About Sr. Anna-Luisa

Aufbruch zur Halbzeitpause

Sonntagmorgen in der Frühe im Bus nach Daresalaam. Wieder mitten im prallen, bunten und vor allem lauten Leben. Nachdem die Party mit tansanischem Hiphop vor meinem Zimmer erst gegen Morgen beendet war, geht es hier im Bus in der gleichen Lautstärke weiter. Aber immerhin habe ich einen Luxusbus erwischt, Sitze, in denen Menschen mit 1,75 m Platz finden. Leider werden wir ziemlich bald hier wieder den Konflikt zwischen Einstauben und Zu-Tode-Schwitzen haben. Und da sind die kulturellen Unterschiede klar zu erkennen. Die Tansanier scheinen den Staub mehr zu fürchten als die Hitze.

Wenn wir im Jeep unterwegs sind, sieht das oft so aus, dass wir Deutsche die Fenster so weit wie möglich aufreißen und die Tansanier mit dem Anorak samt Kapuze da sitzen, um ja nicht schmutzig zu werden. Naja, seit ich meine Wäsche von Hand wasche und das warme Wasser zum Waschen hertragen muss, ahne ich, dass das durchaus eine kluge Entscheidung ist. Leider muss ich bei Temperaturen weit über 30 Grad trotzdem – Staub hin oder her – schwitzen und liebe den Fahrtwind.

Nun habe ich die Schwestern, unsere WG und die gemeinsame Arbeit mit H. H. zurück gelassen, um die bisherigen Ergebnisse und Erfahrungen in Untermarchtal zu berichten, zu diskutieren, klären, um dann in drei Wochen zur zweiten Halbzeit aufzubrechen.

Unterwegs

Mangos en masse

Mangos en masse

lebensgefährliche Hochlandstraße

lebensgefährliche Hochlandstraße

Als gestern mal wieder ein Reifen platt war, war klar, dass wir nicht mit dem Ersatzreifen nach Matamba fahren können. Und der heutige Tag hat es dann bewiesen. Die Straße auf die Hochebene, die sogenannten Southern Highlands ist nach wie vor in einem katastrophalen Zustand. Jedes Jahr gibt es auf dieser Strecke Tote, wenn Bremsen oder Fahrer versagen.

Völlig überrascht bin ich jedes Mal, wenn wir nach ca. 50 Kehren auf dem Hochplateau ankommen und dort durch Dörfer fahren, deren Häuser nach höherem Wohlstand aussehen, als in der Ebene. Das Hochplateau und sein Klima scheint sehr fruchtbar zu sein und die Menschen fleißig.

Die Schwestern haben sich sehr über unseren Besuch gefreut. Sie sind doch weit weg von den anderen Konventen und dem Regionalhaus und freuen sich sehr über Gäste. Zur Belohnung haben sie es uns zugetraut, den “schwierigen” Weg zurück zu fahren. Bisher hatten sie uns immer abgeraten. So konnten wir durch eine wunderbare und beeindruckende Landschaft zurück nach Ilunda fahren.

Hier angekommen trafen wir auf die neuen Nachtwächter – nach mehreren Überfällen hier im Kinderdorf wurden zwei Massai als Nachtwächter angestellt. Wieder einmal ist es ein bisschen wie im Film. Die zwei Gewehre, die wir vor einem Jahr gekauft haben, bleiben nun im Schrank. Denn wir werden heute Nacht von zwei großen, schlanken Massai mit Pfeil und Bogen bewacht und können so beruhigt schlafen.

Endlich Mbinga

Scheinbar will die Beziehung zwischen den Flugzeugen und mir nicht wirklich gelingen… Gott sei Dank gibt es auch in kleinen Cessnas “Sick Bags” (eine anständige deutsche Übersetzung fällt mir nicht ein) und nette Passagiere, die Verständnis zeigen… Und wenn es nur ein Pole ist – die tansanische Mitleidsbezeichnung, in die manche Menschen ihre ganze Anteilnahme legen.

Auf alle Fälle sind wir gut in Mbinga angekommen. Schon in der Stadt empfing uns – besser gesagt Schwester Kaja – die gesamte Mädchenschar der Haushaltungsschule und geleitete uns mit Gesang und Tanz bis zum Regionalhaus. Solch eine Wiedersehensfreude!

Zufällig flog der Bischof von Mbinga im gleichen Flugzeug mit, so dass wir die Wartezeit gut nutzen konnten. Er brach heute Abend noch nach Mikalanga auf. Dort wird morgen der Kindergarten eingeweiht, der durch das Kindermissionswerk, vor allem aber durch die Kirchengemeinden Westhausen und Lippach finanziert wurde.

Auf Safari

Während das Ersatzrad am Anfang der Reise als Schreibtisch diente ...

Während das Ersatzrad am Anfang der Reise als Schreibtisch diente …

kam es am Ende noch "richtig" zum Einsatz.

kam es am Ende noch “richtig” zum Einsatz.

Wieder einmal sind wir unterwegs – mit unserem mobilen Büro. Zwischendrin regeln wir dann alle möglichen Dinge. Heute ging es darum, dass wir gerne ganz schnell die Blechdachrollen aus Dar bestellen und organisieren wollten, um Geld zu sparen. Doch dann mussten wir mal wieder feststellen, dass wir noch so viel und sinnvoll planen können, hier spielen immer noch ganz andere Faktoren eine Rolle.

So kamen wir dann doch irgendwie in Ilunda an. Auf den letzten Metern gab es dann noch einen Plattfuß. Glück gehabt!!!

Jetzt sitzen wir noch an der Budgetplanung für das Waisendorf in Ilunda, denn morgen geht es in der Frühe weiter nach Matamba. Gott sei Dank, mit einem frisch geflickten Reifen. Denn die morgige Strecke ohne Ersatzreifen wäre wohl fahrlässig.

Planwirtschaft in Tansania

Vor ungefähr einem Jahr las ich einen der Artikel, in denen die Vorzüge der tansanischen Politik und Tansania als Vorzeigeland in Afrika beschrieben wird. In diesem Artikel ging es um die vorausschauende Nahrungsmittelverteilung im Land und dass Tansania durch sein Exportverbot für Mais dafür sorgt, dass Nahrungsmittelknappheit im eigenen Land aufgefangen wird.

Doch nun erleben wir hier tagtäglich die Realität dieser Politik.

Hier im Süden des Landes haben die Kleinbauern bereits das zweite Jahr in Folge eine gute Ernte und konnten über ihren eigenen Bedarf produzieren. Einiges können sie auf den lokalen Märkten verkaufen, aber der Preis sinkt infolge der Überproduktion. In den Nachbarländern Malawi und Mozambik aber auch im Norden in Kenia ist der Bedarf an Mais groß, doch das Exportverbot wird streng kontrolliert und Übertritte sanktioniert.

Die Kleinbauern können ihren Mais also nur an die Regierung abgeben. Und der Verkauf des Maises ist die einzige Einnahmequelle für viele Familien. Doch die Regierung kann den Mais nicht bezahlen.

Nun unterzeichnen die Kleinbauern einen Vertrag bei der Abgabe ihres Mais und erhalten dafür so etwas wie einen Schuldschein von der Regierung mit dem Versprechen, dafür irgendwann Geld zu erhalten. Unter anderen enthält der Vertrag folgende Punkte.

  1. Sie bestätigen, dass sie beim Unterzeichnen des Vertrags bei klarem Verstand sind.
  2. Sie versprechen, dass sie für den Mais nie Geld von der Regierung einklagen, sondern warten bis der Staat fähig ist, die Schuldscheine einzulösen.
  3. Sie versichern, dass sie den Erlös beim Verkauf des Mais weder für Schulgelder noch für die medizinische Versorgung ihrer Familie brauchen.

So stehen seit Monaten die LKWs mit den Maissäcken vor den völlig überfüllten Lagern und die Regierung schafft die logistischen Herausforderungen nicht. Der Mais kommt nicht auf dem globalen Markt an. Warum auch immer?

Kirche und Politik

Auf irgendeinem Containerschiff  schwimmt inzwischen vielleicht auf dem Suezkanal unser Container mit gespendeten Fliesen, Op-Tischen, Rollstühlen, Nähmaschinen, einer Solaranlage, einer Wippsäge und vielen anderen, vor allem gespendeten Gegenständen im Wert von ca. 45 000 Euro. Wie immer sind wir sehr aufgeregt, weil dieses Vorhaben mit so viel Risiken verbunden ist. Die größten Herausforderungen sind im Hafen von Dar zu bewältigen – tausende von bürokratischen Hürden. Dann erst kommt die risikoreiche LKV-Fahrt zwischen Dar und Songea.

Seit dem letzten Container arbeiten wir mit einem neuen Agenten in Dar zusammen, der uns die wertvolle Fracht problemlos aus dem Hafen gebracht hat.

Nun trafen wir heute unseren Kontaktmann und haben erfahren, dass dieses Mal neue Herausforderungen zu erwarten sind. Herausforderungen neuer Art… Denn die Situation zwischen Regierung und Katholischer Kirche wird immer angespannter. Die Katholische Kirche scheint immer klarer Option gegen Landgrabbing, Korruption und Unterdrückung der Opposition einzunehmen. Aus diesem Grund will die Regierung die Steuerbefreiung für die Einfuhr von Material von sogenannten Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs) streichen. Das träfe uns schwer, auch weil es wieder zu einer Zeitverzögerung kommen würde und jeder Tag im Hafen kostet und bspw. die Baustelle in Ruhuwiko spätestens im Januar auf die Fliesen wartet.

Aber noch hoffen wir!!!

Willkommen im Leben

Nun haben wir das ganze Wochenende auf den Gräberbesuch zu Allerheiligen gewartet und haben es dann doch verpasst. Heute nach der Messe sind die Schwestern zum Friedhof gezogen, doch für uns stand schon der Jeep zu unserer Safari nach Mikalanga und Maguu bereit. In Mikalanga erwartete uns Sr. Nuru, die nun eifrig dabei ist, den Kindergarten für die Eröffnung nach den Weihnachtsferien vorzubereiten. Mit Sr. Nuru ist eine erfahrene und gute Erzieherin mit diesem Projekt beschäftigt, so dass wir zuversichtlich auf den Start warten können.

Bei den letzten Besuchen in der Dispensary in war ich immer schon fasziniert von diesem vermutlich kleinsten Kreißsaal der Welt, mit einer ganz kleinen zierlichen Schwester als Hebamme.

Heute konnte ich nun Sr. Julia bei der Arbeit begleiten. Ein kleines Mädchen kam auf die Welt… staunend erlebte ich eine tapfere und mutige Mutter, die souverän dieses Ereignis bewältigte, ein paar Presswehen und eine Schwester mit einem kräftigen Dammschutz und plötzlich war das kleine Mädchen auf der Welt… doch nach dem ersten schwachen Schrei, schien sie sich nicht wirklich wohl zu fühlen in diesem Leben… Schnell verfärbte sich ihre Haut und sie schien keine Kraft zum Atmen zu haben… mehr als fünf Minuten haben wir sie beatmet (und gebetet), bis sie sich endlich fürs Leben entschieden hatte.

Dann war sie aber ganz da… ein 3,5 kg schweres Mädchen, kräftig und aktiv. Doch der Kopf sah aus, als wäre die Geburt doch viel länger gegangen, als mir erschien… sie muss lange im Geburtskanal gesteckt sein, deshalb vermutlich auch der Sauerstoffmangel… Sr. Julia erklärt mir, dass die Mutter beim „Local Doctor“ war. Sie meint, die Mutter muss „local medicin“ bekommen haben, die vermutlich auch den Geburtsvorgang verzögert hat.

Doch nun waren wir alle einfach glücklich über dieses Wunder des Lebens – und hießen das kleine Mädchen KARIBU – WILLKOMMEN im Leben.

Besondere Geschenke

Nachdem wir das Wochenende irgendwie immer darauf gewartet haben, dass „Allerheiligen wird“, so wie wir es eben aus Deutschland kennen, sind Sr. Lucia und ich am Nachmittag in der größten Hitze zu unserem privaten Gräberbesuch aufgebrochen.

Zuvor wurden wir aber noch von der Gemeinde Mpepai reich beschenkt. Sr. Camilla stand mit einer Ziege vor der Tür. Eigentlich sollte ich die Ziege nächste Woche in den Koffer packen und der Kirchengemeinde Schwörzkirch mitbringen.

Denn die Gemeinde und ihre Spender haben dieses Geschenk verdient. Die dortige Kirchengemeinde sponsert mit Unterstützung des Kindermissionswerks die Erweiterung des Kindergartens. Sr. Camilla kam deshalb heute im Auftrag der Kirchengemeinde Mpepai mit dieser Ziege als Geschenk angefahren. Für die dortige, sehr arme Gemeinde ein großzügiges Geschenk. Es war Sr. Camilla ein wichtiges Anliegen und sie war richtig froh, uns hier im Regionalhaus anzutreffen, um uns das Geschenk zu übergeben.

Leider können wir an die eigentlichen Gönner das Geschenk schlecht weiter geben. Nun kann die Ziege erst mal glücklich sein, dass das Sonntagsessen schon gekocht war und es nun eine Woche dauert, bis der nächste Sonntagsbraten gebraucht wird.

Nein – kein deutsches Wohnzimmer, das ist unsere Wohngemeinschaft in Mbinga

Heute ist das Ehepaar Reuter angekommen, Herr Reuter wird die Projektleitung für den Bau des Gästehauses am Niassasee übernehmen. Letzte Woche hatten sie die Möglichkeit, die Baustelle zu besichtigen. Und es gibt 1000 Dinge zu besprechen, bevor ich nach Deutschland aufbreche, damit diese Arbeit gut starten kann.

Von Allerheiligen war heute noch nichts zu merken. Das wird morgen hier erst gefeiert und wir sind schon sehr gespannt.

Kaffeeduft

Wieder in Mbinga zurück nimmt mich Sr. Zita mit auf ihr Kaffeefeld. Es steht gerade in wunderbarer Blüte. Und was mich total verblüfft, Kaffee riecht nicht nur frisch gemahlen oder aufgebrüht wunderbar. Auch die Kaffeeblüten haben einen betörenden Duft, lieblich, fruchtig, süß… eigentlich um eine Weile zu verweilen und die Schönheit dieses Landes zu genießen…