About Sr. Anna-Luisa

Begegnungen

Nun werden Veränderungen spürbar… Meine bisherigen Reisen waren geprägt von einmaligen Begegnungen und Eindrücken… Blitzbesuche… Und dann ging es weiter zum nächsten Ort, das nächste Schicksal, die nächste Not… Doch nun verändern sich die Begegnungen, Beziehungen entstehen… Nun ist Lulu, das kleine Mädchen aus Ilunda letzte Woche gestorben, wenn ich nächste Woche im Kinderdorf vorbeikomme, wird sie mir fehlen…

Lashwilli, war die andere Begegnung zu Beginn der Reise.

Heute war ich in Iringa, um Geld für seinen weiteren Krankenhausaufenthalt in Ikonda zu überweisen. Geldüberweisungen können hier per Handy getätigt werden – zumindest kleinere Beträge… Lashwilli hat die Bilder seiner Wunde per Handy an uns geschickt. Er wollte unbedingt heim, denn das Geld wurde knapp. Aber noch immer ist die Wunde handtellergroß. Eine Woche Verbandswechsel unter einigermaßen hygienischen Bedingungen schaden der Wunde nicht. Ansonsten bekommt er womöglich eine erneute Infektion und alles war umsonst und er verliert das Bein doch noch…

Aber eigentlich ist Lernen angesagt!!!

Untermieter

Unsere Untermieter haben uns die halbe Nacht beschäftigt. Vermutlich wohnten sie schon länger in unserem strohgedeckten Blockhaus und wir haben sie vertrieben.

Zumindest Sr. Lucia, die unterm Dach gewohnt hat, wurde ihnen zur Bedrohung. Die erste Nacht verhielten sie sich noch abwartend und blieben im Strohdach versteckt. Wir hörten es nur rascheln. Gestern Abend wurden sie dann aber richtig frech und eroberten das Dachgeschoss zurück. Als sie auf dem Dachboden mit schnellen kleinen Schritten unter Sr. Lucias Bett hin und her rannten, fand sie Obdach im Doppelbett hier unten.

Doch nicht genug, das zurückeroberte Dachgeschoss schien nicht auszureichen. Auf einmal ging das Geraschel im Papierkorb los und wir hatten sie hier unten. Mit dem Kleiderbügel bewaffnet, versuchten wir sie zur Haustür hinauszujagen. Doch nicht mit Gewalt mit List haben wir unsere Hütte zurück erobert. Der Geruch von Salzgebäck kurz hinter der Türschwelle außerhalb der Hütte, lockte sie schließlich wieder die Treppe herunter. Angespannt saßen wir mucksmäuschenstill im Bett und warteten, bis sie sich die Treppe herunter traute und endlich durch die Haustür verschwand. Ruckzuck waren wir aus dem Bett und die Tür hinter der Maus zu.

Vielleicht sind Mäuse in Tansania einfach viel größer als in Deutschland, denn weitere Schlussfolgerungen Richtung Ratte wären unangenehmer…

Auf alle Fälle konnten wir dann endlich in Ruhe einschlafen. Eine einzige Maus hat die Hütte in der Nacht mit so viel Leben und Lärm erfüllt, dass wir dachten, eine Großfamilie zu beherbergen.

Heute werden wir hoffentlich Ruhe und unsere Maus wird ein neues Zuhause gefunden haben.

Iringa – Sprachkurs

Der Ort ist wirklich wunderschön, aber ob uns das hilft… Wir wohnen in einer kleinen Goldgräberhütte, aber aus einem guten Western – nicht wie in Dar Pori… Mit einer Luxusdusche – wenn es warmes Wasser gäbe. Naja, man kann nicht alles haben…. Beim Abendessen trafen wir auf Menschen, die in den unterschiedlichsten Kirchen und Freikirchen aktiv sind und sich auf interessante Tätigkeiten hier im Land vorbereiten… Alle wollen dafür ihre Sprachkenntnisse verbessern, manche gar sechs Monate lang. Wie das zu organisieren ist, werden wir morgen sehen.

Heimkehr und Musik

Die Nachricht des Tages ist natürlich, dass Sr. Lintrud, Sr. Kaja und Herr Superior Briemle wieder gut in Untermarchtal gelandet sind.

Eigentlich wollte ich heute noch etwas für die Ohren in den Blog stellen, aber das übersteigt meine PC-Kenntnisse im Moment. Außerdem könnte ich die Vielfalt gar nicht festhalten. Zu manchen Zeiten singt der Muezzin mit den Mädchen der Domestikschule und dem Kirchenchor um die Wette. Besonders am Wochenende! Meine speziellen Freunde sind die Kipapa-Kinder auf dem Bild. Sie treffen sich, glaube ich, täglich so zwischen vier und fünf. Zuerst wird kräftig gesungen und getrommelt, scheinbar wird dann auch immer für den Sonntag geübt. Besonders sympathisch ist mir ein Junge, der nach Herzenslust wunderbar falsch singt, falsch dafür aber schön laut! Und es scheint keinen zu stören, geduldig fangen Schwester Adili oder Schwester Daniela immer wieder von Neuem an, wenn er es geschafft hat, die Truppe umzuwerfen. Anschließend wird es dann aber noch lauter, dann wird der Fußball ausgepackt und der Platz vor meinem Zimmer verwandelt sich zum Fußballfeld.

Am Abend traf ich dann noch Sr. Asteria von St. Katharina. Maria, das sechsjährige Mädchen, liegt mit einer schweren Malaria im Krankenhaus und braucht Blutkonserven. Heute kamen eine Woche alte Zwillinge ins Waisenhaus St. Katharina. Die Mutter verstarb bei der Geburt irgendwo am See. Die Zwillinge wurden von Verwandten gebracht. Der Vater muss erst das Geld aufbringen für den Transport nach Mbinga. Schade, dass wir sie morgen nicht besuchen können. Morgen geht es nämlich nach Iringa zum Sprachkurs.

Auf dem Heimweg

Vor einer Stunde kam die Nachricht, dass Sr. Lintrud, Sr. Kaja und Superior Briemle gut in Dar gelandet sind. Den ersten Teil der Heimreise haben Sie gut überstanden und sitzen nun schwitzend in Kurasini auf der Terrasse und sortieren bei einem Bier (Kilimanjaro oder Safari) die Erlebnisse. Morgen fliegen sie über Dubai zurück nach Deutschland. Unsere Gebete und Grüße fliegen mit.

Sr. Lucia und ich sind dagegen nach Mbinga zurück gekommen. Sr. Lucia als Driver! 

Alltag wird aber auch bei uns nicht so schnell einkehren. Am Sonntag brechen wir nach Iringa zum Kisuaheli-Sprachkurs auf, Sr. Lucia für Fortgeschrittene, ich werde zu den Anfängern kommen. Es macht mich jetzt schon ganz ungeduldig, dass ich so langsam lerne. Das wird eine heftige Herausforderung!

Die Berichte werden voraussichtlich kürzer werden, schließlich soll sich niemand langweilen. Doch im Moment ist alles noch so offen und Pläne sind in Tansania dazu da, um gekippt zu werden.

Würde

Anneliese war heute Morgen eine der Ersten, die zum Gottesdienst und der Nachfeier des Vinzenzfest ins Regionalhaus kam. Eigentlich werden am Vinzenzfest immer die Armen der Umgebung, die die Schwestern besuchen, eingeladen, bewirtet und beschenkt. Das wurde wegen der Visitation nun auf heute verlegt.

Eine interessante Erfahrung, die Fragen und Überraschungen hinterlassen hat. Eine der schönen Begegnungen war die mit Anneliese… Sie ist eine der „Armen“ und sie hat sich auf den heutigen Tag gefreut. Früh am Morgen hat sie den mühsamen Weg auf sich genommen, sie läuft auf ihren Händen, mit einem Flipflop an der einen Hand! Und dabei strahlt sie solch eine Würde und Gelassenheit aus, die mir sicher nicht mit meinen besten Schuhen gelingt. Leider beschränken sich meine Sprechversuche auf minimale Fragen und Floskeln, aber Anneliese war sehr geduldig mit mir und hat gewartet, bis ich meine Worte zu Sätzen zusammen gesucht hat und hat mich dabei nach Kräften unterstützt.

Ruhe- und Packtag

Der letzte Tag – ein Ruhe- und Packtag! Sr. M. Lintrud, Sr. Kaja und Superior Briemle brechen morgen auf, deshalb stand heute ein ruhigerer Tag auf dem Programm. Kurze Besuche in der Dispensary St. Vinzenz, dem Nazareth-College und der Armenspeisung in Bethanien waren möglich. Alfons, ein blinder Gast in Bethanien, wird auf dem Foto von Sr. Arcadia versorgt.

Auch in St. Vinzenz und im Nazareth-College trafen wir Bautätigkeiten und erfolgreiche Weiterentwicklung der Institutionen an.

Gleichzeitig wächst der Eindruck, dass es von Tag zu Tag wärmer wird. Während der Rest der Reisegruppe Koffer gepackt hat, habe ich mich mit dem Waschen von Hand versucht. Vermutlich fragen sich die tansanischen Schwestern, wie ich so lange überlebt habe. Dunkel kommen mir irgendwelche Erziehungsmaßnahmen meiner Mutter, die nach vielen Jahren Vollversorgung mit Waschmaschine und Trockner eigentlich in der Versenkung verschwunden waren. Zum Beispiel “Buntwäsche hängt man nie in die pralle Sonne!” Habe ich versucht, aber die Sonne war schneller als ich. Nun sieht mein oranges Schlafshirt ziemlich blass aus… Naja, jetzt habe ich Zeit und Möglichkeit, solche Dinge zu lernen! Für die anderen heißt es dagegen: Aufbrechen – nach Hause!

Lundumato

Lundumato war die letzte Außenstation auf unserem Besuchsprogrammm. Vier Schwestern versuchen dort ihr Leben mit den Menschen zu teilen. Lundumato liegt zwischen der fruchtbaren Kaffeeregion um Maguu und Litembo auf dem Weg zum Nyassasee. Klimatisch ist es schon richtig heiß wie am See, nur der Boden ist sehr steinig. Die Kaffeepflanzen sehen aus wie die armen, durstigen und kranken Brüder derer, die im Hochland um Maguu wachsen.

Wieder einmal ist die Dispensary das Problemkind der Station. Aufgrund des Geldmangels bleiben die Patienten weg – und damit auch das Geld! Sr. Bakhita trägt die Verantwortung allein, was sie auch nach über zwei Jahren mit Ängsten erfüllt. Ihr eigenes Gehalt als registrierte Krankenschwester und Hebamme muss genutzt werden, um die Gehälter der Hilfskräfte zu zahlen und für die Instandhaltung… Für einen Konvent mit vier Schwestern wird das manchmal zum Problem.

Wasser ist Luxus

Die Fahrt zum Bau des Gästehauses in Mbambabay und zur Schwesternstation Makwai brachten keine neue Erkenntnisse. Beide Projekte, der Bau des Gästehauses und der Entbindungsklinik in Makwai werden ab nächsten Monat neu aufgerollt. Hoffentlich gelingt es so, die Bauprojekte mit Hilfe von Experten aus Deutschland gut abzuschließen. Wie wir dann das laufende Geschäft bewältigen wollen, muss sich noch zeigen.

Unsere Fahrt dorthin war jedoch die Krönung des bisher Erlebten. Welche Motivation zur Auswahl des Autos beigetragen hat, weiß ich nicht! Auf jeden Fall sind die Stoßdämpfer im Laufe der Jahrzehnte verschwunden und die Fenster ausgerechnet auf der Fahrerseite lassen sich nicht mehr schließen. Bei unserer Rückkehr waren wir völlig eingestaubt. Die Haare einen Rotstich, die Haut im Gesicht gespannt… die Augenlider lassen sich kaum öffnen und fühlen sich nach zu viel und zu altem Lidschatten an… die Flimmerhärchen der Atmungsorgane schwer am Arbeiten… Unsere Kleider so dreckig wie nie…

Dann ist sogar eine Dusche in einer alten Missionsbadewanne Luxus pur. Vor allem wenn man unter dem laufenden warmen Wasser an die Menschen aus den Hütten am Wegrand denkt, die für jeden Eimer Wasser große Anstrengung aufnehmen. Wasser ist der absolute Luxus! Auch am Nyassasee, wo es aussieht wie auf der Postkarte oder dem Werbefilm…