Frohe und gesegnete Weihnachten

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Allen Leserinnen und Lesern, allen Freundinnen und Freunde, Unterstützer, Wegbegleiter und einfach allen Neugierigen und Interessierten auf diesem Weg ein frohes, gesegnetes Weihnachtsfest.

Vielen herzlichen Dank für alle Unterstützung unserer Arbeit… im Gebet… in Gedanken… durch Ideen und Spenden… durch Netzwerkarbeit…

Krippenspiel in Mbinga

Krippenspiel in Mbinga

Weihnachtsvorbereitungen

Keine Sorge, das wird schon noch mit Weihnachten in unserem kleinen deutschen Refektor… Zumindest der Weihnachtsbaum stand schon, als ich zurück kam. Im Regionalhaus stecken alle in den Festvorbereitungen und es fühlt sich ganz ähnlich an wie in Deutschland, überall wird geputzt, geschmückt und vorbereitet… und doch ist es fremd – für mich!

Für wie viele Menschen in diesem Jahr Weihnachten fremd ist, weil sie es in der Fremde verbringen… weil sie mit ganz anderen Dingen beschäftigt sind… weil sie um ihr Leben ringen…. weil sie wieder einmal vergeblich gewartet haben, dass sich ein Teil ihrer Hoffnungen und Sehnsüchte erfüllen… weil sie sich selbst und ihren Vorstellungen und Weihnachten fremd geworden sind…

In diese Fremdheit hinein ist Gott Mensch geworden, das ist unser Glaube und unsere Hoffnung, nicht allein zu sein in dieser Fremdheit…

Überraschungsbesuch

Seit Tagen versuchten die Schwestern aus Mkenda mich zu erreichen, immer war es schwierig, entweder netzbedingt oder wegen den Sprachhindernissen. Klar war nur, dass es Probleme mit der Regierung wegen des Grundstücks gibt.

Also sind Sr. Michaela, eine der neuen Regionalrätinnen, und ich heute nach Mkenda gefahren. Unsere SMS, mit der wir uns gestern Abend angemeldet haben, kam leider nach uns an. So trafen wir die Schwestern bei der Feldarbeit an, wie man an Sr. Shadas Kleidung sieht. Schnell musste ein Huhn dran glauben und war nach ewig langem Palaver nebenher im Topf auf drei Steinen gekocht tischfertig.

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Kurz und gut die Regierung hat entschieden, das Grundstück, dass sie den Schwestern vor ca. 3 Jahren überlassen hat, in ein städteplanerisches Konzept aufzunehmen. Wirklich! Mitten im Busch, nein, eigentlich am Ende der Welt, wenige Kilometer vor der Grenze will die tansanische Regierung einen zentralen Markt aufbauen. Fuchs und Hase sagen sich hier Gute Nacht, na, vielleicht eher Elefant und Krokodil… Unglaublich, wenn man die Umgebung oberflächlich betrachtet, denn im Moment gibt es einfach nichts außer ein paar Lehmhütten, einer Sandpiste, einer Grenzstation – und Bodenschätze!!! Das ist wohl auch der Grund, warum auf einmal jemand an die Menschen am Ende der Welt denkt. Deshalb soll nun genau dort, wo die Schwestern mit dem Bau der Dispensary begonnen haben, die zukünftige vierspurige!!! Straße verlaufen.

Unser erster Schritt wird nun mal sein, dass Grundstück registrieren zu lassen. Denn sonst werden die Schwestern demnächst mitten in der Aufbauarbeit wieder von dort vertrieben. Tansanischer Alltag…

Ernährungszustand

Gestern traf ich auf der Kinderstation unter anderem dieses unterernährte Zwillingskind an, das nun das Glück hat, über eine Sonde ernährt zu werden. Scheinbar hat die Muttermilch nicht für zwei gereicht und Milchpulver ist unerschwinglich für die meisten Mütter.

Doch auch sonst begegnen mir immer wieder Kinder mit eindeutigen Zeichen einer Mangelernährung. Oft sind es Zeichen von Vitamin- und Eiweißmangel.

Durch den Ugali, den typischen Maisbrei werden die abgestillten Kinder schnell satt, Fleisch ist Mangelware und Eier sind häufig nicht für den eigenen Verzehr bestimmt, sondern werden, wo es nur geht, verkauft oder getauscht. Schließlich braucht die Familie Geld fürs Vocha (Handykarte), Medizin oder ähnliches.

Alte Missionare berichten, dass der Speisezettel im Land früher bedeutend reichhaltiger war. Es wurden unterschiedliche Sorten Getreide und Gemüse angebaut und verzehrt. Ob es tatsächlich so war, dass die Einfuhr von Mais in den Nahrungsmittelprogrammen der Notzeiten dazu führte, dass der Anbau und die Ernährung einseitiger wurden, weiß ich nicht. Inzwischen ist es aber klar ein Problem des Bildungsstands, an dem zumindest teilweise gearbeitet werden kann.

Inzwischen bin ich in Ruhuwiko angekommen. Zur heutigen Fahrt verliere ich besser kein Wort. Hier ist es auf jeden Fall entsetzlich heiß. Morgen geht es früh nach Mkenda – irgendwelche Probleme mit dem Grundstück… Mal sehen…

Der Computertomograph in Ikonda

Kurz vor Weihnachten in Ikonda

Kurz vor Weihnachten in Ikonda

Der nächste Computertomograph steht in Dar es Salaam. Als ich das erste Mal in Ikonda war, waren die Consolatabrüder gerade dabei aus ihrer Krankenhauskapelle einen Raum für das CT zu machen, das kurze Zeit später in Ikonda ankam. P. Sandro erklärte, dass sie dann zwar einen Raum für ihr CT und ein CT haben, aber niemand der es bedienen kann.

Kurze Zeit später meldete sich eine junge Frau mit MTR-Ausbildung bei mir für einen dreimonatigen Freiwilligendienst. Drei Monate sind eigentlich keine Option für uns. Die Zeit ist zu kurz um sich auf das Leben hier einzulassen. Doch Ikonda ist eine besondere Insel. Und so haben wir es gewagt. Mitte Oktober haben wir sie hierher begleitet.

Nun nach über zwei Monaten sah ich ein funktionierendes CT, lernte Mitarbeiter kennen, die sie eingewiesen hat, sprach mit italienischen Chirurgen, die aufgrund des CT-Befundes Operationen für die nächste Woche planen, las detailliert erstellte Arbeitsabläufe und Handlungsanweisungen… Jana kann mit ihrer Arbeit zufrieden sein und das CT, ihr “Baby” in wenigen Wochen zurücklassen.

Mehr noch, in der Anfangszeit griff sie immer auf ihre Kontakte zu einem deutschen Krankenhaus zurück. So wurden Bilder teilweise in Deutschland befundet und erste Verbindungen geknüpft. Vielleicht entsteht daraus so etwas wie eine Partnerschaft. Jetzt kann auch ich zufrieden und beruhigt Richtung Mbinga zurück.

Wieder unterwegs…

Mit dem Bus nach Iringa

Mit dem Bus nach Iringa

Pause muss sein...

Pause muss sein…

Wieder gesund und erholt mit zwei Freiwilligen und vier Gästen sind wir gut mit dem Bus in Iringa angekommen. 600 km Entfernung, 2000 m Höhenunterschied und ein Temperatursturz von 15 Grad liegen zwischen Dar es Salaam und Iringa.

Unterwegs hat es heftig geregnet, sehnsüchtig warten die Menschen auf den Regen. Als wir Anfang des Monats in Tansania ankamen, hat es hier im Süden das erste Mal geregnet – ein Zeichen, mit der Aussaat zu beginnen. Nach dem ersten Regen wird es in der Regel noch mal ein paar Grad wärmer und die Luftfeuchtigkeit steigt und alles wartet von Tag zu Tag sehnsüchtiger auf Regen. Einmal weil Abkühlung Not tut, mehr aber noch, weil die Saat darauf wartet, in der aufgeheizten Erde aufzugehen – und dazu braucht’s dann dringend kräftige Regengüsse. Hier um Iringa wurde die Sehnsucht nun heute erfüllt. In Mbinga warten die Menschen noch.

So werden in Tansania die adventlichen Verheißungen zu realen Erfahrungen, denn überall beginnt die Saat zu sprießen, sogar an den Affenbrotbäumen sind grüne Sprossen zu erkennen.

Tansanische Philosophen

“We are not create to suffer” – “Wir sind nicht erschaffen worden, um zu leiden” war Bruder Bakanjas Bemerkung, als ich ihn bat, für morgen ein Busticket nach Iringa zu besorgen. Manchmal bleibt den Tansaniern nur, uns den Spiegel vorzuhalten, über unseren deutschen Arbeitseifer zu lächeln oder uns mit einer einzigen Bemerkung zu erklären, das es völlig überzogen ist, sofort wieder mit dem Bus zurück zu fahren, noch dazu mit so ‘ner Erkältung im Gesicht. Also gibt es morgen einen Ruhetag.

Heute waren wir noch zu einem Gespräch bei einem Verantwortlichen der tansanischen Bischofskonferenz und verschiedenen Höflichkeitsbesuchen. Wieder ging es um die Entwicklung der tansanischen Gesellschaft, das Zusammenleben zwischen Christen und Moslems, die Entwicklung von Frauengemeinschaften in Tansania – und um das Thema Sexueller Missbrauch. Herausforderungen – nicht nur für Tansania, wie wir jeden Tag aus den Nachrichten erfahren…

Im Bus

Seit 16 Stunden sitzen wir im Bus und nun auch noch Stau in Dar le Salaam. Es ist entsetzlich schwül, heute Abend um 22 Uhr hat es immer noch 27 Grad, um uns und auf uns das Gepäck. Die drei Pausen waren so kurz, dass es gerade zur Akrobatik auf den schrecklichen Stehklos gereicht hat – und das alles mit einem einzigen Busfahrer und einem Team, das scheinbar unter anderem fürs Wachhalten des Fahrers verantwortlich ist. Versorgt wird man durch das Busfenster an den kurzen Haltestellen, während jemand aus- oder einsteigt. Einer der Stände hatte frisches Obst.

Heute war das Unterhaltungsprogramm der Gäste anders als sonst. Bei meinen anderen Busfahrten ist meistens irgendwann die Titanic in einem Musikvideo untergegangen oder Celine Dion hat in einem mit Kerzen beleuchteten Schloss Liebesschnulzen gesungen. Meist nach dem das afrikanische Programm durch war. Heute haben wir wohl einen muslimischen Bus erwischt und wurden die ersten Stunden mit tansanischer Sufimusik und islamischen Predigten vollgedröhnt.

Inzwischen gibt es auch eine tansanische Filmindustrie. Filme, die scheinbar die Lebenswelt der Tansanier aufgreifen. Ich kann nur hoffen, dass es im Alltag der Tansanier nicht so viel Gewalt gegen Kinder und Frauen gibt, wie in den Filmen.

Irgendwann wird sich heute Nacht der Stau auflösen und wir werden bei den Benediktinern in Kurasini ein klimatisiertes Zimmer mit Dusche bekommen.

In Erwartung

Bei unserer Einstimmung am Abend auf den dritten Adventssonntag kamen wir ins Gespräch über unsere ganz anderen Adventserfahrungen hier in Tansania. Ganz andere Zeichen sprechen zu uns. Das Symbol des Lichts, die Kerzen des deutschen Advents verlieren hier in Tansania an Bedeutung. Kerzen entzünden wir, wenn mal wieder beim Abendessen der Strom ausfällt. Dann schaffen sie kurz eine romantische Atmosphäre. Doch tagsüber ist es viel zu hell und zu warm, um sich an Kerzen zu erfreuen.

Für manche von uns in der Mbinga-WG ist das Warten auf den Regen, auf das Aufgehen der Saat das stärkste adventliche Symbol. Andere erleben das alttestamentliche Bild der Wüste, die belebt wird oder durch die ein Weg gebahnt wird – durch die Erfahrung der Kostbarkeit von Wasser – viel intensiver.

Ich selbst staune über die Reduziertheit. Advent (fast) ohne Brauchtum, ohne Kitsch und Kommerz, ohne verordnete Besinnlichkeit und übertriebene Geschäftigkeit… reduziert auf die Schrifttexte des Advents –  eine interessante und tiefe Erfahrung. 

Und doch ist die Vorbereitung auf Weihnachten auch hier langsam zu erleben. Die Kinder vor meinem Fenster üben die Herbergssuche. Immer an der gleichen Stelle fällt der Wirt aus. Naja, es ist ja noch Zeit, bis Weihnachten sitzt es. Der Chor der Schwestern übt fast jeden zweiten Abend. Wenn man Glück hat, kann man beim Essenholen in der Küche ein wenig Teig naschen und seit heute Abend beherbergen wir Maria unter unserem Dach. Importiertes deutsches Weihnachtsbrauchtum, das begeistert aufgegriffen wurde. Andere Symbole, so zum Beispiel, der Adventskranz, fanden, so die Missionarinnen, hier nie Anklang und wurden nicht angenommen.

So wird also auch für uns in der Mbinga-WG, die das erste Mal Weihnachten in Tansania feiern, Advent zu einer Zeit des Wartens und Vorbereitens – und einer Zeit der Sehnsucht.