About Sr. Anna-Luisa

Sonntag – Ruhetag

Heute stand mal keine lange Reise im Jeep über irgendwelche Sandpisten aus dem Programm. Dafür haben wir einen ausgiebigen Gemeindegottesdienst genossen. Begeistert waren wir alle von der Freude an der Musik, am Singen und Tanzen – aber auch von der Geduld der Menschen und der kleinen Kinder. Unsere Geduld wurde dann aber nach zwei Stunden Gottesdienst doch ein wenig auf die Probe gestellt, besonders als der Rechenschaftsbericht der Pfarrei auch noch verlesen wurde. Jetzt wissen wir auch, wieviel Geld die Pfarrei für die Strafzettel des Pfarreiautos ausgeben musste.

Heute Abend hatten wir dann noch unseren Abschlussabend mit dem Konvent hier. Morgen früh brechen wir hier unsere Zelte ab und fahren weiter nach Mbinga. Nach einem sehr guten Gespräch über die Zukunft der Gemeinschaft und unser gemeinsames Unterwegssein wurden wir noch mit Geschenken und guten Wünschen überhäuft. Glücklich und zufrieden gingen wir auseinander – und freuen uns schon aufs Wiedersehen.

Mkenda

Mkenda, an der Grenze zu Mosambik stand heute auf unserem Besuchsprogramm. Wieder ging es unter anderem um die Lebensentwürfe der Mädchen in dieser Region.

Spätestens mit neuen Jahren werden sie in  Initiationsriten auf die Ehe vorbereitet, oft sind sie zu dem Zeitpunkt schon verheiratet oder wenigstens einem Mann versprochen. Sehr frühe Schwangerschaften sind daher häufig, dementsprechend hoch ist die Mütter- und Kindersterblichkeit. Das nächste Krankenhaus drei Stunden entfernt, wenn es gut läuft!

Der Bau der kleinen Dispensary und Entbindungsstation hat sich nun aus bürokratischen Gründen so lange verzögert. Außerdem muss als erstes das Wasserproblem gelöst werden. Viele Aufgaben liegen vor den Schwestern.

Ligera – Ligunga

Die Safari nach Ligera und Ligunga hat immer wieder einen besonderen Reiz. Über Sandpisten geht es weit hinein in den Busch Richtung Selous-Nationalpark. Beides sind Orte, in denen Katholiken in der Minderheit sind, gekennzeichnet durch eine große Armut und Perspektivlosigkeit. Mädchen werden sehr früh, oft schon mit zwölf Jahren verheiratet. Deshalb steht vor allem in Ligunga die Mädchen- und Frauenarbeit der Schwestern im Fokus. In einer Haushaltungsschule können Mädchen eine Schneiderinnenausbildung machen. Ein Internat für über 50 Mädchen ermöglicht den Mädchen eine unbehelligte (Grund-)Schulausbildung mit ausreichend Nahrung und Schutz.

In Ligera hat nun endlich die Dispensary ihre Arbeit aufgenommen. So lange mussten die Schwestern auf die Registrierung durch den Staat warten. Nun fehlt noch eine Unterschrift, dann kann es richtig losgehen. Doch auch jetzt schon liegen die Patienten in den Betten.

Matimira – Namabengo

Ein straffes Programm haben wir bei dieser Reise. Heute war der Besuch auf den beiden Schwesternstationen Matimira und Namabengo angesagt. Beide sind ganz gut von Songea aus zu erreichen, so dass wir den Tag mit einem Besuch der Benediktinerabtei Peramiho abschließen konnten.

An beiden Orten beeindrucken uns die Schwestern mit ihrem Einsatz für die Menschen und mit ihren Fähigkeiten, schwierige Herausforderungen zu meistern. In Namabengo erschrecken – nein, eigentlich erschüttern uns die Zustände der öffentlichen Schule (siehe Bild), mehr noch im Hospital. Mit dem Regionalrat und dem Bischof müssen wir nach einem Lösungsweg für das Hospital suchen, ansonsten ist der Einsatz der Schwester dort nicht mehr tragbar. Und die Menschen in Namabengo warten sehnsüchtig auf eine Veränderung!

Neuer Aufbruch: St. Anthony, ein Waisenheim in Songea

Während Sr. Elisabeth und Sr. Ruth mit der Schulleitung Sr. Ernesta die Schule für gehörlose Kinder in Ruhuwiko angeschaut haben, saß ich heute wieder einmal in einem Krankenhaus und habe mich über die Logik der hiesigen Ablaufplanung gewundert. Wieder sind wir von einem Schalter zum anderen gewandert… um irgendwann völlig genervt die Behandlung abzubrechen…

Am Nachmittag haben wir das erste Mal Sr. Hildegard im Kinderheim St. Anthony in Songea besucht. Das Kinderheim ist ein neuer Einsatzort der Schwestern. 37 Waisenkinder finden dort ein neues Zuhause. Sr. Hildegard arbeitet nun im angeschlossenen englischsprachige Kindergarten. Sr. M. Mpendevu übernimmt die Buchhaltung und Verwaltung, allerdings ist sie im Moment im Urlaub. Im April haben beide Schwester in einer Einrichtung, die von einer kroatischen Organisation gegründet und unterstützt wird, begonnen zu arbeiten. Im Moment läuft alles noch etwas zögerlich an und beide Schwestern brauchen viel Geduld.

Unser Besuch war trotz der Herausforderungen sehr fröhlich und wir haben Sr. Hildegard als mutige, junge Schwester kennen gelernt, die sich in der neuen Situation durchboxen wird.

Abgerundet wurde unser Tag mit einer Shoppingtour in Songea.

Ankommen

In Ruhuwiko sein ist ein wenig wie Ankommen. Zumindest werden wir ein paar Nächte am gleichen Ort schlafen und mit den Schwestern essen und beten. Das ist wirklich ein Ankommen.

Unsere Fahrt war gut, Venant ist ein wirklich guter Fahrer. Unterwegs hatten wir ein wirklich gutes Gespräch mit dem Bischof von Njombe über die Zukunft des Kinderdorfes in Ilunda. Beruhigt konnten wir weiter fahren.

Hier in Ruhuwiko wurden wir herzlich willkommen geheißen und schlafen im neuen Gästehaus. Während wir den Abend ausklingen lassen, wird auf der Baustelle des Wasserturms nebenan noch gearbeitet. Heute ist nämlich ein Betonmischer verfügbar, er kam irgendwann gegen 17 Uhr erst auf die Baustelle. Mindestens zwanzig Frauen laufen mit Eimer voll flüssigem Beton auf dem Kopf eine selbstgebaute Leiter hinauf, die eher an eine Hühnerleiter erinnert.  Da es schon lange stockdunkel ist, stehen zwei Autos mit laufendem Motor daneben und leuchten die Baustelle aus. Der Arbeitsschutz und die BG-Unfallversicherung würde die Hände über dem Kopf zusammen schlagen.

Für die Schule und das Gästehaus ist es wichtig, dass das Wasserproblem bald gelöst wird. Inzwischen ist es 22:30 und die Leute arbeiten immer noch fröhlich und lautstark weiter. Wir dagegen sind inzwischen todmüde.

Unterwegs

Nachdem wir gestern die 800 km von Dar es Salaam bis Ilunda in 15 Stunden hinter uns gebracht haben und heil und sicher durch Verkehrschaos, an Unfällen vorbei und um heiße Überholmanöver herum in Ilunda angekommen sind, ging es heute morgen schon wieder weiter. Den kürzeren aber weitaus gefährlicheren Weg nach Matamba hat die letzte Regenzeit weggeschwemmt. So saßen wir auch heute wieder über acht Stunden ein wenig zusammengefaltet im Auto, um die Schwestern in Matamba zu besuchen. Der längere Weg fordert immer noch ausreichend Abenteuerlust und Nerven, vor allem aber schenkte er uns herrliche Ausblicke.

Auf der Fahrt gestern hatte sich die Landschaft schon unzählige Male verändert. Auch heute war das so… weggefahren sind wir in der vom Wind zerzausten Hochebene von Ilunda. Hier im Kinderdorf packen sich die Schwestern schon immer in zwei bis drei Strickjacken ein. Schließlich liegt Ilunda bei fast 2000 Höhenmeter. Doch dann geht es weiter über die Makambako Richtung Mbeya, dort wird die Landschaft immer dorniger, trockener und struppiger. Und plötzlich erlebt man die Weite afrikanischer Savannenlandschaft bis es dann noch einmal fast siebenhundert Höhenmeter nach oben geht – über eine Sandpiste mit einer Steigung, die in Europa unmöglich wäre – und plötzlich steht man auf der nächsten, sehr fruchtbaren und dicht besiedelten Hochebene von Makambako. Hier leben vier Schwestern in einer Diasporasituation. Nur ca. 1 Prozent der Bevölkerung sind Christen. Sie betreuen dort ein Hospital und beginnen gerade mit der Ausbildung von jungen Frauen als Schneiderinnen. Besuch erhalten die Schwestern eher selten. Der Weg ist einfach sehr beschwerlich und in der Regenzeit auch richtig gefährlich. Deshalb haben sie sich umso mehr über unseren Besuch gefreut.

Bilder

“So viele Bilder schwirren in meinem Kopf hin und her”, meinte Sr. Ruth beim Gute-Nacht-Sagen. Bilder, Eindrücke, Begegnungen des heutigen Tages. Wir drei “Landeier” aus Untermarchtal waren gleich heute Morgen in der Stadt zum Geldwechseln. Allein die Suche nach der günstigsten Wechselstube ist immer ein besonderes Erlebnis. Zuvor standen wir schon das erste Mal heute im Stau, da der Präsident scheinbar zur gleichen Zeit in sein Büro fahren wollte. Dazu wird hier kurzerhand einfach die Straße gesperrt, der Rest, der große Rest kann warten.

Anschließend fuhren wir nach Luhanga zu unseren Schwestern. Schon die Fahrt dorthin ist voller Kontraste… heraus aus der City werden die Wellblechhütten immer häufiger und die Kochstellen auf drei Steinen zwischen Pfützen und Müllbergen häufiger. In Luhanga trafen wir vier fröhliche Schwestern, die uns begeistert von ihrem Leben in diesem Viertel inmitten der armen Leute erzählten.

Und dann standen wir wieder im Stau. Dieses Mal auf dem Weg ins Universitätskrankenhaus um eine Schwester zu besuchen. Schwester Deogratia hat wohl einen Bandscheibenvorfall und konnte in Mbinga nicht behandelt werden. Wir finden sie in einem ganz modernen Krankenhausgebäude, zumindest auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick wundert man sich dann über die Dinge, die noch gar nicht fertig sind und die Dinge, die schon wieder kaputt sind… Sr. Deogratia liegt im Bett Nr. 18… völlig überrascht waren wir, als wir verstanden, dass das Bett Nr. 18, das Bett Nr. 18 und nicht das Zimmer Nr. 18 ist und das Bett Nr. 18 noch lange nicht das letzte Bett in einem großen Saal ist. Wir kamen zur offiziellen Besuchszeit an und da jede der Patientinnen zwischen fünf und acht, manchmal sogar zehn Besucher empfing, ging es entsprechend in diesem Saal zu. Mindestens dreimal am Tag fahren die Schwestern von Luhanga ins Krankenhaus, um Sr. Deogratia das Essen zu bringen und sie zu waschen, zur Toilette zu begleiten, etc. Wir haben heute für die Strecke länger als 30 Minuten gebraucht. Und wir sind mit dem Auto gefahren, eine Fahrt mit dem Daladala, wie es die Schwestern tun, dauert sicher länger und ist bedeutend ungemütlicher.

Die Selbstverständlichkeit mit der Schwester Deogratia versorgt wird und die Geduld, mit der sie die Situation erträgt, schwirren nicht nur im Kopf, sondern auch im Herzen…

Geduld

Unser erster Tag wurde nun doch für alle zu einer ersten Geduldsprobe… Für Sr. Elisabeth und Sr. Ruth war es der erste direkte Kontakt mit einem tansanischen Krankenhaus und der Ausdauer, mit der Tansanier warten können und müssen. Sr. Bahati, Julia und ich sind mal wieder an den bürokratischen Hürden fast verzweifelt. Und Fredi ist von einem Schock in den anderen gefallen. Zuerst wurde ihm gesagt, dass es besser wäre, sein Bein noch ein wenig zu amputieren, da dann die Prothese einfacher anzupassen wäre. Doch als er gerade begann, um sein Bein zu trauern, wurde ihm gesagt, dass das jetzt sowieso keinen Sinn macht, er prima auf seinen Stümpfen laufen und sogar Fussballspielen kann und eine weitere Operation erst, wenn er Jugendlicher ist, Sinn macht. Er war heute wohl der Glücklichste in unserer Runde – und Ansgari. Auch bei ihm wird die Operation noch mal um zwei Jahre verschoben. Beide Jungs kommen mit ihrem Handicap gerade gut klar, eine Operation würde ihre Situation, laut Arzt, nicht verbessern. Das schätze ich an dieser Behandlung so sehr. Es sind so realistische Ratschläge, gr0ßen Dank an das Christoffel-Blindenmissionswerk, die uns das ermöglichen!

Pauline und Kandidus werden nächste Woche operiert, Bernard bekommt eine zweite Prothese. Sie werden also noch länger in Dar bleiben. Aber für sie scheint alles richtig spannend zu sein – vor allem das Meer und die Schiffe! Aber auch der ewige Feierabendstau und das Verkehrschaos scheint für die Loreto-Kinder noch ein Abenteuer zu sein.

Müde aber glücklich

Müde aber glücklich und sehr, sehr dankbar sind wir in Dar-es-Salaam angekommen. Leider hatten wir Verspätung, so dass wir die vier äthiopischen Novizinnen nicht mehr am Flughafen gesehen hatten. Sie flogen mit der Maschine, mit der wir aus Äthiopien kamen, zurück nach Addis Abeba. Nun beginnt ihre Vorbereitungszeit auf die Profess Anfang August in ihrer Heimat.

Dafür haben uns neben Sr. Agape, Sr. Bahati und Julia tatsächlich fünf Kinder aus Loreto am Flughafen erwartet, mit denen wir morgen ins Krankenhaus gehen. So ein schönes Willkommen‎!