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Maskal und Vinzenzfest

Auf dem Weg nach Nekemte fiel uns auf, dass viele Menschen geschäftig unterwegs waren, auf dem Weg zum Markt, Kuhherden oder Schafe vor sich hertreibend, große Bündel Gras oder Holz auf dem Rücken tragend oder auf Esel geschnallt. Sr. Sara erklärte uns, mit Aufregung in der Stimme, dass sich alle auf ein großes Fest vorbereiten. Klar, am Mittwoch war Vinzenzfest, der Gedenktag unseres Ordensgründers, aber es wäre doch sehr vermessen, sich einzubilden, dass dieses Fest für die Menschen in Äthiopien von so großer Bedeutung ist. Nach einigen Verständigungsversuchen wurde klar, dass die äthiopische Königin, die nach Jerusalem gereist ist und dort einen Splitter des Kreuzes Christi abgeholt hat, dieselbe Königin Helena ist und wir uns auf das Fest Kreuzerhöhung vorbereiten. Inmitten dieser Menschen, die sich auf dem Weg zum Markt oder vom Markt befinden, sahen wir vor allem Männer mit langen Holzbündeln laufen. Ungewöhnlich – denn im Alltag tragen die Frauen oft Holzbündel auf dem Rücken, die sie tief auf den Boden drücken. Männer mit diesen langen schmalen Holzbündeln zu sehen, musste also auch mit den Festvorbereitungen zusammen hängen. Und so erfuhren wir, dass vor den orthodoxen Kirchen und an anderen Plätzen, die Leute, diese Holzbündel bringen und zu einem großen Lagerfeuer zusammentragen. Am Vorabend des Festes werden dann die ersten Feuer entzündet, um dieses Feuer getanzt und über das Feuer gesprungen. Das Hauptfest findet in Addis Abeba statt. Im Fernsehen konnten wir am nächsten Tag einen kleinen Eindruck erhalten. Doch überall im ganzen Land sahen wir die Menschen kleinere und größere Feuer vorbereiten. Der Vortag wurde zum Schlachten und zum Kochen genutzt. Uns wurde erzählt, dass Menschen prophylaktisch am Vortag in die Kliniken gehen, um sich Medikamente gegen den zu befürchteten Wurmbefall zu kaufen. Häufig wird das Fleisch der privat geschlachteten Tiere roh verzehrt. Als wir ein wenig naiv nachfragten, ob die Tiere nicht untersucht werden, wurde wir ausgelacht, „wenn nicht mal die Kinder untersucht werden, wieso sollten wir die Tiere untersuchen…“ Spätestens jetzt wurden wir zum Vegetarier.

Für uns stand jedoch nicht Maskal im Mittelpunkt, sondern das Fest des hl. Vinzenz von Paul. Mit einem Festgottesdienst und einem wahren Festmahl (ohne rohes Fleisch) und einigen Gästen feierten wir ausgiebig. Da der nächste Tag noch als arbeitsfrei gilt, weil die Menschen sich vom Feiern erholen müssen, nutzten wir diesen Tag als einen Besinnungstag mit dem Bischof und hielten am Nachmittag unser Meeting über die wichtigen Zukunftsfragen. Ein schöner Tag für diese wichtigen Fragen über die gemeinsame Zukunft und die Zukunft des vinzentinischen Charismas in Äthiopien.