Wieder einmal Feiertag

Revolutionstag war heute…

Was für ein Glück, die Straßen sind weniger verstopft als sonst und wir waren ruckzuck durch die Stadt und auf einem Hügel, auf dem die Benediktinerinnen und Benediktiner vor über 125 Jahren mit ihrer Arbeit hier in Tansania begonnen haben. Dort wurde heute die Missionierung durch die Benediktiner gefeiert. Zum Feiern wird immer ein Anlass gefunden 😉

Und doch ist es eine interessante Geschichte und eine spannende Zeit. In Scharen brachen damals junge Menschen aus Deutschland auf. Manche der Motivationen sind aus heutiger Sicht zu hinterfragen – es muss sie wohl eine große Begeisterung und Faszination bewegt haben, dass sie trotz schlechter Nachrichten abgereist sind. Die Ersten starben schon nach wenigen Wochen an Unterernährung, Malaria und Typhus. Doch anstatt das Projekt als gescheitert zu erklären, meldeten sich immer mehr. Neben der sozial-caritativen Arbeit, der Bildung und der Verkündigung des christlichen Glaubens gehörte auch der Freikauf der in der Sklaverei geborenen Kinder zur Aufgabe der Missionare.

Kariakoo

Kariakoo heißt der Teil der Innenstadt, in dem “das Leben tansanisch pulsiert”. Irgendwie scheint es in den Straßen eine Logik zu geben. Die Straßen, in denen die Kleidergeschäfte sind, in der Querstraße kommen die Toilettenschüsseln und um die nächste Ecke Saatgut und Unkrautvernichter – Produkte, die in Deutschland schon längst vom Markt sind.

Und endlich fanden wir auch Nähmaschinen. Leider nicht zu vergleichen mit denen, die wir immer wieder im Container schicken konnten. Und auf der Straße muss man zwischen Gemüseauslagen und Pfützen balancieren. Die unterschiedlichsten Düfte steigen einem in die Nase, Gewürze aus Sansibar, Fisch, Fleisch und Menschen… Sicher auch der Teil der Stadt, in dem die arabische Prägung am deutlichsten wird… Bis zur Kolonialisierung durch die Deutschen wurde der Küstenstreifen vom Sultan von Oman beherrscht…

Wieder ein neuer Aspekt des faszinierenden Landes…

Wieder einmal Dar

Wieder einmal bin ich ins heiße Dar Es Salaam aufgebrochen, dieses Mal um Alex abzuholen. Sie wird für die Inbetriebnahme des Gästehauses in Ruhuwiko Verantwortung übernehmen.

Damit wagen wir dann unser erstes Inklusionsprojekt in Tansania. Zehn Absolventen der Schule für Kinder mit Hörschädigungen werden dort Arbeit finden. Doch zuerst muss die Baustelle mal fertig werden. Aber auch da bin ich jetzt zuversichtlich. Das Dach kam vor Beginn der Regenzeit drauf.

Ende Januar wird eine kleine Gruppe aus der Gemeinde der Hörgeschädigten aus Deutschland kommen und beim Innenausbau Hand anlegen. Soweit unsere Pläne, doch eine der wichtigsten Lektionen in Tansania ist “tutaona” – “schau mer mal”… Denn es kommt ja doch immer anders als geplant…

Alltag

Schnell ist hier nach den Feiertagen wieder der Alltag eingekehrt – viel zu schnell. Aber die Geschäftigkeit in der Regenzeit scheint von allen Besitz zu ergreifen. Jetzt regnet es immer wieder für Stunden richtig heftig und kühlt dann auch merklich ab. Wenn der Regen so kommt, wie heute, bedeutet das für viele Menschen eine große Freude. Unter anderem hatten die Mädchen in der Haushaltungsschule heute einen Ausschlaftag. Eigentlich sollten sie schon morgens um halb sieben Uhr aufs Feld, doch dann schüttete es ab 3 Uhr in der Nacht aus Kübeln und sie konnten sich im Bett noch einmal umdrehen.

Spätestens zwei Stunden nach dem Regen ist wieder herrlicher Sonnenschein und es ist so heiß, dass man kann sich gar nicht mehr darin erinnern kann, dass es schon mal kühl war.

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Für mich brachten die letzten Tage Arbeit am Schreibtisch: die vielen gesammelten Informationen müssen ausgewertet und sortiert werden. Immer wieder schlage ich mich mit Zahlen und Gesetzen rum, quäle mich mit dem Sprachengewirr und versuche die nächsten Schritte zu planen… Da sind Besuche eine willkommene Unterbrechung oder ein kurzer Besuch in St. Katharina bei den Waisenkindern… Dort ist gestern nun Mama Lazaro gestorben, schon vor zwei Jahren hatte sie eigentlich beschlossen zu sterben, nun hatte sie vor einigen Tagen die Nahrungsaufnahme eingestellt – ohne Magensonde, Patientenverfügung oder Vollmacht durfte sie nun gestern Nacht heim gehen. Bibi Bibiana, ihre Altersgenossin in St. Katharina ist traurig, erklärt mir aber auch, dass so das Leben eben ist. Und ich staune wieder einmal über die Selbstverständlichkeiten des Lebens hier in Tansania.

Sternsinger in Mbinga

Auch in Mbinga sind sie losgezogen um die Botschaft, die uns zum Segen werden soll, in die Häuser zu bringen. Wochenlang haben die Kinder vor meinem Fenster die Lieder geübt. Am Sonntag war dann schon ab dem Vormittag zu spüren, dass etwas Besonders auf dem Programm steht. Der Dreikönigstag ist kein Feiertag.

Voller Nervosität trafen sie nach und nach auf der Wiese vor dem Regionalhaus ein. Sr. Danielas Nerven waren schon bald bis zum Zerreißen gespannt, irgendwie ging das Verkleiden nicht ganz so reibungslos. Außerdem stand sie zwischendrin immer wieder vor dem Kopierer und der wollte die Liedblätter nicht in dem Format drucken, das Sr. Daniela vorgesehen hatte – und gleichzeitig hatten irgendwelche Kinder Stress mit ihren Kronen, wieder andere kamen zu spät, zwei Sternträger versuchten sich im Schwertkampf mit ihren Sternen und die Hauptsängerin übte ständig lautstark vor sich hin – also schlichtweg der ganz normale Wahnsinn. So oder so ähnlich wird die Vorbereitung in diesen Tagen wahrscheinlich in vielen Sternsingergruppen in Deutschland abgehen.

Doch irgendwie sind sie dann doch vergnügt, aber ohne Mittagessen, denn schließlich gab es erst um 11 Uhr Tee, abgezogen.

Anders als in Deutschland gehen die Sternsinger jedoch nicht in die Häuser und Hütten, sondern zu den kleinen Gebetsgruppen in den Pfarrgemeinden. Die kleinen christlichen Gemeinschaften, die sich wöchentlich zum Gebet und Bibel teilen treffen, sind hier in Tansania der eigentliche Kern der Gemeinde. Um in diese Gemeinschaften den Segen Gottes zu bringen, nehmen die Kinder weite Wege auf. Ob sie dort wohl Süßigkeiten erhalten, wie es in Deutschland oft der Fall ist, wage ich zu bezweifeln, auch sammeln sie kein Geld, wissen aber, dass viele unserer Projekte genau durch diese Aktionen in Deutschland finanziell stark unterstützt werden.

Abschied nach über 50 Jahren

1964 kam Alt-Abt Lambert nach Tansania. 1976 wurde er Abt der Benediktinerabtei Peramiho. 2006 gab er dieses Amt ab und nun wird er nach über 50 Jahren nach Deutschland zurückkehren. In dieser Zeit wurde aus Tanganijka und Sansibar die Vereinigte Republik Tansania, aus der Diözese Peramiho entstanden zuerst die Diözesen Songea und Njombe, dann Mbinga; wurden von Peramiho aus Klöster in Kenia gegründet und 1980 afrikanische Brüder aufgenommen.

Die ganze Zeit aber herrschte eine enge Verbindung zwischen unserer Gemeinschaft und den benediktinischen Brüdern und Schwestern in Peramiho. Auf die Einladung des Vorgängers von Abt Lambert, Abt Eberhard Spieß kamen schließlich unsere Schwestern erst nach Tansania. Vor allem in den ersten Jahrzehnten halfen die Benediktiner bei vielen Projekten mit ihrem Knowhow und ihrer langjährigen Erfahrung im Land. Heute ist Peramiho vor allem als Ausbildungsstätte für viele Schwestern ein wichtiger Ort für die Gemeinschaft. Aber auch heute noch erhalten wir jeder Zeit Unterstützung und Gastfreundschaft in Peramiho.

Deshalb war es selbstverständlich, dass auch wir die Gelegenheit nutzen wollten um uns zu verabschieden, Abt Lambert zu danken und ihm für den nächsten Lebensabschnitt Gottes Segen zu wünschen. Natürlich wurde auf tansanische Weise gefeiert. „Leider“ regnete es das erste Mal richtig heftig und langanhaltend. In einem heftigen Gewitter sind wir fast die ganze Strecke nach Peramiho geschwommen. Doch dank der Teerstraße ist das ja inzwischen kein Problem mehr und war auch für meine dritte Linksverkehr-Safari als Driver zu bewältigen. Doch bei solch einem Regen gehen die Tansanier nicht unbedingt zu einem Fest. Denn während es regnet, wird man während der ersten Minuten klatschnass und wenn er nachlässt, muss man eigentlich sofort aufs Feld um zu hacken. So wurde vermutlich ein Rind umsonst geschlachtet und einige Eimer zu viel Reis gekocht. Aber das wird spätestens heute verteilt. Allzu viele Reste wird es heute Abend nicht mehr geben.

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Abt Lambert scheint mit Dankbarkeit aber auch mit Fragen, einem wachen Verstand und einem weisen und weiten Herzen nach Deutschland zurück zu kehren. Er lässt viel zurück. Was uns Vinzentinerinnen bleibt, ist sicher Dankbarkeit für diese Jahre, die Kraft und die Liebe, die er in das Land und die Menschen investiert hat.

Batman in Afrika

Flughunde gehören zu den Fledertieren, ihre größten Vertreter...

Flughunde gehören zu den Fledertieren, ihre größten Vertreter…

leben in Südostasien und haben ein Spannweite von 1,70 m.

leben in Südostasien und haben ein Spannweite von 1,70 m.

Im Eukalyptuswald hinter dem Friedhof hängen die Flughunde wie Trauben in den Bäumen. Wenn ich gegen Abend daran vorbeilaufe ist ein Geschrei oder besser gesagt Gezwitscher zu hören und es sind hunderte von dunklen schwarzen Trauben an den hohen Bäumen zu erkennen. So ab fünf Uhr am Nachmittag scheinen sie aufzuwachen, die Frühaufsteher unter ihnen machen dann schon erste kleine Ausflüge. Aber erst wenn die kurze Dämmerung anbricht, schwirren sie aus und dann ziehen sie in großen Scharen ihre Bahnen über das Regionalhaus.

Sie erinnern dann schon ein wenig an Batman – majestätisch in ihrem Flug und auch ein wenig unheimlich…

Regenbogen

Mit einem Regenbogen über der Abtei Peramiho und einem Erdbeben der Stärke 5,1 hat sich am Silvesterabend das vergangene Jahr von uns verabschiedet.

Für das neue Jahr wünsche ich allen Leserinnen und Lesern, allen Unterstützerinnen und Unterstützern Gottes Geleit und seinen Schutz und Segen.

Container

Gute Nachrichten… heute wollte der Agent die Bezahlung für die Inspektion des Zolls. Das bedeutet, dass der Container demnächst frei gegeben wird. Vielleicht haben wir Glück und der Container geht nächste Woche schon auf die Straße…

Anfang Oktober wurde in Untermarchtal der Container auf die Reise geschickt. Badezimmerfließen, Rollstühle, eine komplette Solaranlage, Nähmaschinen und vieles mehr ging auf die Fahrt nach Norden, wurde in Bremerhaven aufs Schiff geladen und kam Ende November in Dar es Salaam an. Nachdem wir im Jahr 2012/13 viel Pech mit dem Container hatten und es Monate dauerte, bis der Zoll in Dar es Salaam den Inhalt freigegeben hat, haben wir 2013 den Agenten gewechselt und waren richtig zufrieden, wie schnell und billig (10.000 Euro) es im Vergleich zum vorherigen Container funktionierte. Das gab uns den Mut, es noch einmal zu versuchen. Denn eigentlich sagen wir jedes Mal, dass das nun der letzte Container ist, zu viel Aufwand, zu viel Geld, zu viel Ärger… Und die bürokratischen Hürden werden immer höher. Die Regierung Tansanias will eigentlich keine Gebrauchtwaren mehr einführen lassen, vor allem bei Kleidern reagieren sie rigoros und lassen die Container nicht ins Land. (Seltsam warum dann trotzdem auf jedem Markt im hintersten Dorf säckeweise Altkleidersäcke zum Verkauf angeboten werden.)

Doch nun ist unser Agent krank und wir hatten tagelang Sorge, ob die Vertretung uns weiter helfen kann. Heute nun ging es einen Schritt weiter und ich kann nur hoffen, dass das ein gutes Zeichen ist und ich schon nächste Woche nach Songea fahren kann und den Inhalt in Empfang nehmen kann. Davor muss der Container aber noch die 1200 km auf der Straße gut hinter sich bringen. Nur wer schon gesehen hat, wie viele Container im Straßengraben landen, weiß welch Wunder es ist, dass unsere Container nicht immer vollständig, aber zumindest heil in Songea angekommen sind.

Weihnachtliche Stimmung in Mbinga

Irgendwie vermisse ich die Tage „zwischen den Jahren“, die Zeit zwischen Weihnachten und Sylvester, manchmal sogar die Zeit zwischen Weihnachten und Dreikönig, in der in Deutschland alles einen Takt langsamer läuft, in der irgendwie ein Schalter umgedreht wird und wir uns in Deutschland versuchen, Zeit für ganz besondere Dinge zu nehmen, zum Beispiel für Familie oder im Mutterhaus zum Spielen oder Puzzeln.

Jetzt erfreuen uns die Nahestehenden aus Deutschland noch mit wunderschönen Schneefotos und scheinbar macht der Schnee das Leben nochmal eine Spur langsamer…

Hier macht mich persönlich die Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit langsamer, ansonsten ist nichts von der Ruhe „zwischen den Jahren“ zu spüren.

In der Stadt ging es am heutigen Sonntag zu wie an normalen Werktagen, die Geschäfte sind offen, Lastwagen werden entladen, die Pikipikifahrer werben uns als Kundschaft an und beim Friseur werden kunstvolle Flechtfrisuren ausprobiert… und sogar die wenigen Weihnachtsbäume, die zu sehen sind, blinken ganz nervös und bunt.

Scheinbar versuchen nur wir uns mit Mamas Weihnachtsgebäck noch ein wenig in Stimmung zu bringen und Weihnachtslieder bis zur dritter Strophe zu singen, für alle anderen scheint schon lange wieder Alltag eingekehrt zu sein und zwar Alltag in der wichtigsten Zeit des Jahres, weil nun die ganze Konzentration darauf verwandt wird, den richtigen Zeitpunkt für die Saat zu erwischen und um den guten Regen zu bitten.