About Sr. Anna-Luisa

In Erwartung

Bei unserer Einstimmung am Abend auf den dritten Adventssonntag kamen wir ins Gespräch über unsere ganz anderen Adventserfahrungen hier in Tansania. Ganz andere Zeichen sprechen zu uns. Das Symbol des Lichts, die Kerzen des deutschen Advents verlieren hier in Tansania an Bedeutung. Kerzen entzünden wir, wenn mal wieder beim Abendessen der Strom ausfällt. Dann schaffen sie kurz eine romantische Atmosphäre. Doch tagsüber ist es viel zu hell und zu warm, um sich an Kerzen zu erfreuen.

Für manche von uns in der Mbinga-WG ist das Warten auf den Regen, auf das Aufgehen der Saat das stärkste adventliche Symbol. Andere erleben das alttestamentliche Bild der Wüste, die belebt wird oder durch die ein Weg gebahnt wird – durch die Erfahrung der Kostbarkeit von Wasser – viel intensiver.

Ich selbst staune über die Reduziertheit. Advent (fast) ohne Brauchtum, ohne Kitsch und Kommerz, ohne verordnete Besinnlichkeit und übertriebene Geschäftigkeit… reduziert auf die Schrifttexte des Advents –  eine interessante und tiefe Erfahrung. 

Und doch ist die Vorbereitung auf Weihnachten auch hier langsam zu erleben. Die Kinder vor meinem Fenster üben die Herbergssuche. Immer an der gleichen Stelle fällt der Wirt aus. Naja, es ist ja noch Zeit, bis Weihnachten sitzt es. Der Chor der Schwestern übt fast jeden zweiten Abend. Wenn man Glück hat, kann man beim Essenholen in der Küche ein wenig Teig naschen und seit heute Abend beherbergen wir Maria unter unserem Dach. Importiertes deutsches Weihnachtsbrauchtum, das begeistert aufgegriffen wurde. Andere Symbole, so zum Beispiel, der Adventskranz, fanden, so die Missionarinnen, hier nie Anklang und wurden nicht angenommen.

So wird also auch für uns in der Mbinga-WG, die das erste Mal Weihnachten in Tansania feiern, Advent zu einer Zeit des Wartens und Vorbereitens – und einer Zeit der Sehnsucht.

Wasser

Arbeiten am Dachstuhl in Mbammabay

Arbeiten am Dachstuhl in Mbammabay

Der Wassertrupp bei der Arbeit

Der Wassertrupp bei der Arbeit

Heute ging es auf die Baustelle nach Mbambabay. Inzwischen richten erfahrene Zimmerleute zusammen mit jungen Männern aus dem Dorf, den Dachstuhl auf. Eine Chance für die Männer aus dem Dorf, die ihnen neben einem momentanen Einkommen und einer Beschäftigung auch die Möglichkeit gibt, sich zu bewähren und eventuell mit ihrer Erfahrung auf andern Baustellen angeheuert zu werden.

Nach dem Besuch auf der Baustelle wollten wir den Vorarbeiter des Wassertrupps im Krankenhaus besuchen, doch er war inzwischen entlassen und wir fanden ihn bei seinem Trupp mitten an einem Berghang.

Der kleine Trupp gräbt eine über 7 km lange Wasserleitung zum zukünftigen Tagungs- und Exerzitienhaus nach Mbambabay. Über abenteuerliche Wege fuhren wir zu ihrer momentanen Unterkunft unter der blauen Plane. Von Hand graben sie die 7 km lange und einen halben Meter tiefe Pipeline. Besser gesagt, es sind immer zwei Rohre, eines versorgt das zukünftige Tagungshaus und eine zweite Leitung ist für die Dörfer und Häuser unterwegs. Damit auch diese Menschen Zugang zu sauberem Wasser haben.

Paulina

Ruanda in der Diözese Mbinga

Ruanda in der Diözese Mbinga…

eine trockene und arme Gegend.

eine trockene und arme Gegend.

Schon im November bat uns Lucy, eine Amerikanerin, die sich hier in Mbinga engagieren will, mit ihr nach Ruanda zu fahren und ein Mädchen mit Klumpfüßen anzuschauen und nach einer eventuellen sinnvollen Hilfe für die kleine Paulina zu schauen. Da wir die Treffen mit dem neuen Regionalrat ja noch aufschieben mussten und noch einen Besuch in Peramiho machen wollten, war heute eine gute Gelegenheit beides zu verbinden.

Ruanda liegt in einem Teil der Diözese Mbinga, den ich noch nicht kannte. Eine sehr trockene und arme Gegend, obwohl dort in großem Stil Kohle abgebaut wird. Eine australische Organisation verdient dort ihr Geld, bei den Menschen vor Ort scheint wenig hängen zu bleiben, außer dem Staub, den Lungenerkrankungen und den Kohlenmonoxidvergiftungen.

In Ruanda trafen wir dann auf Pauline. Ihre Mutter war leider nicht da, sie ist bereits seit zwei Tagen auf dem Feld, denn nun muss gesät werden, bald beginnt es richtig zu regnen, dann muss der Samen im Boden sein, damit die Familie auch nächstes Jahr etwas zu essen hat. Paulinas Vater ist vor zwei Jahren verstorben, nun sorgt die Mutter allein für ihre fünf Kinder. Paulina ist zwischen acht und zwölf Jahren, die Angaben schwanken, wobei ihr Alter sich wohl eher bei acht oder neun Jahren einpendeln wird.

Für ihre angeborenen Klumpfüße erhielt sie nie eine Behandlung, nun wird es höchste Zeit. Unser Vorschlag war, dass Paulina zum neuen Schuljahr in das Internat St. Loreto kommt und in die Hurumaschule gehen wird, vor dort aus wird Sr. Lucia dann einen Operationstermin in Ikonda organisieren und sie erhält nach der Operation in Loreto die therapeutische Hilfe, die sie braucht, damit der Eingriff erfolgreich und nachhaltig ist. Father Mamertus wird mit der Mutter das Gespräch suchen und ihr unseren Vorschlag unterbreiten. Dann wird sich die Mutter hoffentlich melden und für Paulina kann sich ein neuer Weg eröffnen.

Paulina und Sr. Lucia

Paulina und Sr. Lucia

Wahlergebnisse

Heute Abend wurden nun per SMS die Wahlergebnisse für die Regionalrätinnen an die Konvente verschickt.

Das war nun in den letzten Tage doch eine aufregende Sache. Am Sonntag wurden die Stimmen ausgezählt, dann musste der Diözesanbischof den korrekten Ablauf der Wahl bestätigen, die Generaloberin das Okay geben, damit die gewählten Schwestern gefragt werden konnten, ob sie die Wahl annehmen und die feierliche Einsetzung sowie die Übergabe und die erste konstituierende Sitzung geplant werden…

Nachdem die Schwestern die Wahl angenommen haben und die Bestätigung aus dem Mutterhaus da war, ist es nun offiziell, dass Sr. Michaela, Sr. Janeth, Sr. Avelina und Sr. Mwombezi die neuen Generalrätinnen sind. Sr. Janeth wurde bei einem Meeting in Daressalam von der Nachricht überrascht. Sie wird frühestens am Freitag zurück sein, sodass wir mal wieder unsere Pläne anpassen mussten… aber mit der Zeit bekommt man Übung im Umplanen, Anpassen, nach kreativen Wegen suchen…

Zwischen den Sitzungen und Meetings reicht es immer wieder für einen kurzen Zwischenstopp ins wirkliche Leben… zum Beispiel nach St. Katharina zu Damas (siehe Bild) und seinen Mitbewohnern.

Übrigens für alle, die morgens die Autoscheiben frei kratzen: wir haben wunderbare 27 ° Celsius und der Regen hat eine Pause eingesetzt, bevor er richtig begonnen hat.

Mitten im Leben – der Tod

Nachdem die kurze Zeit in Untermarchtal vom Sterben und dem Tod älterer Mitschwestern gekennzeichnet war, begann auch die Zeit hier in Mbinga mit einer Beerdigung. Der 37-jährige Noviziatsleiter der Benediktinerabtei Peramiho wurde am Montag zu Grabe getragen.

Unter strahlender Sonne standen wir mit vielen Menschen auf dem Friedhof in Peramiho und zeigten so den Benediktinern von Peramiho unsere Anteilnahme und verstärkten die Gebetsgemeinschaft.

Wie immer war ich bewegt von der Gastfreundschaft und der Geschwisterlichkeit, die in diesen schweren Situationen hier in Tansania zu erfahren ist.

Abschied nehmen vom Noviziatsleiter

Abschied nehmen vom Noviziatsleiter…

der Benediktinerabtei Peramiho.

der Benediktinerabtei Peramiho.

Die Rituale rund um das Sterben und den Tod strengen mich in ihrer Emotionalität sehr an. Diese Mischung aus Bekanntem, aus der europäischen religiösen Tradition Kommenden und den Ritualen aus der tansanischen Kultur spricht Dimensionen des Lebens an, die wir in Deutschland schon längst ausgeklammert haben, die bei uns inzwischen tabuisiert sind, die ich vielleicht in ähnlicher Form noch aus Erzählungen meiner Großeltern kenne. Der Tod wird so viel stärker Teil des Lebens – natürlicher Teil des Lebens!

Und doch wird getrauert – auf eine Art getrauert, die ich als anstrengend erlebe, die aber vermutlich reinigend wirkt. Lautstark und expressiv, fast demonstrativ wird die Trauer und der Schmerz um den Verlust nach außen geschrien. Menschen weinen, schreien, werfen sich zu Boden… trauern mit ihrem ganzen Körper, dem ganzen Sein… oft Tag und Nacht… bis das Grab geschlossen ist. Niemand verlässt auch den Friedhof, bis das Grab geschlossen ist… doch dann widmet man sich wieder dem Leben, geht zum Essen und freut sich an der Anteilnahme der vielen Gäste, die alle zum Leichenmahl geladen sind.

Viele Menschen kamen

Viele Menschen kamen und blieben bis das Grab geschlossen war.

Lagerfeuer

Ein Lagerfeuer der besonderen Art gab es heute Abend vor dem Haus des Spirituals. Ohne Datenvernichter oder Schredder muss man eben auf die romantischeren Methoden zurückgreifen. Denn nach dem angestrengten und konzentrierten Stimmenauszählen zur Wahl der Regionalrätinnen war unser Lagerfeuer ein schöner Ausklang des Tages. Es hatte etwas Reinigendes… Und es war Raum auch noch mal alles Gott zu übergeben.

Nun ist also ausgezählt und der Bischof hat die Rechtmäßigkeit der Wahl attestiert, jetzt warten wir auf die Rückmeldungen aus dem Mutterhaus, um dann die nächsten Schritte im Verfahren einzuläuten. So hoffen wir, dass wir schon in den nächsten Tagen den Übergang zwischen dem alten zum neuen Regionalrat gestalten können.

Welten

Wenn man das geschäftige und chaotische Treiben der Innenstadt verlässt und Richtung Meer auf eine der Landzungen fährt, die den natürlichen Hafen des Friedens, wie Dar Es Salaam eigentlich heißt, bildet, kommt man in die Welt der Reichen und scheinbar Wichtigen. Ob sie auch schön sind, kann ich leider nicht beurteilen, denn außer den Torwächtern, Straßenkehrer und Gärtner sind keine Menschen zu sehen. Sie leben hinter hohen Mauern auf dem Osterbay, dem Diplomatenviertel. Wir machen aus der Fahrt an den Coconutbeach ein Spiel und versuchen, die Flaggen der Botschaften zu erkennen und über die Zäune und Mauern einen Blick auf die Pools, Tennisplätze und Parks zu ergattern.

Heute sind wir dieser fremden Welt einmal ein wenig direkter begegnet. Mitten drin wohnt – falsch – “residiert” der Botschafter des Heiligen Stuhls, der sogenannte Nuntius, zur Zeit ein kirchlicher Diplomat aus Philippinen. Im Frühjahr ist er bei einem Bombenanschlag anlässlich seines Besuchs zu einer Kirchweihe in Arusha unversehrt davon gekommen, während um ihn herum Menschen starben.

Seinen Sekretär aus Deutschland haben wir abgeholt und sind mit ihm zum Essen gegangen. Neben interessanten Gesprächen zur politischen und kirchenpolitischen Lage in Tansania waren natürlich auch unsere Anliegen Thema: wie können wir die Schwestern stärken für eine zukünftige weitreichendere Selbstständigkeit?

Und das ALLES bei 31 Grad, unter Palmen!!!

Rückkehr

Nach drei Wochen im Donaunebel und Kälte blendet die Sonne in Dar und die 31 Grad nach dem Gewitter nehmen mir fast den Atem. Auf Wärmflasche oder Schlafsocken, meine Begleiter in den letzten Tagen, kann ich heute Abend bestimmt verzichten! Die Wärme haut uns alle um und wir sind richtig froh, dass es morgen nicht gleich weiter geht.

In Dar ist es grüner geworden, die Regenzeit hat begonnen. Und – für alle, die in den nächsten Monaten in dieses wunderbare Land reisen – bei der Einreise muss man den Gelbfieberimpfschutz nachweisen. Die Ebolapräventionsmaßnahmen gelten nur für bestimmte Länder. Aber ohne Impfausweis hätte es heute Probleme gegeben. Ansonsten umfängt uns natürlich in Dar wieder das “pralle Leben”. Und das ist heute viel zu anstrengend!!!

Morgen wird es hoffentlich besser;-) und wir werden erholt unser Programm starten.

Zweite Halbzeit

Wieder einmal sitze ich auf einem Flughafen… Heute mit Sr. Kaja, die sich so sehr auf “ihre Mädchen” freut. Nach sechs Wochen Heimaturlaub kann sie es kaum erwarten, nach Mbinga zurück zu kommen.

Pech für das Schwein in der Haushaltungsschule… Vor der Abreise war Sr. Kaja sich sicher, dass nach dem Heimaturlaub viele kleine Ferkel zum Verschenken auf sie warten, doch wir haben vergeblich auf Nachricht gewartet. Nun stellte sich heraus, dass das Schwein einfach nur sehr gefräßig war… Keine gute Ausgangsposition… Es wird zu Weihnachten bestimmt in einem großen Topf landen.

Neben Sr. Kaja begleitet mich wieder einmal Gottfried. Gemeinsam wollen wir in den nächsten Tagen intensiv mit der Regionalleitung an den Regeln, Konstitutionen und Rollen arbeiten. Doch jetzt steht erst mal die Reise an. Wie immer für mich die größte Hürde – dieses Fliegen…

Novembernebel

Nachdem wir heute Nacht fast die Boarding Time in Dubai verschlafen haben und uns erfolgreich in Dubai und Frankfurt durchgefunden haben, droht Sr. Gabriela und mich der deutsche Novembernebel auf dem Frankfurter Fernbahnhof zu verschlucken.

Die Reise lief problemlos, überall trafen wir auf verständnisvolle und aufmerksame Helfer. Nur die Deutsche Bahn hat mal wieder Verspätung und wir warten frierend auf dem zugigen Bahnsteig. Sr. Gabriela aus der Innsbrucker Provinz der Vinzentinerinnen in Tansania mummelt sich in ihren Kitenge und ist entsetzt, als ich ihr erkläre, dass es in Innsbruck in den nächsten Wochen noch kälter wird.

Nun ist die erste Halbzeit also vorbei. Allen, die unsere Arbeit begleitet haben, allen, die uns gute Gedanken, Wünsche und Gebete geschickt haben, allen, die uns mit Fragen, Anmerkungen und Beiträgen herausgefordert und unterstützt haben, gilt unser Dank.