Und danach… nach den Meetings

Im Oktober beten die Schwestern abends immer an ihrer “Grotte” den Rosenkranz, eine halbe Stunde mit einem ganz besonderen Zauber. Um diese Zeit wird es immer dunkel. Auf eine wunderbare rotbraune Abendstimmung mit einem intensiven Licht, das die Hügel um Mbinga herum in allen möglichen Rottönen einfärbt, folgt eine kurze Dämmerung. Meist ist es noch angenehm warm und die Moskitos sind noch nicht wirklich aktiv. Eine wunderbare Gelegenheit, die Ereignisse des Tages noch einmal vorbei ziehen zu lassen, die Sorgen ins Gebet zu nehmen und für die vielen Begegnungen des Tages zu danken. Und das gemeinsam… eine wirklich geschenkte Zeit!img_0055

Zwischen den Meetings

Vier große Schwesternmeetings, ein Treffen mit dem Regionalrat, ein Treffen mit dem Noviziat usw. stehen auf dem Programm für Sr. Elisabeth und mich. Doch es gibt ja auch noch ein Dazwischen.

Zwischen den Meetings muss wenigstens Zeit für einen Stadtbummel sein, wenigstens kurz die neusten Stoffe anschauen, über den Markt schlendern und ein wenig tansanische Sonne und Lebensfreude tanken. Allerdings erwischt uns immer wieder eine rote Staubwolke. Zur Zeit ist es nicht nur warm und staubtrocken, sondern immer mal wieder auch richtig windig. Der rote Staub sitzt in jeder Ritze. Wasser ist ein Segen.

Unser erstes von vier Schwesternmeetings

Unser erstes von vier Schwesternmeetings haben wir hinter uns und können zufrieden auf den vergangenen Tag zurück blicken. Die spirituelle gemeinsame Grundlage, die wir durch die Bibelarbeit und eine Zeit der Anbetung am Vormittag gelegt haben, half uns durch die komplizierten Strukturen und Abläufe, durch die ganzen Regularien und Konstitutionen am Nachmittag zu finden. Zwischendrin sind wir immer wieder an sprachliche und kulturelle Hürden gekommen und die Köpfe rauchten. Jetzt hoffen wir halt, dass dieser erste Tag eine gute Basis für das kommende Jahr wird.

Im nächsten Jahr werden die tansanischen Schwestern das erste Mal ein sogenanntes Regionalkapitel wählen. 30 gewählte Schwestern aus der Region werden mit zehn “Amtsträgerinnen” die wichtigen Zukunftsthemen für die nächsten sechs Jahre bearbeiten. Anschließend werden dann die Regionaloberin und die vier Regionalrätinnen gewählt. Eine aufregende Zeit steht also bevor. Deshalb sind wir auch echt dankbar über den guten Start.

Überlebt!!!

Der Verstand sagt, dass Reisen mit Bus in Tansania einfach gefährlich ist. Mein Bauch ist ganz anderer Meinung… aber wir haben es auch dieses Mal überlebt. Und scheinbar finden manche Menschen sogar Gefallen am Fliegen und können sogar fröhlich winken, wenn sie aus der Maschine aussteigen und von einem ganzen Trupp Schwestern und Freiwillige am Flughafen Songea erwartet werden.

Auf alle Fälle sind wir inzwischen nach anderthalb Stunden Fahrt in Mbinga angekommen, kriechen unter unser Moskitonetz und sind gespannt auf das erste Schwesternmeeting, das morgen früh schon beginnt. Wir hoffen einfach das Beste, Gottes Segen wird uns bestimmt begleiten.

Von Dubais Glitzerwelt auf den Dar es Salaamer Chaosflughafen

…dabei kann ich gar nicht sagen, dass mir die Dubaier Glitzerwelt sympathischer ist als das tansanische Chaos… naja, wenn ich nach 90 Minuten in der Schlange vor dem Visaschalter stehen, gefragt worden wäre, hätte ich es vermutlich nicht so sympathisch gefunden, was die Tansanier da so mit ihren Gästen machen… Klar ist, dass der Flughafen in Dar es Salaam einfach aus allen Nähten platzt, die Klimaanlage nicht für die vielen Menschen und die offenen Türen ausgelegt ist und dass die Vorschriften seit der Wahl von Magufuli strenger wurden oder jetzt kontrolliert werden. Vor allem der Missbrauch der Besuchervisa wird überall befürchtet und kontrolliert.

Doch dann sind wir – während des Wartens – langsam angekommen in Tansania. Einer der Zollbeamten kam aus Maguu und kannte noch die Namen der Missionarinnen dort. Er hat sich nur nicht so richtig getraut, seine Freude über die Begegnung zu zeigen, schließlich sind Zollbeamte Respektspersonen!

Und dann erzählte uns eine junge Frau von ihrem Energieversorgungsprojekt. Sehr spannend für unsere Ohren. Sie berichtet, dass sie Menschen schulen wird, eine Umweltstudie nach internationalem Standard zu machen. Im Projekt geht es um Hochspannungsstromleitungen, die durch deutsche kfw-Mittel (Kreditanstalt für Wiederaufbau) und verschiedene Banken finanziert werden. Für die Bevölkerung und die Mitarbeiter vor Ort nicht einfach zu verstehen, warum sie sich an deutsche, bzw. internationale Umweltstandards halten sollen, wenn sie doch einfach nur Strom – und damit Entwicklung und Fortschritt haben wollen. Sicher eine besondere Herausforderung für die junge Frau. Warum das für uns spannend war, erzähl ich ein anderes Mal…

Auf alle Fälle – tumshukuru Mungu (Gott sei Dank) – wir sind gut und gesund in Kurasini gelandet und ruhen uns aus für den morgigen Tag.

Flucht vor dem Donaunebel?

Nein, nicht wirklich! Nicht der Donaunebel treibt uns nach Tansania. Es gibt triftigere Gründe… Im nächsten Jahr werden die Schwestern eine neue Regionaloberin und einen neuen Regionalrat und sie werden das erste Mal ein Regionalkapitel wählen. Alles ziemlich aufregende Geschehnisse in einer Ordensgemeinschaft, die es gut vorzubereiten gilt, inhaltlich, formal und vor allem spirituell. Deshalb brechen Sr. Elisabeth und ich schon wieder auf. Herr Hecke reist mit auf den ersten Blick weniger spannenden Themen im Gepäck mit. Er wird seinen Schwerpunkt in der Vorbereitung der Haushaltsplanung und der Projektplanung legen. Doch auch das hat es manchmal in sich!

So sind wir doch dankbar, wenn wir unterwegs wieder von vielen Menschen begleitet werden… und sagen mit einem lachenden und einem weinenden Auge “Auf Wiedersehen Untermarchtal!”

Im Gepäck

Zurück nach Deutschland reise ich mit großer Dankbarkeit. Es war gut, diese Zeit gemeinsam zu erleben, durchzutragen und die Erfahrungen zu teilen. Ich fühle mich reich beschenkt und ermutigt. Der Mut der Menschen in Äthiopien, die schwierigen Herausforderungen des Lebens klaglos zu meistern, beeindruckt mich sehr.

Aber ich reise auch mit Fragen und Aufgaben zurück, die nun Schritt für Schritt in Angriff zu nehmen sind. Und ich habe ganz viel Zuversicht im Gepäck, dass diese jungen Frauen ihren Weg gehen werden – mit unserer Hilfe und für die vielen Menschen in Äthiopien, die auf Unterstützung warten.

In Tansania ist vieles an Unterstützung, die wir aus Deutschland geben können, schon so konkret. Direkt und aktuell werden Kinder unterstützt, erhalten Jugendliche eine Ausbildung, werden Kranke versorgt und vieles mehr. In Äthiopien investieren wir im Moment in die Zukunft. Es wird dauern, bis die Schwestern, den Dienst leisten können, den die tansanischen Schwestern leisten, aber ich bin zuversichtlich, es wird ihnen gelingen, wahrscheinlich schneller, als wir das im Moment für möglich halten.

Ein wichtiger Schritt

Inzwischen wieder zurück in Addis fühle ich mich sehr beschenkt durch die Erfahrungen der letzten Tage. Nach der Beerdigung mussten wir uns schon bald auf den Rückweg nach Nekemte machen und kamen dort am Abend wohlbehalten an und konnten am Montag morgen unser Meeting abhalten und eine neue Oberin für die Gemeinschaft wählen. Schweren Herzens nahm Sr. Sara diese Aufgabe an. Sr. Sara kam erst im Februar dieses Jahres von einer zweijährigen Ausbildung als Noviziatsleiterin aus Tansania zurück.

Der Schritt zur Übernahme der Verantwortung durch eine äthiopische Schwester war nun notwendig. Alle Beteiligten wissen um die Herausforderung. Nun gilt es, sie gemeinsam und mit Gottes Hilfe zu meistern.

Trost

650 km ist die Strecke von Addis nach Dembidollo. Nach dem Abschied von Sr. Lamberta machten wir uns sofort auf den Weg. Schafe, Rinder, Esel, Militärkontrollen‎ und die Regenzeit machten unsere Reise zu einer Herausforderung für Obsa, unseren Fahrer. Irgendwann kurz vor Mitternacht fanden wir bei Vinzentinerinnen ein Bett.

Doch was waren 650 km auf einer asphaltierten Straße gegen die letzten 7 km Matsch zum Heimatort von F. Raquel. Die letzten 2 km gingen wir zu Fuß, teilweise knöcheltiefer Matsch, das ist die Regenzeit in Äthiopien.

Gott sei Dank kam das Auto mit dem Sarg schon am Vorabend. Doch wahrscheinlich hätten die Leute auch den Sarg ganz selbstverständlich durch den Matsch getragen. Die ganze Nacht hindurch hat es geregnet, am Morgen wurde es endlich trocken. Sodass das Beerdigungsritual möglich wurde.

Den nach außen getragenen Schmerz der vielen Menschen zu beschreiben, fällt mir schwer. Es wirkt fremd, aber auch reinigend. Beeindruckend der Bischof:”Ich komme als einer, der Euch trösten soll, doch auch ich brauche Trost, möge der barmherzige und allmächtige Gott uns Trost schenken”.

Abschied

In all der Trauer um Father Raquel vermischt sich der Abschiedsschmerz. Sr. Lamberta kehrt nach zwei Jahren nach Tansania zurück. Zwei Jahre war sie hier in Äthiopien, um die junge Gemeinschaft als Oberin zu unterstützen. Nun freut sie sich, trotz Abschiedsschmerz, auf Tansania. Mit großem Mut hat sie sich der Herausforderung eines Lebens in einer anderen Kultur gestellt. Vor allem gesundheitlich wurde es für sie sehr herausfordernd. Nun ist es Zeit nach Hause zu gehen.

Gemeinsam sind wir sicher, dass sie in einer schweren Zeit einen wichtigen Beitrag zum Aufbau der Gemeinschaft beigetragen hat. Nun wird es ohne sie weiter gehen. Und auch da bin ich hoffnungsvoll!

Schwester Veronika hat versprochen, noch ein Jahr bei den Schwestern zu bleiben. Unglaublich mutig und bewundernswert, gerade in dieser Situation…