sprachen von einer Herzklappenoperation, sobald sich ihr Allgemeinzustand stabilisiert hat. Doch dazu kam es nun leider nicht mehr.
Wir alle hier in Mbinga sind tief geschockt. Der Verlust und die Trauer ist groß. Der Leichnam von Sr. Assumpta wird nun von Dar es Salaam nach Mbinga überführt. Die Schwestern sind mit dem neuen Schulbus von Maguu sofort losgefahren. Im Laufe des Nachmittags werden sie hier erwartet. Morgen wird die Beerdigung sein. Alle arbeiten mit Hochdruck an den Vorbereitungen.
Sr. Assumpta war seit dem Tod von Sr. Gabriele für die finanziellen und administrativen Belange des Kinderheims St. Loreto verantwortlich. In den letzten Jahren hat sie diese Aufgabe mit ganzem Herzen und all ihrer Kraft wahrgenommen.
Im Moment überwiegt die Trauer, aber wir leben in der Zuversicht, dass durch die Trauer hindurch die Dankbarkeit und die Hoffnung wächst.
Kasimili
Inzwischen sind wir in Ruhuwiko angekommen. Alles hat wunderbar geklappt. Den Zwischenstopp legten wir ein, um mit Alex Geburtstag nach zu feiern. Ein sehr schönes Fest in einer der kleinen strohgedeckten Hütten im Garten des Gästehauses. Tagsüber haben wir natürlich unter anderem Kasimili getroffen. Kasimili ist einer der gehörlosen Schulabsolventen aus Ruhuwiko, der im Gästehaus Arbeit finden wird. Zur Zeit arbeitet er noch in der Schreinerei. Dort wurden nach den Möbeln für das Gästehaus in Ruhuwiko auch die Möbel für das Exerzitienhaus in Mbambabay hergestellt. Und seit wir zu Beginn des Jahres eine gebrauchte Hobel-/Sägemaschine kaufen konnten, läuft die Arbeit richtig gut und vor allem endlich ohne diese Risiken durch die mangelnde Arbeitssicherheit.
Kasimili ist richtig stolz auf seine Arbeit, aber er freut sich auch auf die Arbeit im Gästehaus als Hausmeister.
Vom Swimmingpool über die Steinzeitwerkstatt ins Waisendorf
Fürs nächste Jahr haben wir ein Reiseangebot nach Tansania geplant. Und nun sind wir gerade ein wenig am Vorplanen, Ausprobieren, mögliche Reiserouten abklären… Es soll eine interessante Mischung aus Touristenattraktionen und dem Kennenlernen unserer Arbeit und unserer Projekte hier in Tansania werden, offen für alle Interessierten…
Und so haben wir heute Nacht in der Tanswiss-Lodge in Mikumi übernachtet und gestern Abend und heute Morgen den Swimmingpool ausprobiert. Ein Traum, zumindest für mich!
Dann liegt auf unserer Strecke, bisher von uns nie beachtet, ein wichtiger Ort der deutschen Kolonialgeschichte. 1891 traf die “kaiserliche Schutztruppe” bei Lugaro (Iringa) in einen Hinterhalt der Hehe-Krieger. Innerhalb zehn Minuten war der befehligende Kommandeur Zelewski und die meisten seiner Männer tot. Ein Mahnmal erinnert an die Gefallenen.
Keine Ahnung, wie oft ich jetzt schon nach Mbinga mit dem Auto gefahren bin, aber noch nie war die Zeit oder Möglichkeit dem neugierig machenden Schild “Isimilah Stone Age” nach zu fahren. Heute war nun endlich die Gelegenheit. Und es war beeindruckend. In einem ausgetrockneten Flusstal liegen zu hunderten Werkzeuge aus der Steinzeit herum. Für eine geringe Gebühr kann man das Museum besuchen und dann durch die bizarre Felslandschaft laufen.
Genial. Empfehlenswert. Irgendwie habe ich zwar die ganze Zeit gedacht, dass Winnetou um die Ecke geritten kommt, aber scheinbar hat Hollywood diesen wunderbaren Platz noch nicht entdeckt.
So wanderten wir heute durch verschiedene Epochen, vom Swimmingpool über die Kolonialzeit zurück zur Steinzeit. Eine riesenlange Baustelle ließ uns dann aber ein wenig unsanft im Heute ankommen. Doch inzwischen sind wir gut im Waisendorf in Ilunda angekommen.
Eigentlich kann ich jetzt schon die Reise empfehlen. Mir hat der Tag richtig Spaß gemacht.
Geschafft!
Und plötzlich waren die Tage vorbei. Nach unserem vierten Schwesternmeeting sind wir noch am Abend nach Ruhuwiko gefahren und dann am Nachmittag wieder mit der kleinen Maschine von Songea nach Dar. Nur gut, dass wir erst für den nächsten Tag für Sr. Elisabeth den Rückflug geplant hatten, denn als wir zur vorgegebenen Zeit am Flughafen waren, entschieden sich die wenigen Arbeiter dort mit uns auf den Wartesesseln zu warten. Auf unsere Fragen reagierten sie einfach immer wieder sehr entspannt und mit einem verwunderten Lächeln. So warteten wir dann halt einfach ganz gemütlich miteinander bis das Flugzeug endlich – mit Verspätung – landete. Erst dann fiel den Arbeitern ein, dass wir ja eigentlich wegfliegen wollten und weder unser Gepäck durchgecheckt war, noch sonstige Vorbereitungsmaßnahmen getroffen waren. Als dann der Pilot voller Ärger fast bis zur Eingangshalle kam, sollte alles auf einmal ganz schnell gehen. Schnell mussten wir uns von den Schwestern und den Freiwilligen verabschieden und zur Gepäckkontrolle. Dort wurde dann tatsächlich bei Sr. Elisabeth alles, aber auch wirklich der ganze Koffer ausgepackt, während ich versuchte, den verärgerten Pilot zu beruhigen.
So wirklich gelungen, ist mir das aber nicht. Er war so sauer, weil wir so spät dran waren und in Iringa noch mal zwischenlanden mussten und es dann knapp werden konnte mit dem Sonnenuntergang. Bei Nacht durfte er anscheinend nicht fliegen. Die ersten Minuten im Flieger waren dann auch entsprechend… es schien so, als wolle der Pilot die verlorene Zeit wieder reinholen. Zu meiner besonderen Freude…. Auf alle Fälle war ich froh, als wir in Iringa nach der Zwischenlandung wieder gestartet sind. Eine Übernachtung in Iringa wegen “verpennten” Mitarbeitern am Flughafen in Songea war einfach nicht in unserer Planung!!!
Von Dubais Glitzerwelt auf den Dar es Salaamer Chaosflughafen
…dabei kann ich gar nicht sagen, dass mir die Dubaier Glitzerwelt sympathischer ist als das tansanische Chaos… naja, wenn ich nach 90 Minuten in der Schlange vor dem Visaschalter stehen, gefragt worden wäre, hätte ich es vermutlich nicht so sympathisch gefunden, was die Tansanier da so mit ihren Gästen machen… Klar ist, dass der Flughafen in Dar es Salaam einfach aus allen Nähten platzt, die Klimaanlage nicht für die vielen Menschen und die offenen Türen ausgelegt ist und dass die Vorschriften seit der Wahl von Magufuli strenger wurden oder jetzt kontrolliert werden. Vor allem der Missbrauch der Besuchervisa wird überall befürchtet und kontrolliert.
Doch dann sind wir – während des Wartens – langsam angekommen in Tansania. Einer der Zollbeamten kam aus Maguu und kannte noch die Namen der Missionarinnen dort. Er hat sich nur nicht so richtig getraut, seine Freude über die Begegnung zu zeigen, schließlich sind Zollbeamte Respektspersonen!
Und dann erzählte uns eine junge Frau von ihrem Energieversorgungsprojekt. Sehr spannend für unsere Ohren. Sie berichtet, dass sie Menschen schulen wird, eine Umweltstudie nach internationalem Standard zu machen. Im Projekt geht es um Hochspannungsstromleitungen, die durch deutsche kfw-Mittel (Kreditanstalt für Wiederaufbau) und verschiedene Banken finanziert werden. Für die Bevölkerung und die Mitarbeiter vor Ort nicht einfach zu verstehen, warum sie sich an deutsche, bzw. internationale Umweltstandards halten sollen, wenn sie doch einfach nur Strom – und damit Entwicklung und Fortschritt haben wollen. Sicher eine besondere Herausforderung für die junge Frau. Warum das für uns spannend war, erzähl ich ein anderes Mal…
Auf alle Fälle – tumshukuru Mungu (Gott sei Dank) – wir sind gut und gesund in Kurasini gelandet und ruhen uns aus für den morgigen Tag.
Flucht vor dem Donaunebel?
Nein, nicht wirklich! Nicht der Donaunebel treibt uns nach Tansania. Es gibt triftigere Gründe… Im nächsten Jahr werden die Schwestern eine neue Regionaloberin und einen neuen Regionalrat und sie werden das erste Mal ein Regionalkapitel wählen. Alles ziemlich aufregende Geschehnisse in einer Ordensgemeinschaft, die es gut vorzubereiten gilt, inhaltlich, formal und vor allem spirituell. Deshalb brechen Sr. Elisabeth und ich schon wieder auf. Herr Hecke reist mit auf den ersten Blick weniger spannenden Themen im Gepäck mit. Er wird seinen Schwerpunkt in der Vorbereitung der Haushaltsplanung und der Projektplanung legen. Doch auch das hat es manchmal in sich!
So sind wir doch dankbar, wenn wir unterwegs wieder von vielen Menschen begleitet werden… und sagen mit einem lachenden und einem weinenden Auge “Auf Wiedersehen Untermarchtal!”
Im Gepäck
Zurück nach Deutschland reise ich mit großer Dankbarkeit. Es war gut, diese Zeit gemeinsam zu erleben, durchzutragen und die Erfahrungen zu teilen. Ich fühle mich reich beschenkt und ermutigt. Der Mut der Menschen in Äthiopien, die schwierigen Herausforderungen des Lebens klaglos zu meistern, beeindruckt mich sehr.
Aber ich reise auch mit Fragen und Aufgaben zurück, die nun Schritt für Schritt in Angriff zu nehmen sind. Und ich habe ganz viel Zuversicht im Gepäck, dass diese jungen Frauen ihren Weg gehen werden – mit unserer Hilfe und für die vielen Menschen in Äthiopien, die auf Unterstützung warten.
In Tansania ist vieles an Unterstützung, die wir aus Deutschland geben können, schon so konkret. Direkt und aktuell werden Kinder unterstützt, erhalten Jugendliche eine Ausbildung, werden Kranke versorgt und vieles mehr. In Äthiopien investieren wir im Moment in die Zukunft. Es wird dauern, bis die Schwestern, den Dienst leisten können, den die tansanischen Schwestern leisten, aber ich bin zuversichtlich, es wird ihnen gelingen, wahrscheinlich schneller, als wir das im Moment für möglich halten.
Ein wichtiger Schritt
Inzwischen wieder zurück in Addis fühle ich mich sehr beschenkt durch die Erfahrungen der letzten Tage. Nach der Beerdigung mussten wir uns schon bald auf den Rückweg nach Nekemte machen und kamen dort am Abend wohlbehalten an und konnten am Montag morgen unser Meeting abhalten und eine neue Oberin für die Gemeinschaft wählen. Schweren Herzens nahm Sr. Sara diese Aufgabe an. Sr. Sara kam erst im Februar dieses Jahres von einer zweijährigen Ausbildung als Noviziatsleiterin aus Tansania zurück.
Der Schritt zur Übernahme der Verantwortung durch eine äthiopische Schwester war nun notwendig. Alle Beteiligten wissen um die Herausforderung. Nun gilt es, sie gemeinsam und mit Gottes Hilfe zu meistern.
Und plötzlich müssen wir Abschied nehmen…
Und plötzlich müssen wir Abschied nehmen. So schnell sind diese vier Wochen vergangen, so viele Erinnerungen, Begegnungen und Erfahrungen müssen in unseren Koffern verpackt werden. Und zwischendrin werden ein paar Tränen herunter geschluckt, vor allem bei den Abschiedsliedern und den vielen Umarmungen.
Doch es ist ein Abschied auf Raten. Bis Songea werden wir von vielen Schwestern zum Flughafen begleitet. Bei der Ankunft in Dar warten schon die Schwestern aus Luhanga auf uns. So bleibt – trotz der Trauer – die Verbundenheit und die Dankbarkeit für die geschenkte Zeit.
Premiere
Am Ende unserer Reise stand eine geniale Vorpremiere. Auf dem Rückweg von Makwai konnten wir nun das erste Mal im zukünftigen Seminar- und Exerzitienhaus übernachten. Die Schwestern warteten auf uns mit einem kleinen Festessen. Davor hat es tatsächlich noch zu einem Sprung in den See gereicht. Und heute Morgen begannen wir den Tag mit einem deutschen Gottesdienst und einigen Stunden Erholung, Schwimmen, Lesen, Wandern… einfach die wunderschöne Landschaft genießen. Ein Ort, der nur zu empfehlen ist!!!
Für uns ein paar wunderschöne Stunden Auszeit, bevor wir zum Abschiednehmen nach Mbinga zurück gekehrt sind.