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Firmung in Utiri (Gastautor: Dr. T. Broch)

Sonntag. In der Pfarrei der Maria Immaculata in Utiri, etwa 12 oder 15 km außerhalb von Mbinga gelegen, ist Firmung. Als wir in dem Dorf ankommen, das auf einer kleinen Anhöhe mit weitem Ausblick liegt, werden wir von Fr. Lukas empfangen. Er ist hier Gemeindepfarrer, allerdings nur zu 30 Prozent, wie er erzählt; mit dem übrigen Teil seiner Arbeitszeit ist er Lehrer an einer Berufsschule in Mbinga. Außerdem organisiert er auf tansanischer Seite eine Kaffee-Kooperative, die den Kleinbauern der Gegend zu etwas Einkommen verhilft. Gemeinsam mit der Diözese Würzburg ist dafür eine GmbH gegründet worden.

Bis zum Beginn des Gottesdienstes, der auf 10 Uhr angesetzt ist, ist noch Zeit. Der Generalvikar der Diözese, der zur Firmung gekommen ist, hält mit den Kindern noch ausführlich Katechese. Aus der Kirche klingen seine über den Lautsprecher übertragene Stimme und die chorischen Antworten der Kinder. Das könne noch eine Weile so gehen, meint Fr. Lukas. Aber denn läuten doch die Glocken, die an einem Stahlgerüst neben der Kirche angebracht sind; die Menschen strömen in die Kirche, und um kurz vor elf Uhr beginnt der Gottesdienst.

Über 100 Mädchen und Jungen im Alter von 12 oder 13 Jahren werden heute gefirmt. Sie haben sich für das Fest herausgeputzt – die Mädchen zum Teil in weißen Rüschenkleidern oder in Glitzerstoffen wie Prinzessinnen, die Jungen in Anzügen, die ihnen noch etwas zu groß sind oder in ersichtlich neuen Hemden und dunklen Hosen, an denen rasch der rote Staub haften bleibt. Die meisten Mädchen tragen modische Schuhe mit hohen Blockabsätzen, in denen ihnen das Gehen ziemlich schwer fällt. Sie sind es halt gewohnt, barfuß zu gehen – und dies sehr elegant.

Dass Ministranten in langen Gewändern, mit Vortragekreuz, Kerzen und Rauchfass die liturgische Prozession zum Einzug anführen, ist man gewohnt; die sechs Mädchen – vielleicht acht oder zehn Jahre alt –, die in gelb-weißen Kleidern vorne weg tanzen, ergeben doch ein ungewöhnliches Bild. Und sie tanzen vor dem Altar den gesamten Gottesdienst über zu den rhythmischen Gesängen mit, die der große gemischte Chor stimmgewaltig anstimmt, begleitet von einer elektronischen Orgel, von Rasseln und Schellen. Und immer wieder mischen sich die Töne einer langstieligen blechernen Trompete, Bamaguru genannt, und eines Büffelhorns in die Klänge ein. Es ist ein aus vollem Herzen kommendes Halleluja.

Die Firmung sei das Sakrament des Glaubens, der Reinheit und des Geistes, predigt der Generalvikar. Und weil ihm die Aufmerksamkeit der Kinder und der Erwachsenen in der brechend vollen Kirche während seiner langen Ausführungen gelegentlich abhanden zu kommen scheint, unterbricht er sie immer wieder einmal mit Fragen an die Kinder oder auch mit einem kleinen Spaß, der die Leute laut lachen lässt.

Zur Firmung knien die Jugendlichen in langen Reihen auf die erste Altarstufe, eine Reihe nach anderen, hinter ihnen jeweils die Firmpatinnen und -paten – die Frauen zumeist in schönen, farbenfrohen Kangas. Der Generalvikar geht entlang, salbt die Firmlinge mit Chrisam und legt ihnen die Hand auf, nachdem Fr. Lukas jeweils den Namen des Mädchens oder des Jungen von einem Zettel vorgelesen hat, den diese in der Hand halten.

Zur Gabenbereitung folgen mehrere Gabenprozessionen auf einander, in denen die Gemeindemitglieder vor den Altar treten etwas Geld für unterschiedliche Anliegen in einen Korb legen. Der Gottesdienst nimmt seinen Gang, trotz der fremden Sprache auch für uns nachvollziehbar, weil die katholische Liturgie weltweit gemeinsam ist. Die Menschen wirken sehr andächtig, die Kinder aufmerksam. Manchmal macht sich ein Säugling ungeduldig bemerkbar, so lange, bis ihn die Mama stillt oder die Oma übernimmt und beruhigt. Es dauert sehr lange, mit den vielen langen und schönen Liedern, mit den Vermeldungen am Schluss, die immer wieder mit Beifall bedacht werden. Überhaupt gibt es viel herzlichen Beifall – nach der Predigt, nach einem besonders schönen Lied, bei der Vorstellung der deutschen Gäste durch Fr. Lukas, beim Dank an den Generalvikar, für den am Schluss des Gottesdienstes ebenfalls noch einmal eine Gabenprozession stattfindet, bei der der mit den Spenden Bedachte jeder und jedem Einzelnen die Hand gibt und sich bedankt. Eine schöne Geste.

Es ist inzwischen kurz vor zwei Uhr nachmittags, als wir mit den beiden Priestern an der Landwirtschaft des Pfarrhofs vorbei zum Gemeindesaal gehen, wo wir Gäste und die beiden Geistlichen auf erhöhten Ehrenplätzen bewirtet werden, während die ebenfalls hinzugekommenen Mitglieder des Pfarrgemeinderats vor uns in Stuhlreihen ihre Mahlzeit zu sich nehmen. Vor Beginn einer Sitzung mit dem Generalvikar, die sich an das Mittagessen anschließt, verabschieden wir uns von diesen herzlichen und gastfreundlichen Menschen. Fr. Lukas, der uns zum Auto begleitet, erläutert nicht ohne Stolz, dass er das Kirchenschiff jüngst auf fast das Doppelte erweitert hat – innen ist noch das unverputzte Mauerwerk zu sehen –, weil die Kirche viel zu klein geworden und jetzt sonntags immer noch randvoll sei. Zwei Glocken konnte er auf komplizierten Umwegen aus Würzburg hierher bringen lassen, die jetzt zum Gottesdienst einladen. Einen Kindergarten hat er gebaut, und jetzt folgt eine Schule für die Kinder des Dorfes. Vieles davon hat er privat bezahlt.

Er scheint ein Seelsorger in einem umfassenden und ganzheitlichen Sinne zu sein für die etwa 4.000 Mitglieder seiner – wie er sagt – kleinen Gemeinde, zu der neben Utiri selbst noch einige Dörfer in einem Umkreis von vier oder fünf Kilometern gehören.

Mit guten Eindrücken fahren wir wieder nach Mbinga zurück.