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Westwärts (Gastautor: Dr. T. Broch)

Einmal mehr ist Reisetag. Nach dem Frühstück verabschieden uns von den Schwestern in Ruhuwiko, die uns so gastfreundlich in ihre Gemeinschaft aufgenommen haben, und ebenso von Fatuma, dem guten Geist des Gästehauses St. Martin.

Zunächst geht die Fahrt nach Osten. Harald Geißler möchte in Songea noch Tierfiguren abholen, die er dort bei einem Schnitzer für seine heimische Weihnachtskrippe bestellt hat. Es bleibt schließlich beim Kauf einer Figur, die in etwa an eine Ziege erinnert. Aber die Menschen müssen hier unter harten Bedingungen leben, und so ist die Sache für Harald trotz des Kompromisses zwischen seinen Erwartungen und den Vorstellungen des Schnitzers in Ordnung.

In der Abtei Peramiho treffen wir uns dann, wie verabredet, noch einmal mit Altabt Anastius  – wobei der Titel „Altabt“ für den agilen 52-jährigen Mann seltsam anmutet. Er empfängt uns – nicht ohne Stolz – im neu gebauten, sehr stilvollen Gästehaus, das er noch hat fertigstellen lassen, bevor er von seiner Abtei Abschied genommen hat. Sehr lebendig erzählt er uns von der Geschichte der Abtei Peramiho, die einmal für die gesamte Umgebung ein Zentrum der Versorgung und Entwicklung war, und ebenso von dem schwierigen Weg, die Abtei nach einer langen Phase, die durch die europäischen Missionare geprägt und von Kultur und Tradition des abendländischen Mönchtums geformt war, in die Verantwortung der einheimischen Ordensmitglieder zu übergeben. Immer wieder scheinen in seiner Erzählung Lebensgeschichten auf, mit Empathie vorgetragen, die deutlich machen, wie sehr P. Anastasius mit seinen Mitbrüdern und den Menschen hier verbunden war und ist.

Auf dem weiteren Weg westwärts machen wir Halt im Regionalkloster in Mbinga, werden – wie nicht anders zu erwarten – gastfreundlich bewirtet, wechseln die Fahrzeuge und fahren mit Sr. Martina und Sr. Maria Pia, die derzeit auf Urlaub von ihrem Pädagogikstudium ist und von Sr. Kaja als beste Musikerin der Gemeinschaft gelobt wird, weiter. Den Weg ins fruchtbare Matenga-Bergland, der uns bereits von den Exkursionen der ersten Tage unserer Reise bekannt ist, verlassen wir in Unyoni, wo bereits seit einigen Stunden zwei junge Frauen, Lena und Veronika, auf uns warten. Sie stammen aus Schonungen im Mainfränkischen und sind für drei Monate bei den Vinzentinerinnen in Maguu im Freiwilligendienst. Wir nehmen sie mit zum Ziel dieser Fahrt: ins Gästehaus des Ordens in Mbambabay am Nyassa-See. Diesen wunderbaren Ort erreichen wir kurz vor 17 Uhr, nach einer Fahrt auf einer zwar unbefestigten, aber relativ gut ausgebauten Straße, bei zunehmendem Sonnenschein und zunehmender Wärme, talabwärts durch eine imposante Bergwelt mit wunderschönen Ausblicken und immer mehr mit der Ahnung des riesigen Sees vor uns, der Tansania und Malawi zugleich verbindet und trennt und mit seiner Südspitze, etwa 60 km von hier, auf Moςambique stößt.

In dem neuen und komfortablen Gästehaus am Berghang werden wir von den drei dort tätigen Schwestern empfangen: Sr. Euvodia, Sr. Gratiana und Sr. Maria Rainer. Wir beziehen die Zimmer mit weitem Blick auf Strand und See und lassen nicht viel Zeit verstreichen, bis wir uns – zumindest einige von uns – dem lebhaften Wellengang am Strand aussetzen.